Montag, 31. Oktober 2011

Wo bleiben Antworten?

Am Ende der Gedanken sind
jedesmal mehr Fragezeichen.
Niemals kann ich es erreichen,
daß ich innere Ruhe find.

Ich hänge an den Fragehaken
und zapple wie ein Delinquent,
der an dem Henkerstricke hängt.
Verdeckt die Antwort unter Leichenlaken.

Das Suchen endet nicht mit Finden.
Es bleibt ein irrend starrer Blick,
ob seitwärts, vorwärts oder auch zurück
HEUREKA kann ich nicht verkünden!

Vernebelt

Blickedicht wie grauer Tüll
Ausgebreitet über allem
Faßbar nicht - und ein Gefühl
Des Verlorenseins im Wallen

Der November Nebelschwaden.
Wollen verstecken, woll´n verwirren
Wollen gar am Ende schaden
Sollst am Wege dich verirren?

Nicht gespenstisch ist Natur
Menschen-Fantasie treibt Spuk
keine andere Kreatur
ängstigt sich so vor dem Trug

Erst wenn sich die Nebel heben
Steigen wieder wolkenhoch
So den freien Blick uns geben
Schwinden unsere Ängste doch.

Nebel auch Gedanken hüllen
Hinter Stirnen eingeengt
Vorurteile Köpfe füllen
Denn der Mensch ist sehr beschränkt

Grünspecht

Picus viridis, Junge, Junge
Der fällt etwas aus der Art
Er hat eine lange spitze Zunge
Die am Ende Widerhaken hat

Er sucht die Nahrung im Ameisennest
Und stochert in Gärten und Wiesen
Wenn man ihn ungestört stochern läßt
Wird bald ein Acker aus diesen

Sein Gefieder ist grün
Doch schwarz ist sein Kopf
Draus sollte man keine Schlüsse zieh´n:
Er ist so neutral wie mein Hosenknopf!

Sein Ruf klü klü klü-ück
Hört man im Februar ertönen
So sucht er bei Frau Grünspecht Glück
Will sie entsprechend verwöhnen

*
Doch muß man nicht grad Grünspecht sein
Hat man solche spitze Zunge
Auch Hauspoet kann sehr gemein
Sich aufführen als böser Junge!

Samstag, 29. Oktober 2011

Letztes Asiatisches Nashorn getötet

Das Nashorn (asiatica) hat man erlegt
Und seines Horns beraubt
Weil man den Aberglauben pflegt
Und an Potenzmittel noch glaubt

Wie wirklich klein macht sich ein Mann
Der Hornpulver geschluckt
Damit er sich beweisen kann
Und es im Schritt ihm juckt.

Ich schäm mich für die Männerwelt
Wenngleich ich zugehörig bin
Wenn einiges nicht richtig hält
Dann geben Hörner auch nicht Sinn.

Der Nashornmörder Freveltat
Zeigt uns die ganze Unvernunft
Auch wenn man kein Viagra hat
Gilt es zu meiden diese „Zunft“!

Spaßreime

Im Wein liegt Wahrheit ganz allein
Ich trinke Bier und finds gemein
Daß dieser edle Gerstensaft
Es nicht bis hin zur Wahrheit schafft

Dazu benötigte es wohl
Noch zusätzlichen Alkohol
Aus Korn gebrannt mit viel Prozenten
Ob die zur Wahrheit führen könnten?

Der Geist, der in der Flasche wohnt
Den eigenen Geist jedoch nicht schont
Im Hirn die Zellen er vernebelt
Das Gleichgewicht wird ausgehebelt

Den Muslim dieses nicht anficht
Denn Alkohol trinkt er ja nicht.
Nur Säfte trinkt er und Kaffee
Und hat auch nie „einen im Tee“

Freitag, 28. Oktober 2011

Ein ganz blöder Wunsch

Wenn ich ein Mistkäfer wär
Was ja nicht ist-
Kümmert mich gar nichts mehr
Wühlte im Mist

Fänd dort was übrig ist
Keiner mehr will
Wühlen im Mist
Finden manche als schrill

Ich unterschied mich so
Von Hund, Katze, Pferd
Denn ich leb anderswo
Bin auch nichts wert

Mistkäfer sein ist toll
Man das genießt
Auch wenn im Tod man wohl
Wird aufgespießt!

Es wird hiermit bekannt gemacht...

dass keiner in die Bache kackt, denn morgen wird gebraut. Diese etwas drastische Aussage stammt von einem Notgeldschein der Stadt Bielefeld, auf Textil gedruckt. Die Bache ein Rinnsal genannt Lutter, der Zeitpunkt des Erscheinens anno dunnemal (1922).
Notgeld; so etwas gab es mal, da man NOT hatte. Heute ist das Geld in Not – hört man so leise und ganz verdeckt raunen, im Blätterwald, durch alle Nachrichten und ganz, ganz heimlich auch in Talk-Shows. Es geht, habe ich bald herausgefunden, um den EURO, jene Paradoxon-Währung, die keiner wirklich haben wollte in Deutschland aber auf die alle trotzdem scharf sind.
Das muss mir erstmal einer wirklich erklären! Man kämpft aber verbissen um den Euro, mit aller macht und Hebeln. Selbst die Griechen, die so schlau waren, sich in die Euro-Zone reinzumogeln, führen jeden Tag Freudentänze vor dem Parlament auf und geben ihrer Begeisterung durch Freudenfeuer in den Straßen Athens nachhaltigen Ausdruck.
Nur ganz Wenige murren im Stillen – das sind die Reichen und Superreichen, die immer schon ihr ganzes Vermögen dem Staat übereignen wollten. Doch der hatte beständig abgelehnt. Begründung: wir haben zu wenige Finanzbeamte, die bei der Arbeitsüberlastung von täglich einer Stunde nicht nachkämen das Geld sinnvoll zu verteilen. Das schmerzt, also wollten die Reichen und Superreichen den Euro nicht. Sie glaubten eher an die neue Währung den MERKEL und schickten ihr Geld zum Immobilienkauf nach Berlin. Sie verärgerten dadurch die Amerikaner, denn die wollten keine Parallel-Währung zum Dollar, höchstens, wenn man den OBAMA einführte und das natürlich eins zu eins.
So verwirrte man die Banken, die jede Menge Staatsanleihen aus Griechenland kauften, weil sie so irritiert waren, daß sie rein gar nichts dran verdienen konnten.. ein fürchterliches Versehen. Jetzt sollen sie auch noch auf 50% ihrer Forderungen verzichten. Das ist hundsgemein! Das haben die Regierungen der Euro-Zone denn auch eingesehen. Keine Sorge, sagen sie, wir gleichen eure Verluste aus, unsere Steuerzahler sind doch dem Gemeinwohl verpflichtet wozu sind die denn Europäer. Es gab Beifall von der Insel der Seligen, den Briten, die zwar nicht den Euro haben und weiter mit ihrem Pfund wuchern wollen, das dazu leider nicht mehr in der Lage ist.
Dennoch gemäß alter, verstaubter Großmachtträume glauben sie immer noch sich einmischen zu können, Dabei stehen sie kurz vor der Abschaffung ihrer Nationalhymne...statt dessen wird überlegt einen neuen Text nach der Melodie „wenn ich ein Vöglein wär“ einzuführen: „wenn Industrie ich noch hätt“... Aber das ist ein anderes Kapitel!

Das mit dem Allgemeinwohl nehme ich sehr ernst. Ich werde mir ein Auto kaufen, die Hälfte es Kaufpreises bezahlen und dem Autohaus empfehlen auf den Rest zu verzichten. Dafür ständen dann Frau Merkel und Co. gerade. Solche Geschäfte sind einfach prima!

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Weinbergschnecke

Es schaute aus dem Schneckenhaus
Helix pomatia hinaus
Und wundert sich, daß sie kein Blatt
Heute zum Fraß gefunden hat.

Auch fühlte sie sich sehr bedrängt
Gewisser Maßen eingeengt
Weil man sie einfach kühl verpackt
In ein Gefängnis „eingesackt“

Von wo – man ahnt schon ihren Schrecken
Zu dem Lokal in dem man Schnecken
Mit Knoblauchbutter saftig gart
Im Kühlwagen dort hin gekarrt.

Ach, seufzt die helix pomatia
Wär ich nur eine Pulmonata*
Würd ekeln man sich – nicht servieren
Dies schlimme Schicksal nicht passieren.

*Nacktschnecke

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Tierische Exkremente

Das Rumpelstilzchen einstmals spann
Goldfäden nur aus Stroh
Das aber heute keiner kann
Würd´ auch wie Rumpelstilz nicht froh

Doch gibt es and´re Experimente
Man glaubt es kaum was da geschieht
Verwertet werden Exkremente
Zu Schreibpapier aus Elchen-Shit

So wird ein Wunder wohl vollbracht:
Einst auf Papier manch Scheiße stand
Nun wird aus Mist Papier gemacht
Ein Wandel mit sehr viel Verstand

Ob Elefant, ob Elch, ob Nashorn
Das, was die Tiere schon verdaut
Und reingestopft ins Maul ganz vorn
Dir als Papier entgegen schaut.

Vor allem in Amerika
Ist das Produkt schon sehr begehrt
Denn Schrottpapier aus USA
Man längst schon auf den Haufen kehrt!


Da rede doch einer noch von Rohstoff-Knappheit

Dienstag, 25. Oktober 2011

Grippaler Infekt oder Ansteckungsgefahr

Ein Schauder läuft dir übern Rücken
Er zieht bis in den Arm hinein
Die Nase tropft sogleich beim Bücken
Es stellt sich Husten, Niesen ein

Im Kopf wird’s warm, die Füße kalt
Die Mattheit dich ergreift
Und Kopfschmerz hinter Schläfen wallt
Als hätt´ ein Faustschlag sie gestreift

Mit Schwindel, Fieber vierzig Grad
Schleppst du dich an dein Bett
Damit dein Körper Ruhe hat
Und Nähe zum Klosett

Die wichtig ist, denn Übelkeit
Erfaßt den ganzen Leib
Schlimm, wenn man dann ins Zimmer speit
Kein schöner Zeitvertreib!

Wenn dich ein Virus so befällt
Dann gib ihn nur schnell weiter
Damit er sich nicht bei dir hält
So bleibst du froh und heiter

*
Ein Pleitevirus aber bleibt
Am besten da, wo er entstanden
Wer andere in die Pleite treibt
Der sollte vorher stranden.

Montag, 24. Oktober 2011

In wenigen Tagen....

wer immer meinen Blog liest: in wenigen Tagen ist es soweit!

Heute hat mir der Engelsdorfer Verlag, Leipzig das Probe-Exemplar meines Gedichtbandes
zugeschickt.
"Vom Ufer aus" ist der Titel. 348 Seiten.

Hier der Klappentext:

Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie Natur erwacht, blüht und welkt,wissen von reicher Ernte zu berichten.
Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf.
Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen
und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart.
Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen.
Der kritische Blick auf Geselschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören.

Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffungsloser Fall.

Näheres in wenigen Tagen, wenn das Buch im Buchhndel erscheint. Nur noch ein bißchen Geduld.
Ich meine es lohnt sich wirklich!

Sonntag, 23. Oktober 2011

Ob das ausreicht?

Ich schneid´ mir aus des Himmels Blau
Ein wunderbares Tuch
Und lege es dann paßgenau
Mir in den Sarg, den ich aussuch´

Gewißheit gibt mir dieses Tun
Und darin sehe ich den Sinn
Ich kann getrost im Sarge ruh´n
Weil ich ein Stück im Himmel bin!

Samstag, 22. Oktober 2011

Fischotter

Ein Otter, der im Wasser schwimmt
Und so possierlich sich verhält,
das weiß inzwischen jedes Kind,
er zu den Mardern zählt.

Er taucht und fischt , er räkelt sich
Im Wasser auf dem Rücken
Und er begeistert dich und mich
verwegen mit Kunststücken

Verwunderlich, daß so ein Tier
bedroht ist auf der Welt.
Sein Fell erweckte wohl die Gier.
Ich hoff´ Naturschutz ihn erhält!

Kein Zurück in der Zeit

Die Stunde wird gefüllt von den Minuten,
die sind gefüttert durch Sekunden,
ein rhythmisch Ablauf und kein Sputen,
den Anfang und das Ende zeichnen gleiche Runden

Der Tag ist überbordend mit den Stunden,
er füllt die Wochen, Monate, das Jahr.
Der gleiche Takt, so unterschiedlich er empfunden,
im Erdumlauf er stets der selbe war

Und so ergießt sich in die Ewigkeit,
bis an ein unbestimmtes Ende,
der immer gleiche Strom der Zeit.
Es gibt sie nicht, die Zeitenwende.

Der Schrei

Ein Schrei – ist ´s Schmerz, ist ´s Lust?
Entweicht durch Freude er, durch Schrecken?
Allein die Tonart macht es wohl bewußt
welche Gefühle einen Schrei erwecken.

Es gibt den Schrei der ewig stumm
im Innern tobt wie Satanas.
Er dreht Gedärm und Herz dir um
quält, foltert ohne Unterlaß

An diesem Schrei erstickten Freiheit, Liebe.
An ihm erstarb manch Treueschwur.
Geläng Befreiung nicht, es bliebe
ein Trauerwall am Ende nur.

Freitag, 21. Oktober 2011

An eine verwöhnte Schönheit

Hätte ich ein Lied geschrieben
und in Noten es vertont,
wärst du wohl bei mir geblieben,
denn du warst es doch gewohnt,

daß dich alle lieben, loben
und dich rund herum verwöhnen,
dich stets in den Himmel hoben,
wie das ist, bei all den Schönen.

Meinst ich sollt zu Füßen sinken,
sklavisch deine Launen dulden,
schmachtend deinen Atem trinken,
so etwas müßt ich dir schulden?

Halt die anderen zum Narren,
die um deine Gunst nur winseln,
sich mit Geilheit um dich scharen
und mit Einfalt sich bepinseln!

Reiher statt Korinthischer Kranich?

Es schwamm unter der Oberfläche
im nah gelegen Nachbarteich
ein Vermögen – und ich spreche
nur ungern drüber, mein Nachbar ist reich.

Die golden und gefleckten Fische
sind Kois, für mich nicht zu bezahlen.
Ich seh mich meine Augen wischen,
hör ich den Nachbarn damit prahlen.

Ein Reiher sah auch diese Pracht,
doch kümmert ihn nicht das Vermögen,
er hat sich drüber hergemacht,
weil Reiher nun mal Fische mögen.

Im Bauch des Reihers wird verdaut,
was jede Menge Euros wert.
Dem Nachbar war der Tag versaut,
der Reiher sich darum nicht schert.

Ist dieser Reiher, frag ich mich,
vom Balkan her gekommen
und hat die Eurofische sich
aus Bequemlichkeit genommen?

Mittwoch, 19. Oktober 2011

skurril

Haut nur druff
Als wie im Suff
Alte und Junge
Kräftig auf Kopf und Lunge

Achte nicht auf Strafe
Richter sind wie Schafe
Haben viel Verständnis
Gibt es ein Geständnis

Prügelt und stecht
Nichts wird gerächt
Opfer sind schuld
Haben eben Geduld

Leute ringsrum stehen
Ungerührt wegsehen
Hilft wer in der Not
Schlag den Flegel auch tot

Kann nicht sein
Er mischte sich ein
Hat er davon
Sagt mancher schon

Justitia blind
Gering die Schuld nur find,
weil schwer die Jugend
daher fehlt die Tugend

Haut nur den Nächsten,
den, der am schwächsten
am besten mit Tritten
an den Kopf in der Mitten

Pistolen und Messer
Sind aber besser
Die hat man parat
Nie geplant war die Tat

Bewährung ist schön
Kann man verstehen
Die zahme Justiz
Findet nur ein Indiz

Es lachen die Täter
Und wenig später
wie jeder weiß
Geht er weiter: der Scheiß

Dienstag, 18. Oktober 2011

Launisch im namentlich achten Monat

Oktober hat ´s sich abgeschaut
Von dem April, dem Schlimmen
Hat seine Launen wohl geklaut
Um alle zu verstimmen.

Das kommt weil doch sein Name wär
Der Achte in dem Jahr
Er nimmt es offenbar sehr schwer
Daß der August es schon mal war.

Bringt man den Namen durcheinander
Dann ist ´s ihm schließlich auch egal
Und glaubt somit dann kann er
April auch spielen - ganz legal.

Tut man nicht

Es schauen keck im Kräuterbeet
Zwei Löffel aus dem Grün
Ein Hase äst von früh bis spät
Kann Ohren nicht einziehen

Ach Hase, der du glaubst versteckt
Getarnt durch hohes Kraut
Ein Jäger hätte dich entdeckt
Weil doch ein Ohr rausschaut!

Doch wäre das nicht waidgerecht
Bliebst du da einfach hocken
Es stünde einem Jäger schlecht
Den Ruhenden zu schocken!

Montag, 17. Oktober 2011

so kann es kommmen

Es pickte Henne Adelheid
Ein Perlhuhn, Perle seiner Art
Am Hofe, doch sie ließ sich Zeit
Weil sie des Hahns Prätorius harrt.

Doch Hochmut zeichnet diesen Gockel
Das Perlgefieder ließ ihn kalt
Es haute ihn wohl nicht vom Sockel
Gebot die Adelheid ihm Halt

Er hat sich vielmehr zugewendet
Dem Hähnchen mit dem bunten Schweif
Und wie dann die Geschichte endet
Dazu seid ihr noch längst nicht reif

Man sieht, daß aller Perlen Pracht
Wenn die Natur nicht ist geneigt
Mit den Geschöpfen vieles macht
Was wohl nicht immer angezeigt.

Beherrschung zur Selbstkontrolle

Gewitterwolken in Gedanken
Schwarz fließt das Blut vom Herzen
Die Freude und die Lust am Scherzen
Sind tot, Wut läßt die Beherrschung schwanken

Was immer auch die Galle so zum Munde treibt
Durch Ohnmacht hilflos ausgesetzt
Und tiefer, dunkler Drang das Messer wetzt
Ist´s der Verstand, der zur Vernunft geneigt

Die Wellen allen Zornes glättet
Den Pulsschlag ruhiger werden läßt
Beherrschung hält den Ausbruch fest
Wohl dem, der auf Kontrolle wettet!

Samstag, 15. Oktober 2011

Wir sind nur Teil eines Ganzen

Das Feld im Nebel Scham verhüllt
Auf dunkler Ackererde -
Kein Wild das dort den Hunger stillt
Geerntet ist ´s , daß Neues werde

Versorgt der Mensch - er ist beglückt
Und auch am Strauch die letzte Beere
Wird nachgesucht und abgepflückt
Als wenn sie nur für Menschen wäre

Daß die Natur für die Geschöpfe
Sich wieder reichlich angestrengt
Vielleicht geht ´s in der Menschen Köpfe
Daß jeder nicht an sich selbst denkt?

Freitag, 14. Oktober 2011

Ich lieb dich nicht...

Ich will den Herbst, den Fruchtbringer
nicht preisen.
Zu scheußlich schüttelt er die
Wetterfahnen.
Er schickt den Regen, Hagel auch zu
uns auf Reisen
und läßt uns eine starre Winterzeit
erahnen.

Vernebeln will er sonnige
Gefühle.
Verkürzen uns der Tage herrlich
Licht
und seine Herrschaft, seine Kühle
nimmt Rücksicht auch an sonnigen
Tagen nicht.

Er glaubt mit Trauben zu verwöhnen
aus denen Bacchus Saft gepreßt.
Doch muß der reifen erst. Die schönen
Stunden erfolgen , wenn
der Herbst uns längst verläßt.

Ich lieb dich nicht, doch muß
ich dich ertragen.
Ich sehne mich nach Sommer
und nach Meer,
nach jenen unbeschwerten Tagen,
nach Fröhlichkeit der Menschen
rings umher.

Wolfsqual

Wolfsqual

Ich stehe am Zaun des Wolfsgeheges. Die unstillbare, romantische Sehnsucht nach der Nähe wilder Tiere trieb mich hierher. Sicherlich ist dies das Nachgeben einer Illusion, denn die Zootiere, so gefährlich wild sie uns erscheinen mögen, sind durch den überlegenden Geist des Menschen zu einer Karikatur ihrer selbst und Würde geworden. Beobachtet zu werde, dies von dem größten Feind... keine Aussicht auf Flucht oder Verteidigung, ausgeliefert als Schaustück für das Vergnügen oder die Neugier einer überlegenden Spezies.
Auch bei mir, Neugier, die tiefer gehende Gedanken gar nicht erst aufkommen lässt. Vor mir, natürlich getrennt durch Zaun und Sicherheitsbarriere, ein Wolf, der dicht am Zaun die dreißig Meter seines Gefängnisses auf und ab läuft. Gesenkten Hauptes auf und ab, auf und ab, trabt er am Zaun entlang, wie das Pendel einer Uhr, immer im gleichbleibenden Rhythmus. Er ist ein Jogger, denke ich ziemlich blöd, denn trotz meines Interesses an Tieren kann ich die menschlichen Verhaltensweisen auch im Beobachtungsstatus nicht negieren.
Gedacht und gleichzeitig geschämt. Der Bewegungsdrang eines Wolfes dient allem anderen nur nicht dem Ziel z.B. Übergewichtigkeit zu bekämpfen oder euphorische Gefühlsebenen zu erreichen.
Mich macht dieses Hin- und Hergelaufe nervös, die Gleichförmigkeit der Bewegungen ist Gift für meine Ungeduld. Ich möchte Meister Isegrimm direkt in die gelbliche Pupille schauen. Meister Isegrimm! Wieder diese vermenschlichten Bezüge aus Dichtung und Märchen, die den Wölfen durch übertriebene Gefährlichkeit und nachgesagter Blutrünstigkeit
eine beispiellose Vernichtungs-Hetze einbrachten. Ablenkungsmanöver der schändlichsten Naturfeinde, die die Erde je sah. Ich ein Sproß ihrer Art stehe da und will kenenlernen.
Das Tier läuft und läuft, hin und her. Beim Her fixiere ich den Wolf mit meinen Augen, starre unentwegt. Der Wolf verhält.. mein Blick scheint ihn zu bannen.. auch er starrt, fühlt offenbar eine Bedrohung. Die Nase kräuselt sich und ein Furcht erregender Fang gibt spitze Fangzähne
und stabile Reißzähne frei. Die Pupillen schlitzen, das ist genau der Ausdruck von Böswilligkeit... oh, menschlicher Schwachsinn! Ich war es, der provozierte, der durch Fixierung meines Blickes Angriff signalisierte. Die Drohgebärde des Wolfes: eine Abwehrreaktion unbekannter Gefahr, Gegenwehr Bereitschaft. Eine aussichtslose Situation seiner Würde beraubten Wildtieres, gefangen durch widernatürliche Drahtgehäuse, gezwungen, seinem größten Feind Tag für Tag gegenüber zu treten. Qualvolle Demütigung
einer Kreatur, deren „Verbrechen“ es war nur ihrer Bestimmung gefolgt zu sein.
Mich schaudert bei dem Gedanken selbst einmal diese Wolfsqualen erleiden zu müssen...

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Unkenrufe: Ernst der Stunde

Ernst der Stunde ist gekommen
Ratlos ist man überall
Man ist eingelullt – benommen
Wartet auf den großen Knall

Propaganda treibt die Panik
Wohl dosiert und auch gezielt
Und kaum einer sieht den Trick
Mit dem man mit den Ängsten spielt

Ernst der Stunde – Lobbyisten
Lachen hämisch sich halbtot
Wenn sie es nicht besser wüßten
Wär´n sie sicher auch in Not

Wir als Volk sind stets die Dummen
Daran sind wir selber schuld!
Laßt den Unkenruf verstummen
Übt euch lieber in Geduld!

Nacktmull

Auch der Mensch im Alter ist – zugegeben
nicht mehr so hübsch wie einst im Leben
und manchmal wen das Grauen packt,
zeigt er sich öffentlich ganz nackt.

Den Nacktmull kann man gar nicht sehen,
er ist vor Häßlichkeit fast schön.
Das gilt bei ihm von Kindesbeinen:
für ihn wird nie die Sonne scheinen.

Er lebt verborgen, tief im Dunkeln,
nährt sich von Wurzeln und von Runkeln
und wird zudem noch ziemlich alt.
So wie ein Vegetarier halt.

Das Tierchen war nicht interessant
bis daß man Gene bei ihm fand,
die Carcinomen Resistenzen
bewirken – Wissenschaft kann glänzen.

Dem Nacktmull ist dies einerlei,
kaut weiter seinen Wurzelbrei,
zeigt sich nicht nackt und scheut das Licht,
geht auch zu Carsting-Schauen nicht!

Dienstag, 11. Oktober 2011

Unverstandener Wettstreit

Des Esels Stimme klingt wie „ja“,
doch ist sie nicht melodisch.
Das Ja-Sagen so Jahr für Jahr
ist dämlich, doch methodisch.

Der Kuckuck bittet singend (k)guck
Bleibt selbst in dem Verstecke.
Wird er entdeckt, ist er ruckzuck
verschwunden in der Hecke.

Was sollt so hell und lieblich sein,
wie ´s von Fallersleben schrieb?
Nur „ja“ zu sagen, niemals „nein“
und sich verpieseln wie ein Dieb?

Mutter

Du gabst nach deinen Möglichkeiten
Sanft, zärtlich doch mit starker Hand
Herzlich und mit Augen in denen Liebe stand
Opferbereitschaft auch in schweren Zeiten

Dir meine Dankbarkeit zu geben:
Wie häufig hab ich es versäumt
Nun mein Gewissen sich aufbäumt
Zu spät – du schiedest aus dem Leben.

In dem Gedenken wein´ ich still in mich hinein
Wie konnt´ ich deine Liebe übersehen
Im nachhinein kann ich es nicht verstehen,
daß ich als Kind so herzlos konnte sein!

Montag, 10. Oktober 2011

Macht macht sexy

Nichts, was die Macht einschränkt –
Sie gilt als Höchstes im Bestreben.
Sie haben heißt: sie nie hergeben.
Verhalten, wie ein Machtmensch denkt.

Die Macht verführt mit ihren Künsten
Sie lockt und zerrt den Mensch zugleich
In ihrem Machtbereich da dünsten
Schlimmste Gerüche aus dem Höllenreich

Macht ist der Lieblingsplatz der Frauen
Sie sammeln sich darum wie Krähen
Man muß nur in Gazetten sehen
Und du erkennst worauf sie bauen.

Du stimmst nicht zu, mein schönes Kind?
Dann schau dich einmal richtig um:
Ein Kranz von Schönen blickt so lächelnd dumm
Wo Geld und Macht vereint zusammen sind!

Ich kriege die Krise

Alle sprechen von der Krise.
Alle? Nein, auf diese miese
Stimmung steige ich nicht ein.

Galle steigt bei mir ganz bitter,
wenn sich selbst ernannte Ritter
aus dem Land von Lanzelot
uns beraten – lach mit tot!

Auch, wenn manche Friedensfürsten
übern Teich sich damit brüsten
alles besser noch zu wissen:
auf die Meinung wird gesch...

Weil das Milchmädchen Luise
mehr versteht von einer Krise,
mit der Leute uns bedachten,
die nun Vorschriften uns machten.

Krise hin und Krise her:
Schweigen wär´vernünftiger!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Vergangene Pracht

Vergangenen Pracht

Angenagt von Wind und Regen
starren Säulen auf das Tal.
Tempelrest in dem einst Segen,
Göttergnade man empfahl.

Über brüch´ger Säulenkrone
wittert im Figurenfries
ein Zentaure, dem zum Lohne
man eine Jungfrau überließ.

Nebenan zürnt wohl Athene.
Das Relief ist fast zerstört
Speer und Eule blieb – das Schöne
der Figur, dem Blick verwehrt.

Ist ´s die Demut jener Zeit,
Unterwerfung Stein gemeißelt?
Ist ´s die Überheblichkeit,
die heut die Ruine geißelt?

Menschen, die die einst´ge Pracht
aus dem toten Stein gehauen,
hatten daran nicht gedacht.
Götterglaube gab Vertrauen.

Samstag, 8. Oktober 2011

Behaupten kann man viel...

Das Käuzchen ruft um Mitternacht,
man sagt, dass es den Tod gebracht
oder aber durch den Ruf
die Vorbereitung darauf schuf.

Was kann ein kleines Eulen-Tier
als Todesboten denn dafür,
wenn nächstens der Gevatter Hein
schaut zu den Sterbenden hinein?

Der Kauz, der nur nach Eulenart
sich für die Nacht gerüstet hat,
macht Jagd auf seine Mäusebeute.
Ihn kümmert nicht der Tod der Leute.

Man sieht an diesem Beispiel schlicht
ein schlechter Ruf bedeutet nicht,
dass Wahrheit so sich offenbart,
nur weil wer was behauptet hat!

Enge Weltsicht

Wenn die Sonne sich erhebt
Und den neuen Tag belebt
Scheint die Welt uns zu erwachen
Welch ein Irrtum- andere machen
Sich bereit zum Abendessen
Denn der Tag ist schon gewesen
Und die Nacht steht jetzt bevor.
Ach, der Mensch ist doch ein Tor!

Er sieht nur was unmittelbar
Vor seiner Türe heut geschah
Und es versperrt zu kurzes Sehen
Die Aussicht auf das Weltgeschehen.
Die egozentrisch kleine Welt
So seinen Geist gefangen hält.

Freitag, 7. Oktober 2011

Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen
Sollte man lesen
Von Vertrauen und Hoffnung

Zwischen den Zeilen
Quetschten sich aber
Zweifel und Hoffnungslosigkeit

Nicht zwischen den Zeilen
Offenbaren sich nun
Wut und Angst

Ein Nichts

Durch einen Lebensspalt
rieselt die Zeit
kegelt sich auf
Asche gleich

Der Hauch des Vergessens
zerstäubts, trägts davon
Es verbleibt
ein Nichts

Schicksalsgemeinschaft

Ich hörte das Zirpen der Grille,
die wollte mich sicher nicht stören,
doch war es wohl ihr Wille,
ihr einfach zuzuhören.

Die zarten Flügel strich sie mit Beinen,
das ergab eine seltsame Melodie.
Und auf einmal mußte ich weinen,
dabei weine ich sonst fast nie.

Frag nicht warum ich weinte.
Ich kann es nicht erklären.
Vielleicht, daß uns beide vereinte
Der Gedanke, daß sterblich wir wären?

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Gelebt ist gelebt

Ein Hauch Bedauern
Weht aus der Vergangenheit
Es sind die Ausläufer
Des Sturmes früher Tage
Und dieser Hauch verbindet
Sich mit dem kalten Luftzug
Der aus Richtung Zukunft weht
Sollte man dankbar sein
Für das Spüren des Fröstelns
Auf schlaffer Haut?
Gelebt ist gelebt - es gab nur
Eine einmalige Chance

Viel Volks*

Viel Volks gibt es auf unserer Erden
Wer kennt sie alle schon beim Namen?
Ob im Vergehen oder auch im Werden
Entstanden sind sie aus dem selben Samen

Viel Volks die unentwegt nur streiten
Nicht daran denken an gerechtes Teilen
Die sich auf Unterdrückung vorbereiten
Und allzu häufig zu den Waffen eilen

Viel Volks – in ihnen Keime von dem Wahn
Sich abzuheben von den übrigen Massen
Zu raffen was man eben raffen kann
Den Schwächeren die Brosamen zu überlassen.

Viel Volks ein jedes stolz auf eigenes Gebaren
Verächtlich machen was den andern ziert
Die Gier nach Einfluß, Macht verführt in Scharen
Die Menschheit so ihr Daseinsrecht verliert!


Viel Volks steht für viele Völker, um grammatikalischer
Kritik vorzubeugen

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Hoffen statt bangen

Die Melodie des Lebens
Klingt in dir alle Zeit
Horch nie auf sie vergebens
Sie hält für dich bereit

Die Lust, die Freude auf der Welt
Zu leben und zu lieben
Die Freundschaft, die ein Leben hält
Erinnerungen, die geblieben

Daß diese Melodie verklingt
Wünsch ´s nicht in schweren Stunden
Zumal dir stets die Hoffnung winkt
Auf Zeit, die überwunden.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Brandgefahr

Es hatte den ganzen Sommer über eine heiße Sonne die Erde erhitzt, kein Regen war gefallen. Somit hatten die Menschen die höchste Stufe für Waldbrandgefahr ausgerufen. Immer und immer wieder wurden Warnungen ausgesprochen und das Krisengerede nahm und nahm kein Ende. Die Gerüchte über eine bevorstehende Katastrophe hatten auch die Waldbewohner erfaßt,
nicht, daß sie lesen konnten oder Radio hörten, nein, ihnen sagten andere Sinne, daß etwas wohl nicht in Ordnung war, weil die Menschen so nervös herum hampelten.
Diese Nervosität hatte sogar die kleinsten Bewohner, die Insekten und Käfer angesteckt, sie duckten sich weg, weil sie erstens nicht gefragt wurden und zweitens sowieso niemand auf sie gehört hätte. Nicht einmal die fleißigen Ameisen, die für das Wohl aller Waldbewohner schufteten und einen immensen Beitrag zum Nutzen der Allgemeinheit ablieferten wurden von
den Tieren höherer Art ins Vertrauen gezogen, ja man war so dreist ihnen die Lüge aufzutischen alles bliebe beim alten und die Wirbeltiere hätten sowieso alles im Griff.
Natürlich stimmte das nicht, denn z. B. waren in einem südlichen Waldzipfel eine Kolonie Wildkaninchen munter am Werke, höhlten die Erde aus und fraßen die zarten Wurzel der Bäume und Pflanzen an, so daß diese abstarben und mit der Zeit pulverstrocken herum lagen, somit eine extreme Gefahr für die Entzündung eines Waldbrandes darstellten. Angebotenen Hilfe aber lehnten sie ab. Stolz oder Verblendung? Wer vermochte dies zu sagen.
Im mittleren Waldabschnitt, der eigentlich nicht in akutester Gefahr befand, weil hier Eichen und Buchen noch gut belaubt standen, hatte man jedoch Bedenken für die Zukunft geäußert und das Parlament der Tiere einberufen.
Das teilte sich in mehrere Fraktionen auf. Der Regierungspartei, die derzeit die Mehrheit vertrat, wurde von der klugen alten Eule geleitet. Die hatte man etwa wegen ihrer Klugheit gewählt, sondern wegen ihrer abwägenden Haltung, was den Anschein der Unentschlossenheit vermittelte. Ihr zur Seite stand ein alter Rabe, der etwas flügellahm war und aus diesem Grunde Zeit hatte, sich um die Finanzen zu kümmern, was bedeutete im Tierreich immer ausreichend Futterplätze zu erkunden. Mit in der Regierung, die aus einer Koalition bestand, war der Chef einer kleinen Partei, der wie seine Partei selbst ein Winzling war: es war ein Zaunkönig, der diese Rolle als Partner nur spielen konnte, weil er sich immer die höchste Fichte des Waldes ausgesucht hatte und von dort aus verkündete er sei der aller Größte. Als weitere Mitglieder der Regierungspartei sah man sanftmütige Rehe, den stolzen Hirsch, den Habicht, der Eule als Berater zugeteilt war und deren Vertrauter war. Es erübrigt sich die anderen Parteimitglieder aufzuzählen, denn sie hielten sich wie immer im Hintergrund und traten selten hervor. Zu erwähnen sei noch, daß Füchse, Waschbären, Tauben und Eichhörnchen der Opposition angehörten und wie in jeder tierischen Parlamentsgemeinschaft gab es Wildsäue, die auf beiden Seiten reichlich vertreten waren aber ihre eigenen Ziele verfolgten und durch Kirrung angefüttert wurden, um nur dort Schaden anzurichten, wo dies von den Mächtigen der Menschheit in deren Sinne zu erledigen war.

Seit einigen Tagen kreiste über dieser Gemeinschaft ein Weißkopfadler, der sich wohl verflogen hatte, dies aber natürlich nicht zugab, erhaben wie er sich stets darstellte. Dafür mischte er sich dauernd in die Beschlüsse der heimischen Tierwelt ein, gab Ratschläge, die keiner hören wollte, denn die Perspektive dieses Vogels war eine gänzlich andere und er liebte es den Tieren Angst zu machen zumal er im Stillen hoffte der Brand würde ausbrechen, damit seine vielen Verwandten, die Geier, sich hinterher an den Resten bedienen könnten.
Soweit die Szene, die sich uns in diesem Abschnitt des Waldes darstellte.
Nördlich und westlich sah die Angelegenheit ähnlich aus. Auch hier fürchteten die Tiere den Ausbruch einer Katastrophe im südlichen Zipfel. Die Regierungen arbeiteten eng zusammen, konferierten jeden Tag und immer kamen neue Ideen auf den Waldboden. Man mahnte die Eule, ihre Führungsqualitäten auszuspielen, tat sie dies jedoch meldeten sich eitle Pfauen aus den anderen Waldteilen und verurteilten dies aufs schärfste. Leidliche Kompromisse kamen zu stande, die aber von allen Parlamenten abgesegnet werden mußten. In der Waldmitte kämpfte man um Mehrheiten, die die Regierungspartei trotz Zustimmung der Opposition erreichen wollte.

Aber es gab Abweichler, die mit dem Kompromiß nicht einverstanden waren.
So betonte der stolze Hirsch immer wieder, er würde seinen Standpunkt nicht ändern und gegen seine eigene Partei stimmen. Man warf ihm Verrat vor, wenngleich er sich von vornherein nicht mit seiner Meinung versteckt hatte, die jedem Abgeordneten auch vom Tiergrundrecht zugestanden wurde.
Der Habicht, wir erinnern uns, Berater der Eule aber vergaß alle Zurückhaltung
und schrie den Hirsch mit schriller Stimme an: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen und deine Scheiße nicht mehr hören!“ (ich entschuldige mich für die Ausdrucksweise... ich bin nur der Berichterstatter, zürnt mir also nicht)

Ich, der ich dachte, ich könnte euch von Wesen berichten, die klüger und anständiger als die Menschen sind, verließ enttäuscht meinen Beobachtungsposten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es in den Parteien der Menschen, die unser Volk vertreten sollten, derartige Flachpfeifen gibt, weshalb ich mich wieder der Berichterstattung im harmonischen Berlin zuwende!