Montag, 30. Juni 2008

Eine haarige Angelegenheit

Das Thema Männer und Haare könnte abendfüllend sein. schon in biblischen Zeiten hat man sich damit befasst und stellvertretend für alle Geschlechtsgenossen Samsons Haarpracht, der er seine sagenumwobene Kraft verdankte als Quell herber Männlichkeit ( und nebenbei bemerkt: Verletzlichkeit) hervorgehoben.
Ein listiges Weib beendete die Herr –lichkeit, indem sie ihm kurzerhand das Haar ablängte. er verlor all seine Kraft und die antike Alice Schwarzer – sofern der Vergleich erlaubt scheint- triumphierte.
Seit jenen fernen Tagen ist die Verletzlichkeit männlicher Seelen und heroischen Stolzes zur grossen Sorge des benachteiligten Geschlechts geworden, dessen Schmerzempfindlichkeit und Jammerlappentum zur Erheiterung unserer robusten Gefährtinnen regelmässig beitragen. Allerdings – zu deren Ehrenrettung – sind sie um diese Schwachstelle auch ständig besorgt und beobachten mit kritischem Kennerblick die Veränderung auffälliger Männlichkeit und deren Nachlassen.
Enervierende Fürsorge, wenn man mich fragt, was allerdings niemand tut.
Das Aufdecken von Schwachstellen hat also etwas mit der weiblichen Voraussicht zu tun. Das ist entwicklungstechnisch bestimmt und stammt aus der Zeit, als Männer noch Schutz und Trutz gegen Gefahren darstellten und jede Schwäche der weiblichen Sippschaft signalisierte: Achtung, der hält nicht mehr lange durch, such dir beizeiten eine stärkere Schulter zum Ausruhen. so oder ähnlich hat sich das abgespielt und den Frauen zu einem sensiblen Selbsterhaltungstrieb verholfen. Sie können also nicht s dafür. Ist so, basta.
Kommen wir zu dem Kern meiner Geschichte.
Ich erinnere mich noch gut als die ersten grauen Fäden sich durch meine damalige Lockenpracht zogen. „Nanu, du wirst seriös,“ lächelte mein Frau. Anfangs. Als das Grau inzwischen anfing etwas dominanter zu werden, war das Lächeln einem kritischen Blick gewichen. Mit einem mal hiess es: du wirst alt. Welche Frau in ihren attraktivsten Jahren will sich schon mit einem alten Mann sehen lassen? Wenn man ihn schon nicht eintauschen kann oder will, muss wenigstens sein Äusseres poliert werden. Soll heissen: färben, wegtünchen, verkleistern. Prozeduren ohne Ende mit abrubbeln überschüssiger Färbungen an Schläfen und Stirn. (Für Nachahmer: hier empfiehlt sich Schmirgelpapier mit Körnung 200). Aber Haare sind dynamisch, sie danken dir eine solche Behandlung mit nachwachsen. somit siehst du nach zwei, drei Wochen auf dem Kopf eher aus wie ein Zebra, gerade so, als hättest du die Gene jener Wildpferdeart aus längst vergangenen Entwicklungsständen wieder neu belebt.
Es gibt für diesen, sich wiederholenden Fall, allerdings Handlungsalternativen. Nachfärben oder schneiden mit anschliessendem Nachfärben. Letzteres ist effektiver und wird bevorzugt. Also ab zum Haardesigner (sagt man so, wenn einem die Bezeichnung Frisör nicht edel genug erscheint). Haardesign ist jedoch in unserem Dorf eher grundsolide Schneidearbeit. Dafür ist es preiswert und schnell.
Meine Madame ist allerdings schwer zufrieden zu stellen. Wie gerupft siehst du aus…. oder du siehst aus wie Karl Napp ( woher sie den noch kennen sollte ist mir mehr als schleierhaft, nennt man so etwas vielleicht retrograde Erinnerung nach der Wiedergeburt?) Jedenfalls stimmt selten etwas mit meinem Haarschnitt: zu lang, zu kurz, nicht gleichmässig, nein so geht das nicht und ausserdem musst du deine beginnenden Geheimratsecken kaschieren, anders kämmen.
Ihr kennt mich und die Kreativität beim Entwickeln ausweichender Strategien. Auch hier habe ich mir etwas einfallen lassen. Kurzum, ich liess mir eine Glatze schneiden und polieren. Glatzen sind sexy, deuten auf einen Überschuss von Testosteron und damit als Nachweis ausgezeichneter Potenz. Einer meiner Nachbarn (Name aus Datenschutzgründen und dem Schutz des Persönlichkeitsrechts bleibt unerwähnt), also jener spöttelte: wer in der Jugend viel bürstet, braucht im Alter wenig zu kämmen. Ein Spruch mit sooo ´nem Bart!
Das sah mein Heimchen wohl ähnlich. Sie verpasste mir eine margentafarbige Kappe und schickte mich zum Gespött aller ständig zum Einkaufen. Frauen können so rachsüchtig sein.
Wenn ihr aber glaubt, ihr könntet euch dem Spiessrutenlaufen anschliessen, dann muss ich Euch leider enttäuschen. Ich habe die Geschichte nämlich erfunden. Denn echte Geschichten aus dem Dorf trau ich mich nicht zu erzählen, dann würde ich wohl unweigerlich ausgebürgert werden oder so!.
Bei uns im Dorf ist immer ganz grosses Kino. Kommt mich besuchen und lacht euch kaputt. Wenn ihr das nicht wollt, dann langweilt euch doch zu Hause…..

Donnerstag, 26. Juni 2008

Fussballsieg und die Einstellung
vom Hauspoeten


Glorreich ging ein Tag zu Ende,
grosse Freude setzt jetzt an.
Doch der Durchschnittsmensch, der fragt sich,
was er sich für kaufen kann.
Wenn man nicht gewonnen hätte,
wär für uns die Welt kaputt?
Oder gibt die Fussballstätte
neuen Aufschwung, neuen Mut?
Siegt die eigene Mannschaft hier,
heisst ´s ganz überheblich „wir“.
Doch wenn die das Spiel vergeigt,
ist man peinlich abgeneigt.
Sagt dann „Die“, meint ´s despektierlich,
schimpft darüber unmanierlich.
„Helden“ sind allein die Sieger,
alle andern „müde Krieger“!
Sportsgeist der verflüchtigt sich
zuerst bei mir - ich schäme mich!

Montag, 23. Juni 2008

Sport


Man tut es allenthalben kund:
Sport hält fit und ist gesund!
Z.B. skifahren: doch welch ein Fluch,
geht schnell das Schienbein da zu Bruch,
auch radfahren im Alpenland,
führt zur Verletzung, wie bekannt.
Das Reiten ist auch sehr beliebt,
wenn danach wer den Rollstuhl schiebt.
Erst macht man sich fürs Tennis warm,
danach hat man den Tennisarm.
Wenn einer jemals fiel vom Reck,
der rührt sich nicht mehr von dem Fleck.
Beim Marathon, das ist gemein,
bricht vor dem Ziel der Kreislauf ein.
Kannst du den Absturz nicht recht leiden,
musst du das Bergsteigen vermeiden.
Beim Fussball dir das Kreuzband reisst,
wenn sich der Gegner in dich schmeisst.
Auch Wassersport, da sein wir ehrlich,
wird durch das Kentern sehr gefährlich.
Wer hat da bloss den Spruch erfunden,
der Körper soll durch Sport gesunden?
Ich fand ´s nach langer Suche raus:
die Ärzte waren ´s vom Krankenhaus.
Da halt ich mich an Churchills Wort:
willst überleben du – no sport!


Samstag, 21. Juni 2008

Gewissen


Erst oberflächlich sprengt ´s die Schale,
dann frisst ´s sich ein wie eine Made
ins fette Fleisch der Selbstzufriedenheit.
Es nagt und bohrt und ist zum Frieden nicht bereit.
Sein Hunger wird zur Raserei.
Es höhlt ohn´ Unterlass und ist erst dann vorbei,
wenn Reu´ und Demut dich erfasst
und du dich danach selber hasst.
Doch lässt ´s das Gute in dir spriessen:
was für ein Mensch wärst du denn ohne dein Gewissen?

Donnerstag, 19. Juni 2008

Wovon reden die..?

Es war leicht zu verstehen
man konnte es im Fernseh`sehen,
die Sendung war top:
es erklärte Herr Klopp
das Mensch-ärger-dich- nicht-Spiel.
Erst verstand ich nicht viel.
Doch nach einiger Zeit hat mir vor allen
das Würfelspiel dabei gut gefallen.
Da wurden die Spielfiguren verschoben.
Auch die Zuschauer waren da zu loben,
die freuten sich riesig und klatschten Applaus,
nicht wegen Tosca, die fiel wohl aus.
Es ging um ein Spiel nur im andern Revier.
Mau Mau? Schwarzer Peter? oder 17 und 4?

Dienstag, 17. Juni 2008

Blickkontakte

Es ist ein kurzer Augenblick
das Tasten zweier Augenpaare,
er: von den Beinen, Hüften, Busen, Haare;
sie: blickt nur kurz und kühl zurück;
er: kann sich im Vorübergehen
an ihrem Körper recht entzücken;
sie: lässt kein Interesse sehen
zeigt ihm ihren Rücken.
er: hat ein Lächeln noch als sie vorüber;
sie: schaut ins Schuhgeschäft ihr gegenüber.
Es war ein kurzer Augenblick:
bedeutungslos für sie – für ihn indessen nicht.
Sie sah durch ihn hindurch und nicht zurück,
doch die Begegnung zaubert ihm ein Lächeln ins Gesicht.

Montag, 16. Juni 2008

Brille

Der Arm zu kurz, Pupille angestrengt,
der Text verschwimmt, wie auf dem Teich die Wellen,
bevor du dir die Schulter ausgerenkt,
versuchst du es zunächst im Hellen.
Hier kannst du hin und her nur spekulieren,
du kommst an der Erkenntnis nicht vorüber
und musst die Nerven nicht verlieren,
im Alter wird der Blick wohl trüber.
Zum Lesen, denkst du, brauchen viele eine Brille,
das ist vorüber gehend – kannst dich überwinden,
die setzt man auf, verschämt in aller Stille,
ansonsten lässt du heimlich sie verschwinden.
Mit dem Gedanken gehst du zu dem Sehtest hin,
der Augenarzt ist freundlich und korrekt,
du hast nichts Böses mehr im Sinn,
bis dass er Glas auf Glas in Apparate steckt.
Verwirrt erkennst du, dass du nichts erkennst-
die Brille hoch von Nöten ist
und du dich nicht noch mal verrennst,
nur weil du furchtbar eitel bist.
Doch darauf leistest du Verzicht,
weil die Erkenntnis dich erreicht,
dass Einsicht – kommt zu spät sie nicht-
den Sturkopf überzeugt – vielleicht!



Samstag, 14. Juni 2008

Gedanken Ödland

ausgetrocknet, unfruchtbar
gedankengänge führen gewunden
ins nichts
aufgewirbelter neuronenstaub
ohne zusammenhang
wirbelt in ungeordneten
bahnen
nicht sinnfindend
ödland
ohne gestaltende fruchtbarkeit

öde
gedankenverloren


Freitag, 13. Juni 2008

Schönste Sache der Welt

Fussball ist schön, ach wunderschön.
Menschen die feiern, Menschen die hoffen,
die bunt bemalt und manchmal besoffen.
Ach ist das schön, diese Bilder zu seh´n.
*
Fussball ist schön auf dem grünen Rasen
von weissen Linien markiert, zwei Tore am Ende,
die Gesichter der Spieler –entschlossen – sprechen Bände;
ein Ball im Spielfeld hinter dem alle rasen.
Ach Fussball ist schön –
vom Sessel beseh´n.
*
Kommentare am Anfang – man hat schon gewonnen.
Der Gegner ein Klacks, das Ergebnis zu Null.
Nach 90 Minuten hat man die Nase „full“.
Elf Kicker, für die die Hoffnung zerronnen.
Die Stimmung ist auf den Tiefpunkt gesackt.
Ach, Fussball ist irgendwie doch beknackt!


Donnerstag, 12. Juni 2008

Ein Wimpernschlag des Glücks

Ein Hotel der Luxusklasse,
jenes, das die Reisekasse
beim Betreten bereits schröpft.
Pagen, hochmut-zugeknöpft,
ein Portier mit wachem Blick
leitet alles mit Geschick.
Gepäck versorgt und registriert,
steht er am Fahrstuhl, leicht geniert.
Gibt vor, dass er sich langeweile
und somit auch nicht sehr in Eile,
betrachtet seiner Schuhe Spitzen
und hört gebannt den Fahrstuhl flitzen.
Der stoppt, ganz ohne Rucken fast,
es öffnet sich der Spiegelpalast.
Und vor ihm steht, zum Greifen nah,
die Traumfrau, jener Fernsehstar,
für den er schon so manche Nacht
am Bildschirm lüstern zu gebracht.
Verdutzt verhält er seinen Schritt.
Soll er bleiben, soll er mit?
Ein Wimpernschlag, oh, kurzes Glück,
er zögert, dann bleibt er zurück.
Doch prügeln könnt er sich dafür,
ein Lächeln schliesst die Fahrstuhltür.

Dienstag, 10. Juni 2008

Über das Lernen

Instinkt – Erbe der Auslese
drängender Artenerhaltung
gnadenlosen Lebenskampfes.
Jahrmillionen gespeicherter Erfahrung
genetischer Prägungsmuster,
gezielt auf Vervielfachung,
das eigene Zutun ignorierend,
Massenware ohne Individualität.
Doch mit dem Hauch des Geistes:
schlummernd – nicht ersetzt –
kognitive Ergänzung, erlernt durch
das Individuum:
begriffen,
eigenhändig und dem Verstand
zugeführt – verstanden.
Gelernte Erfahrung, Auswahl von Handlungen
in den eigenen Willen gelegt.
Lernen für SICH, Aufstieg ins Undenkbare,
lernen als Leben, Überleben, Erleben zugleich.
Lernen heisst der Weisheit entgegenstreben.
Doch Weisheit ist Vorrecht des Alters.
Weisheit ist Ende des Lernens,
letzte Stufe endgültiger Individualität.

Sonntag, 8. Juni 2008

Der Ritter ist wieder da

Aus Iffezheim ist er zurück,
wo er sein Pferd trainiert,
dass er im Weltturnier mehr Glück
und sich nicht so blamiert.
Der Weisse Ritter ist empört,
was zwischendurch geschah
und was aus Deutschland er gehört
als er auf Reisen war.
Die Heller, mühsam angespart,
die sind verspekuliert
vom Banker, dem vertraut er hat,
der hat ihn ruiniert.
In seiner Burg, da fand er dann
ein Hörrohr installiert,
dass irgendwer auch mithör`n kann,
was er denn so parliert.
Und auch sein Wald, sein ganzer Stolz,
der wurde umgehauen,
zum Heizen hat er nun kein Holz,
zum Energiepreis kein Vertrauen.
Den Landesherrn, so geht die Mähr,
den will man wohl ersetzen
und nichts ist mehr wie früher mehr,
er sieht es mit Entsetzen.
In Oesterreich und in der Schweiz
ist ein Turnier gestartet –
liegt ´s an der Geilheit von dem Geiz –
kein Pferd – und alles nur „mit Fuss“
fürwahr, das ist entartet.
„Wo ist der Feind, der Schwarze Ritter?“
seufzt unser Held, enttäuscht und bitter.
Seelenwanderung

seltsames umherirren
gestaltlos, stofflos, gefühllos
suchen im nichts
der unwelt
geboren aus ohne-raum, ohne-zeit
der quantenphysik entschlüpft
schweben ohne zu schweben
sein im nichtsein
suchend im unwissen
ungewissheit in der gewissheit
seele,
die allem und nichts entgegenstrebt
wo bist du zu hause?

Freitag, 6. Juni 2008

Vergebens

Der Wind verweht mir leise Musik,
sie klingt vom See herüber,
und ich erkenn mein Lieblingsstück:
„leise flehen meine Lieder“.
Und ich lausche in die Nacht,
bald verhalt ich meinen Schritt,
weil das Lied mich traurig macht,
summe ich es mit.
Hab der Liebe nicht vergessen,
die ich dir einst dargebracht,
bist das Liebste mir gewesen,
doch du hast mich nur verlacht.
Und nun steh ich an der Stelle,
wo du schmerzlich mich verletzt,
wieder hör ich deine helle
Stimme gerade so als wär` es jetzt.
Doch das Lied ist nun verklungen,
setze meinen Weg nun fort,
denn auch ich hab ausgesungen
und enteile diesem Ort.
Niemals flehen meine Lieder
wieder zu dir hin,
wird die Liebe nicht erwidert,
bleibet dies doch ohne Sinn!

Verängstigter Jäger

Gruselig ist es im Stangenholz,
wenn kein Lichtstrahl durch ´s Astwerk dringt
und die Dämmerung vor der Nacht hinschmolz
und dich Totenstille umringt.
Dein lautloser Gang auf dem Nadelflor,
noch federnd elastischer Schritt,
doch plötzlich dringt Grunzen und Knacken ans Ohr,
es ist wie ein Teufelsritt
und bricht durch das Holz im wilden Galopp,
wie von dem Bösen gestochen:
eine Rotte Schweine mit roher Gewalt,
schwarze Schatten, die nach Maggi gerochen.
Der Jäger erstarrt fast zu Stein im Verhalt.
Er ist knapp der Gefahr noch entronnen!
Doch da er so ´n schaurig Erlebnis nicht mag,
hat er sich künftig besonnen
und geht in das Holz ab sofort nur am Tag!

Donnerstag, 5. Juni 2008

Besser nicht…

Klarheit liegt im Weizenkorn,
Wässerchen, das feurig macht
und des Lebens schmerzend Dorn
ist im Nu wie weggeschafft.
+
Glas auf Gläschen wird genossen
standhaft zeigt sich eis´ner Wille
und die Zukunft wird begossen
mit dem Wasser der Destille.
+
Später dann, erst wenn der Kater
wütet und rumort im Kopf,
und die Liebste macht Theater
wird der Thekenheld zum Tropf.
Babylonische Vögel

Vögel sind sie allesamt,
die mit mir den Garten teilen;
pfeilschnell durch die Lüfte eilen
oder plustern sich im Sand.
+
Heiser klingt der Krähenschrei,
unruhig Tauben mit gurr, gurr
piepsich klingen Fink und Spatz, nur
Amselsang wie Melodei.
+
Und ich sitze da und staune
über Vielfalt im Gesang,
Stimmenwirrwarr munt´rer Klang
der Natur mutwilliger Laune.
+
Vögel sind sie allesamt
doch die Stimm-Kakaphonie
birgt Verständigung wohl nie,
was dem Menschen wohl bekannt!

Mittwoch, 4. Juni 2008

Gedanken am Meer

Gurgel, gluckern, glucksen platschen
sanfter Wellenschlag
schroffes Gestein glatt küssend
im Wechsel der Gezeiten
ein endlos scheinendes Ritual
Kuss und platschen
Zurückweisungen ohne Sinn
endlos, erfolglos.
Einschmeichelnd schwappt
die nächste Welle an
rollt wie mit ausgebreiteten Armen
allumfassend
auf den sperrigen Küstensaum.
Vom Meer ausgespülte Löcher,
die wie tote Augenhöhlen
unermüdlich küssender Braut
tatenlos entgegen starren.
Oh, wilde See,
hast du nicht schon genug verschlungen?
Verzichte auf der Tränen salziger Flut!
Ach nur noch einmal….

Schlendern mit dir am Weizenfeld,
dein wehendes Haar der Kornfarbe gleich,
dein wiegender Gang mich gefangen hält,
deine Gegenwart ist mir wie Himmelreich.
Und strahlen die Augen im Sonnenglanz
tiefblau, wie der Kornblume gleich
und Lippen so rot wie Mohn und ganz
wie Pfirsich deine Haut so weich.
Ich seh deinen Liebreiz noch heute vor mir.
Ach, könnt ich noch schlendern,
nur noch einmal mit dir!

Dienstag, 3. Juni 2008

Träumerei

Ich seh dem Tanz der Blätter in dem Winde zu,
der durch das Astwerk alter Bäume fegt,
er wiegt und wogt und lässt so keine Ruh,
als störe ihn, dass sich ein Baum nicht fortbewegt.
*
Ich sitze da mit wohl zerzaustem Haar,
vom Wind umspielt mit angenehmer Kühle
steift mich die Luft so sanft, so wunderbar
und wie die Blätter sich in ihr bewegen
berührt auch sie in mir Gefühle.
*
Ich lausch dem Rauschen in dem Blättertanz
und bild mir ein, dass es ein Märchen mir erzählt
von ferner Welt, in der ein Blütenkranz
als Sehnsuchtsgruss für mich in Meereswogen fällt.

Montag, 2. Juni 2008

Schwalben

Pfeilspitzen schneiden blaues Himmelstuch,
schnell, so schnell, dass jede Wunde
sich sofort verschliesst.
Steigen auf und stürzen sich herab,
dem trägen Auge bald entschwunden.
+
Und wieder, dieses Mal im flachen Flug
durchzischen weitere Objekte schwere
aufgeheizte Luft,
jagend, sich drehend schwerelos
von keinem Flügelschlag durchbrochen.
+
Sommer kündende Schwalben,
ihr Jäger fernwehgetriebener Träume,
ungehindert eintauchend in eine Welt
unbegrenzter Freiheit. Doch – wie lange noch?