Montag, 26. Mai 2014

Der Sitz des Verstandes

Der Sitz des Verstandes

Das merkwürdigste oder besser seltsamste Wesen auf der Erde ist zweifelsohne der Mensch. Er bildet sich ein Verstand zu besitzen,
macht sich aber im allgemeinen und besonderen nicht viele Gedanken darum. Seit Beginn seines Erscheinens spekuliert er darüber wo die Gefühle sitzen mögen. Manche Kulturen sehen den Sitz der Gefühle im Herzen,
andere sind eher für den Bauch. Ganz eindeutig lassen sich die Definitionen über den Platz im menschlichen Körper durch den inzwischen erfahrenen Kulturmix nicht mehr zweifelsfrei zuordnen.
So spricht man bei uns beispielsweise von einem „Bauchgefühl“ wenn es um Ahnungen geht oder von Schmetterlingen im Bauch wenn das Gefühl der Liebe überwältigend wird.
Sieht man davon einmal ab – einem emotionalen Ausnahmezustand –
so bewegt sich die andere Gefühlswelt Mitleid, Sanftmütigkeit, Großherzigkeit (nomen est omen) Sehnsucht usw. dort wo das Herz sitzt also auf dem rechten Fleck (etwas mehr links orientiert, rein biologisch).
Über den Sitz der Seele , abstrakter als anderes machen sich eher die Religionsphilosophen Gedanken. Das muß hier außer Betracht bleiben,
da man die Seele nicht fühlen kann und keine Auswirkungen auf das Befinden der Menschen am lebendigen Leibe hat. Wir wollen dies in der vorliegenden Betrachtung vernachlässigen.
Tatsache aber ist, daß sich die Menschen eher Gedanken gemacht haben über den Sitz der Gefühle, was in der Sprache dominierend zum Ausdruck kommt. Auf das, worauf man doch so stolz ist, der Verstand, spielt im Bewußtsein der Lokalisierung keine Rolle. Kann es sein, daß hier die Menschheit gespalten ist? Ich meine in eine weibliche und eine männliche Fraktion? Laut der femininen Betrachtungsweise sitzt der Verstand bei den Männern im Erdgeschoß des Körpers inmitten der Hose. Männer hingegen behaupten Frauen hätten gar keinen Verstand oder wenn sie ihn mal gehabt hätten, dann hätten sie ihn verloren. Man vermeidet so den Sitz des Verstandes zu erwähnen, weil man ihn anderen Leuten ohnehin abspricht.
Immer etwas verdeckt, selten ganz offen, weil es unzweifelhaft Kopf und Gehirn ja gibt. Das gänzlich zu ignorieren wäre falsch, wenngleich es Leute geben soll, die sich kopflos verhalten.
Aha, damit haben wir uns analytisch dem Standort des Verstandes genähert.
Dennoch gibt es Menschen, die sich scheuen, es als Tabu betrachten so etwas wie Verstand oder dessen Abwesenheit zu erwähnen. Man kennt das
aus dem Sprachgebrauch: jemand hat nicht alle Tassen im Schrank, der hat nicht mehr alle Latten am Zaun oder jemand ist hirnrissig...beim Letztgenannten verrät man aber den angestammten Platz des Verstandes.
Wenn nun jemand meint das sei somit klar das „Stammhirn“ (wegen angestammten Platz)...dann muß ich ihm leider recht geben. Das großspurige Großhirn täuscht nur Verstand vor.
So blicke ich denn verständnislos auf die Menschheit, weil rein biologisch gesehen, kann niemand etwas für den Mangel. Denn für den gesunden Verstand gibt es keine Herberge!

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