Mittwoch, 30. September 2009

Übergang

Das Abendlicht
legt sich fröstelnd
den Mantel der Dunkelheit um
noch zeichnet nur fahles
Licht die Konturen
einer schüchternen Mondsichel
längst hat ein sanfter Wind
die munteren letzten Lieder
der Amseln hinweg getragen
Nacht wird
verkünden einzelne Schreie
des Kauzes
Fledermäuse tauchen aus
dem Nichts
in ihr dunkles Element
lautlose Jäger des Todes
Nacht beginnt!

Dienstag, 29. September 2009

Lebensweisheit

Im ewigen Streben,
in Wirken und Weben
vergeht unser Leben
*
In Hetzen und Hasten,
kein Stillstand, kein Rasten
erdrücken uns Lasten
*
Die Kräfte verwalten,
in Ruhe gestalten
wir lerns von den Alten
*
Nicht leben im Streit
zu kurz ist die Zeit,
die uns auf Erden bereit.
*
Nicht laut sondern leise
auf ruhige Weise
bleib auf dem Weg deiner Reise.

Montag, 28. September 2009

Wahl 2009

Das, was Demokraten tun
ist, jetzt wieder auszuruhen.
Denn gewonnen haben alle,
es ist wie bei der Mausefalle.
Maus ist drin, vielleicht auch tot,
andere Mäuse gehen ans Brot.
Man die Augen später reibt,
wieder ist ein Loch im Laib
des Brotes der Bevölkerung
und nun spielt man Verwunderung.
Doch Brot, das nun mal nicht geschützt,
wird aufgefressen und stibitzt!
Wer die Wahl hat…wird gequält,
das jedoch die Nerven stählt.
Wer nicht gewählt hat, schadet allen
doch ihr Meckern hört man schallen!

Samstag, 26. September 2009

Wandel

Wir fassten einander an der Hand,
gingen gemeinsam den Schulweg entlang
doch bald schon ließen wir die Hände los;
es geschah wegen der anderen Kinder bloß.

Wir heimelten weiter – ganz im Stillen,
natürlich nur um der Freunde willen.
Wir schämten uns unsrer Verbundenheit-
es war damals noch eine ganz andere Zeit.

So kam es, dass wir uns immer mehr trennten.
Wir taten, als wenn wir uns gar nicht kennten.
So verloren wir uns, die wir einst so vertraut
und Keines hat mehr nach dem anderen geschaut.

Die Jahre kamen, sie gingen dahin,
doch trotzdem gingst du mir nicht aus dem Sinn;
hab den Kontakt mit dir nicht gesucht – wollt
die Freundschaft nicht pflegen…
ich frag mich im Stillen warum?
Wieder ist es der anderen wegen!

Donnerstag, 24. September 2009

Wie dumm von mir

Gerne wär´ ich klug und weise,
könnte reichlich Rat vergeben
und in dem erlauchten Kreise
der Genies mich dann bewegen.
*
Leider aber bin ich ´s nicht.
Dennoch geb´ ich „guten Rat“,
sehe das als meine Pflicht,
keiner etwas davon hat.
*
Guter Rat ist ungebeten,
wenngleich das Angebot wohlfeil,
sind die Menschen eher betreten
dient er nicht zu ihrem Heil.
*
Dennoch kann ich es nicht lassen,
so zu tun als wär´ ich klug,
bin vom guten Geist verlassen
auch den Freunden ist ´s genug.
*
Somit zahl ich guten Rat,
der sehr teuer, wie man weiß,
durch die schlimme, dumme Unart
mit Verlust im Freundeskreis.

Floh-Zirkus

(eine Groteske)

Es hüpfte einst ein Floh
von einem Bett nach anderswo.
Er sucht als Gast sich einen Herrn,
doch der hatte dies gar nicht gern
und hätt den Floh auch fast zerdrückt.
Doch dieser ist schnell ausgerückt
zu einer Dame, die ganz nah –
zu nah bei unserem Herren war.
Der Floh ließ Unarten nicht sein
und biss die Dame in ein Bein.
Das schmerzte sehr, der rote Fleck,
den hat die Dame zudem weg.
Der Floh entsprang – wie ´s seine Art,
weil er genügend Blut nun hat.
So voll gefressen schnappte ihn
die Floh-Zirkus-Direktorin.
Die spannt ihn vor ´nen kleinen Karren.
Er mußt sein Leben lang dort harren!

Am Ende siegt so die Moral,
ich wiederhol es gern noch mal:
die Blutsauger und Quälegeister
finden letztendlich ihren Meister!

Dienstag, 22. September 2009

An mein Deutschland

(anläßlich der Wahlen am 27 Sept. 2009)

Das Füllhorn ausgeschüttet über
dieses Land voll Narben
und Menschen, die dem Sumpf des Völkerhasses
grad entronnen:
so unzufrieden mit den Gaben,
die durch ein gütig Schicksal
auf sie zugekommen!
Was ist das für ein Land, das an sich
selber leidet –
gehasst, gefürchtet, mal geachtet, mal beneidet?
Ihr Deutschen Lande, die in Frieden
ihr vereint –
oh Volk, das klagt und ständig greint.;
mein Land, besinn dich deiner
kulturellen Kraft!
Sei auch für Fremdes, Neues offen,
du hast Befreiung aus moralisch tiefstem
Sumpf geschafft,
lass deine Kinder auf ein Leben
frei von Vorurteilen hoffen!

Zeitparadies?

Als ich morgens aufgewacht
hab ich drüber nachgedacht,
was die vielen Menschen tun,
die schon lange nicht mehr ruh´n.
Arbeiten sie bereits sehr fleißig
oder trödeln rum, was weiß ich?
Sorgen sich um Geld und Gut,
wie man dies wohl immer tut,
wenn man nicht schon Ruheständler,
vielmehr werktätig oder Händler,
Banker oder Schreibtischtäter,
die dann früher oder später
abgespannt nach Hause gehen
und dann neidisch mit ansehen,
wie ein Rentner, ausgeruht,
alle jene Dinge tut,
die man selber gerne täte,
wenn man nur die Zeit ´zu hätte.
Zeit, das ist ein Zauberwort.
Zeit verrinnt und ist schnell fort.
Zeit, wie Wasser in dem Fluss,
ist, was man sich nehmen muss!
Ansonsten rausched sie vorbei,
ob man untätig oder beschäftigt sei.

Montag, 21. September 2009

Wenn nicht ihr, wer denn...?

Ach, wie froh ich immer bin,
wenn die e-mail box mir sagt:
keine neue Nachricht „drin“,
niemand, der heut nach mir fragt.

Schreibe ich doch beinah täglich,
immerhin fast Deutschland weit.
Doch das Echo ist eher kläglich,
niemand hat für mich heut Zeit.

Insolvente Firmen aber
schreiben mir ihr Angebot,
doch allein für dies Gelaber
bleibt mein Briefkasten nur tot.

„Toter Briefkasten“, nanu,
das klingt so nach Spionage.
Hört der BND mir zu?
Mann, was wär das ´ne Blamage!

Versprechen

(für das Stammbuch der Politiker)

Versprechen leuchten wie die Sterne,
die nächtens uns am Himmel blinken;
Verlockung, hoffungsfrohes Winken,
doch sind sie in weiter Ferne.

Ach, wie viel wurd` schon versprochen!
Menschen lassen sich verführen,
keine Hand wird sich je rühren,
wenn Versprechen dann gebrochen.

Niemals hat man ´s so gemeint,
Missverständnis – nur ver-sprechen.
Nein, das Wort würd´ man nicht brechen,
wie es leider jetzt so scheint.

Sterne, die am Himmel stehen
sind für Träumer nur gedacht,
schön für eine Liebesnacht.
Der Realist will Taten sehen!

Sonntag, 20. September 2009

Wutzen Jagd

Ein Jäger reinigt seinen Stutzen.
Er geht damit zur Jagd auf Wutzen,
das bringt dem Landwirt Nutzen.

Am Hochsitz, wo die Mücken schwirren
und Mais ausliegt zum Schwarzwild Kirren,
da sind sie dann, er wird nicht irren.

Der Jäger öffnet Lukenschotten,
da sieht er schon die Wutzenrotten
so, als wollt man ihn verspotten.

Da nimmt er eines ins Visier
mit Zielfernglas Absehen vier
schießt er auf so ein Wutzentier.

Es wackelte die Hochsitzbank,
die Sau war jung und deshalb schlank,
so schießt er das Stück leider krank.

Im tiefen Grund
sucht es der Hund
erfindet ´s und verbellt den Fund.

Der Jäger eilet schnell herbei,
es gab auch keine Keilerei,
weil ´s Schwein noch tot als töter sei.

Der Jäger sieht ´s mit Freudenschrei
der Hund wedelt wie wild dabei.
Der toten Sau ist ´s einerlei.

Sie kühlt demnächst in einem Schrank
Waidmannsheil auch - Waidmanns Dank!.

Freitag, 18. September 2009

Schattendasein

Unter einem mächtigen Baum
wuchs heraus ganz klein
ein Maiglöckchen mit einem Traum
wie ihr Nachbar groß zu sein.
Ach, wie liebte es das Rauschen,
wenn Wind durch dessen Blätter fuhr,
konnte stundenlang dem lauschen,
schämt sich seiner klein` Statur.
Niemand ihm Beachtung schenkte,
gleichwohl seine Blätter grün,
was das Maiglöckchen so kränke,
sah es doch vorüberziehen
Wanderer, die den Baum bestaunten,
seinen großen Umfang maßen,
Geschichten von dem Alter raunten
und Maiglöckchen dabei vergaßen.
Einmal jedoch zur Frühlingszeit,
als unser Baum erschreckend kahl,
da macht´ das Maiglöckchen sich breit
mit Glockenblüten ohne Zahl.
So mancher Wanderer staunte nun
verharrte im Entzücken
und hatte Besseres nicht zu tun
als Maiglöckchen zu pflücken.
Am Ende war es sehr gerupft,
die Blätter war´n zertreten,
und Tränentau, nicht abgetupft,
erzählt von seinen Nöten.
Der Baum jedoch, der altersweise,
der schüttelt seine Krone
und sagte zu dem Glöcklein leise,
dass Schattendasein manchmal lohne.

Donnerstag, 17. September 2009

Bitte einer jungen Frau

Ach lieber Gott, ich bitte dich,
schenke mir einen Clown,
so einen ganz allein für mich,
der lustig anzuschauen.
Der jeden Tag mir Witze macht,
mir albern wilde Streiche zeigt,
mich unterhält bis in die Nacht
und Lieder auf der Geige streicht.
Genauso wünsch ich mir den Clown,
aus Fleisch und Blut in Wirklichkeit
nicht nur in meinem Traum.
Mit dem verbring ich meine Zeit,
bin lustig, immer froh,
ach, lieber Gott so einen Clown,
den wünsche ich mir so.
Soll sein, so sprach der liebe Gott,
du kriegst ´nen Ehemann,
dann lachst du dich zuweilen tot
und ich hab Spaß daran.
Nur eines kann ich nicht versprechen,
die Garantie lös´ ich nicht ein,
es könnte später sich mal rächen:
der Clown gehört dir nicht allein!

Mittwoch, 16. September 2009

Herstliches

Der Wald hat sich in seinen bunten Mantel
eingehüllt.
und erste Nebelschwaden schweben,
die scheinbar an dem Vorhang weben,
der jeden freien Blick verstellt.
*
Zugvögel sammeln sich
zu nicht gekannten Scharen
und zu den Flugbildern
von Staren
ertönen Wildgans-Schreie bitterlich.
*
Nach Süden zieht` s wer
graue Welten scheut
in denen Rau-Wind seine Heimat
findet,
von kaltem Regen und von Frostnacht
kündet
und von dem Winter, der beharrlich
dreut.
*
Der Mensch, noch trunken von dem Mehr,
das er gewann,
vom Mehr und Mehr in seinem
Schoß,
das er in vollen Zügen so
genoss,
sieht er noch, wie die Zeit
verrann?
*
Ob er bedenkt, wenn alles
reift,
die Erntezeit gekommen,
dass auch ein Stück von seinem Dasein
ihm genommen,
der Schnitter zu der Sense
greift?

Dienstag, 15. September 2009

Schlaf

Müder Körperlichkeit gibst du
lange so ersehnte Heimstatt,
erringst durch deine dunkle Ruh
wohlverdienten Tag- und Nachtpatt.
Geist-Gewitter wilder Träume
aus verschüttet Unbewusstem
gibst du zugewiesene Räume
in denen sie verweilen mussten.
Zogest eine breite Decke
über alles täglich Tun,
trotzt der überbordend Hektik
durch das sanfte, stille Ruh`n.
Schlaf, bist nicht des Tods Geselle,
sagt man `s dir auch häufig nach:
durch des Tages lichte Helle
wird das Leben wieder wach!

Montag, 14. September 2009

Erzähl mir was vom Pferd

Hans Witteborg

Erzähl mir was vom Pferd…
(eine Fabel für kleine Erwachsene und erwachsene Kleine)

In einem Land in dem schon seit Generationen stinkige Maschinen die schweren Arbeiten dem Freunde des Menschen, dem Pferde, übernommen hatten, waren Pferde eigentlich überflüssiger Luxus geworden. Da der Mensch keinen oder nur geringen Nutzen aus ihnen ziehen konnte, taugten sie in seinen Augen vielleicht noch für die Wurst oder zu sportlichen Vergnügungen. Einige Gutmenschen wollten eventuell noch die Vielfalt einstiger Rassen erhalten und züchteten seltenere Exemplare zu ihrem Vergnügen. So begab es sich, dass in einigen ländlichen Gegenden zuweilen Gestüte noch aufrechterhalten wurden einzig dem Zweck durch Verkauf von Rassepferden an vergnügungssüchtige Menschen Geld zu verdienen. In wenigen Fällen, wo der Platz dafür vorhanden war und Wiesen und Weiden Möglichkeiten des Auslaufs und der Fütterung hergaben, hielt man sich die edlen Tiere, weil man sich an ihnen erfreute.
So auch in einem Dorf, das weit, weit hinter der Zivilisation lag und deshalb die Stimme der Natur noch gehört wurde, wenn man bereit war ihr zu lauschen. Ich erwähne es deshalb, weil so weit von jeder Realität des täglichen Lebens die Pferde noch untereinander sich in der Wieherschnauben-Sprache verständigen konnten. Genug der Vorbemerkungen. Begeben wir uns dort hin, wo zwei große Weidebereiche getrennt durch einen Elektrozaun aneinander stießen. Die eine Weide wurde durch eine hochmütige Pferdedame genutzt, zu deren Begleitung man ein wuscheliges Dartmoor-Pony, das auch Stallgefährtin war, zugesellt hatte. Von Ferne hätte man auch meinen können es handele sich um eine Stute mit ihrem Fohlen. Aber beim näher Kommen… welch ein augenfälliger Unterschied. die Pferdedame war eine Schönheit – eine Hannoveranerin von großem Adel. Ihr Stockmaß betrug stolze 168 cm. Ihr Kopf war edel und trocken, wie man in Fachkreisen bemerkte, Ihre Augen groß und aufmerksam mit offenem Blick. Sie hatte große Nüstern und eine ausgeprägte Maulspalte,
eine lange schräge Schulter und weit in den Rücken reichenden Widerrist. Der Rahmen langbeinig, großrahmig mit geschlossener Oberlinie. Muskulöse aber schlanke Beine, elastische Mittelfesseln – kurzum, das Musterbeispiel eines Springpferdes. Sie machte einen intelligenten doch sensiblen Eindruck. Allein ihre Umgänglichkeit ließ zu wünschen übrig, anders ausgedrückt: sie war total zickig, wenigstens gegenüber ihren Artgenossen. Welch ein Gegensatz zu dem ihr zugesellten Dartmoor-Ponny, das die hohe Dame nur deshalb auf der Weide duldete, weil es vom Aussehen her ihr nicht das Wasser reichen konnte und zudem ihre lächerliche Zickigkeit geduldig, ja stoisch ertrug. Die helle Mähne der Kleinen fiel oder stand struppig über Kopf und Hals, der gedrungen und dem Körpermaß mit einer Stockhöhe von 113cm angepasst war. Pummelig, fast rund der Rahmen mit den kurzen dicken Beinen und einem beachtlichen Hinterteil, wobei der Ausdruck „beachtlich“ eher „fett“ Platz machen müsste. Dafür war sie aber fröhlichen Gemütes hin bis zum Übermut, wenn sie sich auf dem Rücken liegend ohne Rücksicht auf das zottelig braune Fell auf der Weide wälzte. „Wie kannst du dich derart gehen lassen, “ kritisierte die hochnäsige Princess – so der Name unserer Hannoveranerin. „Schau, wie du dich wieder zugesaut hast – staubig, ekelig, komm mir nur nicht zu nahe,“ schnaubte sie entrüstet. „Sieh mich an, mein schwarzes Fell glänzt gepflegt in der Sonne, wie eine Rabenfeder und hast du mich schon einmal unfrisiert gesehen? Schweif und Mähne immer tipp-topp.“ Das Dartmoor-Pony wieherte lustig zurück: „ dafür bist du einsam und hast keine Freunde, weil du andere Stuten immer beißt und nach ihnen schlägst, schämen solltest du dich!“ „Wer soll sich schämen?“ schnaubte es von der anderen Weide herüber. Ein Rheinisch-Deutsches-Kaltblut kam schwerfällig daher getrabt. Der Fuchs namens Ramson, Stockmaß 170 cm, so mächtig schwer wie das Gewicht von 20 Schulkindern und Hufen so groß wie Topfdeckel, mit hellem Behang über den Gelenken, war er fürwahr eine imposante Erscheinung, strotze nur so vor Kraft und hatte einen Hintern, einen Hintern sage ich euch – wenn der pubste, dann fielen die Fliegen von der Wand. Aber gutmütig bis zur Selbstaufgabe hatte er sich als Arbeitspferd bewährt und im Rückedienst in dem nahen Wald manche gefällten Baumstämme herausgeschleppt. So verdiente er sich redlich seinen Lebensunterhalt. „ Misch dich nicht ein – du unförmige Gestalt von einem Gaul,
dick gefressen wie du bist, hast du die Beweglichkeit einer Straßenwalze. Und diese Behaarung über deinen Hufen! Schleich dich, du Ungetüm.“ Damit dreht Princess sich um und äppelte kräftig vor seiner Nase. (Ob daher wohl der Ausdruck veräppeln stammt?). Das war wirklich mehr als eine ungehörige Abfuhr, die die Pferdedame da erteilte. Ja, sie fand es sogar lustig, als Ramson gesenkten Hauptes davon schritt. „Kannst wohl nicht schneller, alter Fettsack,“ wieherte Princess höhnisch hinter ihm her. „So machst du dir keine Freunde,“ wagte das Pony einzuwerfen. „Halt ´s Maul,“ war alles, was die feine Dame für ihre Kameradin übrig hatte. Im grazilen Trab entfernte sie sich und wurde für den ganzen Tag nicht mehr gesehen.
Einmal geschah es, dass Menschen Tonnen und Balken auf die Weide schleppten und daraus einen Hindernis-Parcours aufbauten. Neugierig sah Emma, das Dartmoor-Pony, dem Treiben zu - als Pricess aufgezäumt und gesattelt von ihrer jungen Besitzerin auf die Weide geführt wurde. Mit elegantem Schwung saß die junge Reiterin auf und im zunächst stolzem Schritt bewegte sich das Paar in die Runde. Dann aber lenkte die Reiterin Princess auf das erste Hindernis zu, ritt mit weitgreifendem Galopp vor die Barre und leichtfüßig, ohne das Hindernis zu berühren, setzten sie darüber hinweg. Im verhaltenen Galopp wurde der Oxer in Angriff genommen; doch zu nahe angesetzt wurde der Sprung! Princess stolperte in das Hindernis und stürzte, Reiterin kopfüber. Das Pferd wieherte und schnaufte vor Schmerz und, auf der Seite liegend, schlug es mit den Hufen bis es in Schockstarre geriet. Die Reiterin erhob sich unverletzt aber benommen. Sah mitleidlos auf das Pferd und schimpfte: “dämliche Zicke, hast dir wohl das Bein gebrochen.“ Dann entfernte sie sich – vielleicht um Hilfe zu holen?

Emma hatte mit Entsetzen nur die Worte „Bein gebrochen“ gehört. Sie wusste das könnte das Todesurteil für Princess bedeuten. Aber was tun? So schnell es ihre pummelige Figur erlaubte, lief sie zum Zaun der Nachbarweide und wieherte nach Ramson. Der kam an gallopiert, dass die Erde bebte und der Grassoden nur so durch die Luft flog. Emma brauchte nichts zu erzählen, Ramson erfasste die Situation instinktiv. Mit seinem gewaltigen Brustkorb drückte er den Elektrozaun nieder ohne sich um den merkwürdig kribbelnden Schmerz zu kümmern. Dann trabte er auf die am Boden liegende Pricess zu, die ihren Schockzustand überwunden hatte. „Hilf mir,“ flehte sie Ramson an. Der versuchte sie mit seinem Kopf auf die Beine zu drücken, was gelang. Nun kam auch Emma dazu. Man nahm Pricess in die Mitte und mit ihren massigen Körpern gestützt, wurde sie von der Weide und von den menschlichen Behausungen hinweggeführt. Dort verlor man sie aus den Augen….
Ihr müsst mich nicht fragen, was aus ihnen geworden ist. doch steht eines fest im Leben: alles wird gut,

wenn man seine Mitgeschöpfe nicht nach Rasse und Herkunft oder Aussehen beurteilt

friedliches Zusammenleben durch Respekt und Achtung vor dem jeweils Anderen übt

Freundschaft und Hilfsbereitschaft als hohes Gut schützt und pflegt.

Dann verliert auch das Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall seine Gültigkeit.

Erzähle mir da keiner was vom Pferd!

Sonntag, 13. September 2009

Fantasie

Kein Hemmnis gibt es,
wenn der Geist auf Reisen geht;
nicht Raum, nicht Zeit und keine
Grenze ihm im Wege steht.
Gestalten zeugt er, so bizarr erdacht
wie niemals eine gütige Natur
sie hätt hervor gebracht.
Doch auch das Traumland
einer Märchenwelt
aus unwirklichen Gefilden
wird in den Hirngespinsten
hergestellt.
sie kann Erlebt-Gefühltes zeigen
und abbilden.
Wenn Traum und Wirklichkeit
vermengt,
die geist-geborene Welt nicht
eingeengt,
entpuppt, entfaltet sich Genie
geboren aus dem Luftikus
der Fantasie.

Samstag, 12. September 2009

Sinnsuche

Tief ins Seelenleben tauchen,
versenken sich im eignen Ich,
die Frage klären: kenn ich mich,
wozu kann die Welt mich brauchen?
*
Ist mein Sein zu wessen Frommen,
welche Rolle sollt ich spielen,
wie zu handeln, wie zu fühlen,
zu welchen Zielen soll ich kommen?
*
Sein nur um des Seins willen,
Gedanken chemisch aktiviert,
Leben , das sich selbst verliert,
tiefste Sehnsucht nicht zu stillen?
*
Ich bin ich als Postulat,
Wesen, das nicht Zweck bestimmt,
Schicksal selbst zu recht getrimmt,
Leben, das man nicht erbat.
*
Werd´ ich je die Antwort finden?
Glaub nicht an die Niedertracht,
dass des Todes bittere Nacht
ist als Letztes zu verkünden.
*
Tauch ich in mein Seelenleben
bleibt es rings herum nur still.
Antwort find ich nicht. So will
ich dem Schicksal mich ergeben.

Freitag, 11. September 2009

...bis zur erschöpfung

beine schwer schmerzend
gelenke versagen, knicken ein
schlaffe arme übertragen keine kraft
die brust schnürt den atem
keuchen nur
vor den augen tanzen schwarze punkte
direkt ins gehirn
schlagen gegen die schädeldecke
gedanken nicht zu ende gedacht
der geist gehorcht dem wollen nicht mehr
nichts so abgrundtief höllenzynisch
der satz: arbeit macht frei..
– bis zur erschöpfung ausgeschöpft
in den tod
zielgerichtet die vernichtung

Donnerstag, 10. September 2009

Ungeklärt

Wessen bin ich?
Bin ich der Erde verhaftet
aus deren Materie ich entstand?

Bin ich Eigentum des Schöpfergeistes
Gehorsam verpflichtet dem, der mich
zurückfordert?

Bin ich den mich Liebenden gehörig,
die mir anhängen?

Bin ich Körper-Seelenneinheit,
die getrennt, heimatlos dem Nichts
zugehörig?

Wessen bin ich? Schrei ich in die Welt
die echot
…bin ich ich ich ii

Traumspuk

Ein Traum schiebt sich vorbei
an dem Wächter des Tiefschlafes,
entsprungen aus tiefster Höhle
des Unbewussten
schäkernd und neckisch spielend
wirbelt er Zeiten durcheinander
türmt Räume zu surrealen Gebilden,
reizt und ängstigt Seelengefühle
hohnlachend verzerrend Realitäten.
Zwängt sich hinter zitternde Augenlider
bis verwirrtes Erwachen endet
das fehlgeleitete Geistgewitter,
Traumspuk

Dienstag, 8. September 2009

Illusionen

Illusionen machen krank,
Gaukler sind sie, Nebelschwaden,
ziehen über dich hinweg,
hinterlassen nichts als Schaden.
Kriechen durch die feinsten Löcher
des Gehirns der Fantasie
ihr Erwartungspfeil im Köcher
trifft im Regelfalle nie.
Flink sind sie hernach zerstoben,
lassen Elend nur zurück
bei dem Mensch, den sie betrogen,
der vermeintlich war im Glück,
reisen weiter auf die Schnelle
machen anderen Buben Platz,
die sind auch sofort zur Stelle –
unnütz sind sie wie die Katz.
Wehe, wenn sie dich ergreifen,
spielen dir Theater vor.
Fixe Ideen in dir reifen
lebenslang bleibst du ein Tor!

Samstag, 5. September 2009

Aha daher...

Schau über deinen Tellerrand,
vorbei an deiner Kirchturmspitze
und du wirst sehen, dass allerhand
in dieser Welt voll Witze.

Von Kuckucksei bis Karneval,
von Politik bis zum Theater,
es wimmelt nur so von Krawall
und Aberglaub´ an schwarzen Kater.

Der Mensch ist blöde. Dieser Spruch
ist nicht von mir geschaffen,
er findet sich in Darwins Buch
und zeigt Verwandtschaft mit den Affen!

Hand(habung)

Die Hand zu einer Faust geschlossen
enthält im Inneren nur Luft,
sie scheint bedrohlich zuzustoßen,
so jede Freundlichkeit verpufft.

Die Hand jemanden entgegen halten,
sie ausgestreckt, ganz offen darzubieten,
kann, gleichwohl leer, doch Herzlichkeit
entfalten
und ist fern ab von allem Wüten.

Die Hand, schlaff baumelnd abgesenkt:
wie mutlos ist die Geste anzuschauen.
Als hätt ´ das Leben Freude nicht geschenkt,
die Schulter hängend wie das Selbstvertrauen.

Die Hände ruhend in den Schoß gelegt,
die Körperhaltung ganz entspannt
als Zeichen dafür, dass man seine Ruhe pflegt
und Müßigang noch nie gekannt.

Freitag, 4. September 2009

Kleider gewebt aus Männerblicken

Literarisch, die Metapher,
sprachlich wirklich wunderbar.
Leseratten, TV- Gaffer
sind davon entzückt, na klar!
Wäre ich ein Literat,
dessen Geist so Schönes denkt,
hätte ich mir viel erspart,
mir den Schreiberschweiß geschenkt.
Ausdrucksstark und durchaus bildlich
wie ein Hesse, Böll und Grass,
so zu schreiben würde ich
gerne – doch da fehlt mir was.
Jener Geist, der nicht gegeben
mir und auch dem Rindervieh.
ich muss damit leider leben,
großer Dichter werd´ ich nie.
Mühevoll ist meine Schreibe,
Füller kleckst mit jedem Schwung;
dass ich dennoch dabei bleibe
hat den Grund: es hält mich jung.
Jung im Geiste. Alte Knochen
sind kein Anlass zum Entzücken,
hab´ es öfter angesprochen,
lieber Leser, ich hab´ Rücken!

Regen bringt Segen

(wissenschaftlich nicht ganz „dicht“)

Der Wind durchstreift die Himmelsbläue.
Er fängt sich Wölkchen und treibt scheue
Cumuli zu Wolkenwänden.
Dann greift er mit seinen Händen
WolkeSieben an den Ecken,
in der Englein sich verstecken,
die verschüchtert und ganz blass
machen sich die Höschen nass.
Und wenn du spazieren gehst,
plötzlich dann im Regen stehst,
betrachte aus den Augenwinkeln,
wie Engelein dein Haupt bepinkeln.
So kannst du es miterleben:
Regen – himmlisch sichtbar Segen!

Donnerstag, 3. September 2009

Licht nicht - und "keine Sonne über Sibirien*

Ich kann nicht sagen, dass es mir Gewohnheit wird
am Tag vor Heilig Abend jenen Friedhof auszusuchen,
zu dem in meiner Heimatstadt zurückgekehrt,
ich auf dem Hauptweg sinnend gehe unter Buchen.

Ein weißes Leichentuch aus ungezählten Schneekristallen
bedeckt die Gräber, dacht die Kreuze, Totensteine.
Lautlos mein Schritt. Der Schnee verschluckt sein Hallen,
der Friedhof – menschenleer, ich fühle mich alleine.

Mein Blick fällt auf die Reihengräber mit dem Ehrenmal.
Die Toten, russische Gefangene, wie zu lesen,
die vor den Toren meiner Stadt getötet und verhungert unter großer Qual,
in fremder Erde preisgegeben dem Verwesen.

Sie liegen dort fast Seit´ an Seit´, wo vielleicht ihre Peiniger begraben.
Die Schicksale verschieden - doch im Tod sich nunmehr gleichen.
Verdrängt die Taten, derer, die mit Schuld beladen,
vergessen jene, die die namenlosen Opfer waren und deren
Knochen hier verbleichen.

Es drängt ein Bild sich auf von Russlands Weiten,
das ähnlich ist, wie man es mir geschildert;
mit Hunger, Elend, Tod – genau zu diesen Zeiten,
durchlebt, erzählt, in Dokumenten reich bebildert.

So modert Irrsinn auch von „Tapferkeit und Führerwahn“
in frostiger Erde auf der Krüppelbirken stehen.
Im Frühjahr, wenn die Erde bricht, bricht sich noch lang
nicht die Erkenntnis Bahn,
dass Krieg und Völkermord ein unverzeihliches Vergehen.

Der Abend naht und Dunkelheit der Nacht
steht vor dem Tag, an dem der Christ, der Heiland ward geboren.
Man sagt, er hat das Heil in unsere Welt gebracht,
doch klingt ein Wort wie HEIL als Hohngelächter meinen Ohren.


*Titel Anleihe an das Buch meines verstorbenen Großcousins
Wilhelm Tölle „Keine Sonne über Sibirien“

Apfellied

Ach, rotbäckiges Gebilde
lachst mich an in Fruchtigkeit.
Warte, ich führ was im Schilde,
längstens wird es für dich Zeit.

Überleg noch dich zu reiben,
beißen dich in schaumig Fleisch.
Vielleicht lass ich es auch bleiben-
oder tue ich es gleich?


Die Natur hat dich geschaffen.
Dafür dank ich meinem Gott,
werd` nicht länger dich angaffen,
ich mache aus dir Kompott!

Nein, ich werde dich nicht essen,
gerade fällt mir für dich ein,
ich will Saft aus dir rauspressen,
daraus mach ich Apfelwein.

Diesen trink´ ich mit Genuss,
mit dem Mädel meiner Wahl,
dafür krieg ich einen Kuss,
schnell ans Mosten erst einmal!

Mittwoch, 2. September 2009

Die Zeit ist reif

Die Zeit ist reif

schon liegen Felder kahl geschoren,
als hätten sie sich gegen alles Wild verschworen,
das auf dem stopp´lig schwarzem Feld
nicht Deckung findet – auch die Äsung fehlt.

Der Übergang, der sanfte Wechsel der Natur,
er wird beschleunigt durch des Menschen
hektisch Handeln.
Er kümmert sich um eigene Belange nur
und will die Welt in seinem Sinne wandeln.

Er nimmt sich was und wann es ihm gefällt.
Es ist der Geist, der Überlegenheit ihm schafft.
So ist ´s der „kleine Gott der Welt“,
der die Ressourcen plündert, an sich rafft.

Die Zeit ist reif
es gilt den sanften Wandel zu gestalten,
dem „immer Mehr“ und „alles Wollen“ zu entsagen,
die Erde für uns alle so verwalten,
dass sie dem Leben Heimat bietet noch in
hunderten von Jahren!

Dienstag, 1. September 2009

Am Fenster

(Erinnerung an den Kriegsbeginn zum 1. September)

Dämmerung. Von ferne ziehet Schwarzes auf,
die ersten Tropfen schlieren an der Scheibe.
sie zeichnen ihre Spur wie Tränenlauf,
zum Fenster geht ihr Blick hinaus
und trock´ne Lippen formen: bleibe!

Vergeblich bitten – nur der Blicke Gruß.
Es krampft sich das verlassene Herz.
Die Augen feucht, sie kämpft mit ihrem Tränenfluss,
ersticktes Schluchzen lindert nicht den Schmerz.

So war ´s geschehen, vor langer Zeit.
Ein Sohn, der ungestüm zu Felde zog,
der für das Vaterland zu dienen war bereit,
doch den, wie viele man, ums Leben nur betrog.

Sie steht am Fenster – heute noch,
wie jedes Jahr am Tag an dem er fiel.
Sie blickt hinaus wie in ein schwarzes Loch,
ein Blick voll Leere, ohne Sinn und Ziel.