Samstag, 9. Mai 2009

Nur ihr, nicht ich…

Wochenend – die Sonne scheint.
Ruhe ist nun, wie man meint.
Doch die Rasenflächenfront
wird erst recht jetzt nicht geschont.
Rasenmäher machen Lärm,
dieser geht durch das Gedärm.
Hat wer das Mähen grad beendet
ist es als habe er gesendet
einem Nachbarn seinen Gruß,
dass der von nun an mähen muss.
Hält dieser ein, kannst du drauf warten,
fängt jemand an im nächsten Garten
und so endet die Phonie
bis zur Sportschau – sonst wär nie
Ruhe auf dem Terrorgrün,
auf dem Motoren Runden zieh´n.
Ob mit Benzin, ob auch elektrisch,
recht geruhsam, nur nicht hektisch,
dass des Messers scharfe Kante
auch den letzten Grashalm bannte.
Ich, dem seine Ruhe lieb
allen Nachbarn deshalb schrieb:
„Es wäre schön, wenn ihr es rafft
und euch ein Heideschaf anschafft.
Auf die Natur bedingte Weise
mäht dies den Rasen ziemlich leise
und köddelt es, dann habt ihr auch
gleich den Dünger zum Gebrauch.
Entflieht euch Schlaf – vorbei mit quälen,
ihr braucht die Schäfchen nur zu zählen.
Auch eifersüchtige Ehegatten,
die früher was dagegen hatten,
wenn man zum Schäferstündchen schlich,
die freuen sich ganz fürchterlich,
fürsorglich, wie ihr geworden seid.
Darum, ihr Nachbarn, seid gescheit,
befolgt, was Hauspoet euch rät.
er, der elektrisch weitermäht!

Donnerstag, 7. Mai 2009

Wunschdenken?

Im grünen Gras ein Fröschlein saß
Insekten fing und sie dann fraß.
Der Tisch für ihn war reich gedeckt,
hat nur die Zunge rausgesteckt.
manchmal ein Hopser nach den Mücken,
er brauchte sich nicht einmal bücken.
Das Leben von dem Quakerich,
das wär fürwahr auch was für mich.
Der sitzt herum von sich aus faul,
das Fressen fliegt ihm in das Maul.
Tut gar nichts, ist dazu ganz heiter
hüpft manchmal nur ein Stückchen weiter.
Kaum, dass ich dieses hab gedacht,
da tritt herbei ein Storch ganz sacht.
Der Kopf zuckt vor – ein Schnabelhieb
und –schluck, vom Frosch nichts übrig blieb.
Da war ich doch am Ende froh,
dass ´s mir erging nicht ebenso.
Wie ´n Breitmaulfrosch, so ´n großes Maul,
das hab ich zwar – und bin auch faul.
Doch wünschte ich nie mehr so forsch
ein Erdenleben wie ein Frosch.
Auch wenn uns Buddha einst gelehrt,
dass man zur Erde wiederkehrt,
dann wäre mir der Storch ganz lieb,
nicht Frosch – ich fürcht` den Schnabelhieb!

Dienstag, 5. Mai 2009

Gedicht oder Gericht?

Eine wärmende Frühlingssonne hatte nicht nur Lebendiges aufgeschreckt, sie lockte sogar Bistrostühle und Tische in die einengende Dränge von Bürgersteigen vor den Cafes und Straßenrestaurants. Eine bunte Gesellschaft schnatternder Mitmenschen, wegen der noch erwarteten unbeständigen Wetterlage mit Sommerkleidung und Sandalen aber auch in zugeknöpften, wärmenden Umhüllungen gekleidet, belegten mit großer Beharrlichkeit alle Stühle der Außengastronomie.
Eigenartig, kaum, dass die ersten Sonnenstrahlen die Wolken durchbrechen, schon beginnt eine Germanische Völkerwanderung, nicht zu den Brunnen und Plätzen von Bella Italia, so doch an die Quellen aller Fernsehnsüchte, sprich zu den dampfenden und zischenden Automaten, die Cappuccino
und Espresso sowie Latte Macchiato speien. Vorbei die Zeiten schnöden Kaffees mit Kondensmilch und Würfelzucker. Hier werden Ansprüche reklamiert. Und weil man nicht nur sehen sondern auch gesehen werden möchte, wird der previligierte und vielleicht auch heiß umkämpfte Platz des ach so unschuldigen Vergnügens auch mit Ausdauer behauptet.

Ein Mensch, wie ich, der mit allen durchschnittlichen Eigenschaften seiner Spezies ausgestattet ist – so auch mit dem uns eigenen Herdentrieb, versucht schon seit einiger Zeit durch nervöses Auf – und Abschlendern einen Platz gewissermaßen an der Sonne zu ergattern. Lediglich im unattraktivem, schattigem Hintergrundbereich eines kleinen Straßencafés ist ein Sitzplatz an einem Zweiertisch noch frei. Den anderen Stuhl besetzt ein grimmig ausschauender Gast mit dicker Brille und ungepflegtem Bart. Er raucht Pfeife und nimmt mit Zeitung und einem kleinen Block den gesamten Tisch in Beschlag, während ein Espresso-Tässchen gefährlich am Tischrand kurz vor dem Absturz steht. Sollte ich….

Ich überwand meine Abneigung der Not der Ungeduld gehorchend und bat den Grimmbart um das kleine Fleckchen Entspannung. Der Fremde sah kurz auf, räumte ein Stück seiner Zeitung beiseite und signalisierte auf die stumme Art seine Zustimmung. Ich plumpste ebenso unfreundlich auf den unbequemen Bistrostuhl und bestellte bei der hektisch vorbei eilenden Bedienung als Durstlöscher eine Flasche Bitter Lemmon. Mein Gegenüber stummte weiter vor sich hin – griff hin und wieder zu einem Kugelschreiber und notierte kurze Wörter, für mich nicht einsehbar. Darauf legte er den Kugelschreiber wieder beiseite. Nach wenigen Sekunden wiederholte er die Prozedur. Saugte an seiner Pfeife, stützte seinen Kopf auf seine Hand, den Unterarm senkrecht auf den Tisch gestellt. Nahm den Kugelschreiber, kurze Notiz, legte ihn wieder nieder – nahm den Kugelschreiber und in unregelmäßigen Abständen ging das so fort. Wiederholt blickte er versonnen über seine Brillengläser in ein entferntes Nichts.
Diesen Ausdruck kannte ich, ich, der Hauspoet pflegte ähnliche Verhaltensweise, wenn ich einem lyrischen Gedankengang verfolgte. ich schloss rasierklingenscharf, dass vor mir ein Dichterkollege saß. Verwandte Seelen lieben den Gedankenaustausch. Keck sprach ich den mir nicht mehr als Unsympath erscheinenden Bruder im Geiste an.
„Ich sehe, Sie reiten auf ihrem Pegasus.“ Meine Ausdrucksweise schien ihn zu verblüffen. Er starrte mich an, nuckelte etwas nervös an seiner inzwischen kalten Pfeife und schleuderte mir ein feuchtes HEEE? entgegen. Erfahrung macht klug, Dichter stört man nicht beim Denken- hätte ich eigentlich vorher wissen können. „Entschuldigen Sie,“ sagte ich deshalb etwas verlegen, „ich wollte Sie nicht in Ihren Überlegungen stören. Dennoch würde mich, gewissermaßen als Kollegen, interessieren, in welchem Stil Sie schreiben.“ Der Fremde riss hastig seine Notiz vom Block, steckte sie ohne Sorgfalt knittrig in seine Jackentasche, nahm seine Pfeife in die Hand, stand abrupt auf, stieß dabei an den Tisch, was die klirrende Espressotasse empörte. Dann entfernte er sich grußlos wobei ein Teil seiner Zeitung zu Boden trudelte. Der Block hingegen blieb auf dem Tisch liegen. Neugierig spitzelte ich den unauffällig zu mir herüber, und ich sah, dass sich die Schrift erwartungsgemäß durchgedrückt hatte. Als ständigen Begleiter habe ich stets einen kleinen Bleistift bei mir, das bin ich meiner Zunft schuldig. wie ein Privatermittler führte ich in fast waagerechter Haltung die Grafitmine sanft über das Papier.
„Mit mir doch nicht,“ murmelte ich dem Geheimnis schon auf der Spur. Meine Neugier wurde voll befriedigt: der „lyrische Erguss“ erwies sich als ein ganz ordinärer Einkaufszettel-
Penne, Tomaten, Parmesan, Olivenöl, Schalotten, Knoblauch, Basilikum, Thymian, schwarzer Pfeffer…

Ich weiß nicht, ob meine Fantasie ausreicht, daraus ein Gedicht zu machen…vielleicht jedoch, um ein italienisches Pastagericht zu komponieren.
Sagt es mir!

Montag, 4. Mai 2009

Absicht?

Klecksen mit viel Pinselschwung,
hei, was bin ich für ein Held!
Selber malen hält mich jung
und ich spar noch dazu Geld.
Eingetaucht schön in die Farbe,
wunderbar der Pinselstrich,
dass ich dazu Begabung habe,
offenbar weiß das nur ich!
Auf und nieder mit viel bücken,
Hände schmerzen, ich hab „Rücken“.
Farbe läuft in dicken Tränen
an dem wehrlosen Objekt;
sieht aus wie vom Friseur die Strähnen,
hätt´ den Fachmann abgeschreckt.
Nicht jedoch den Pinselschänder,
der schmiert dicke Farbe drüber,
das Objekt hält wie ein Ständer
Farbschicht hell und dann mal trüber.
Dieses bringt den Amateur
erst so recht in Arbeitsrage.
Das Ergebnis: ein Malheur,
sieht jetzt aus wie Camouflage.
Ist doch Absicht, sag ich stolz,
sollte doch nur Tarnung sein,
so sieht man nicht mehr das Holz
- und demnächst lass ich es sein!

Sonntag, 3. Mai 2009

Strandgut

Unerbittlich spülte des Lebens Wellenschlag es an den Strand.
Unnütz, nicht wert es weiter im Gesellschaftsmeer zu tragen,
zum Ausdörrn hingeworfen auf den Sand,
nur noch der Name des Erinnerns: keine weitren Fragen

Strandgut

Gut? Wozu? Wem nutzt Erbrochnes, ausgespieen,
wen kümmert` s, was gestrandet liegt?
Auch wenn ein wenig Wasser Ausgedörrtem Glanz verliehen
und hier und da ein Stück sich trügerisch in Wellen wiegt

Strandgut

bleibt ´s. Vielleicht, dass irgendwann wer sich erbarm`
beim Säubern innehält, des Angeschwemmten Sinn erneuert,
es sammelt, packt auf seinen Arm
und fröhlich dann zum Wärmen im Kamin verfeuert:

das Strandgut

Freitag, 1. Mai 2009

Tanz in den Mai

Nacht hat die Sterne ausgeknipst
graues Himmeldunkel erlaubt keinen Mond
Mainacht ist;
nicht wie früher als Sternefunkeln freute.
Dröhnende Bässe verdrängen Musik
Menschen zappeln in den Mai,
verrenken sich paarweis oder allein
nur keine Berührung, keine Nähe
jeder für sich schweissekstasisch,
ausgelassenes freudloses Laut
begrüsst eine grünende Zukunft.
Der Tanz in den Mai stößt an
ausgenuckelte Flaschen,
die klirrend falsch tönen.
Mai wird… und dann?
Maienhoffnung

Es ist schon wieder einmal Mai,
eben flog ein Käfer an mir vorbei,
der war nach diesem Monat benannt.
Ich nahm ihn behutsam auf meine Hand.
Dort krabbelte er und pumpte Luft.
Was wollte er damit sagen , der Schuft?
Etwa, dass ich zuviel Geld ausgegeben
und gestalte nur auf Pump mein Leben?
Der April ist Gott sei Dank vorbei,
es gibt neues Geld für den Monat Mai.
Eventuell auch einen neuen Kredit,
das teilte ich dem Insekte mit.
Dem war ´s einerlei, es flog davon.
Und ich wart auf das Geld für Juni schon!