Mittwoch, 31. Dezember 2008

Die Unberechenbare


Seht sie euch an, die Hure Zeit:
mal tropft sie zäh so vor sich hin,
mal rast sie scheinbar völlig ohne Sinn.
Ihr Name ist nicht ZUVERLÄSSIGKEIT.
*
Es ist als säße man auf einem Schlitten.
der anfangs langsam Fahrt aufnimmt,
je näher man ihn aber auf das Ziel getrimmt,
scheint es als wäre mit dem Teufel man gerittten.
*
Die Zeit ist physikalisch relativ,
wer das nicht glaubt, wird es erfahren,
ganz langsam geht sie in den Jugendjahren
und erst im Alter wird sie sehr aktiv.
*
Seht sie euch an die Hure Zeit,
sie spielt mit uns, wie´s ihr gefälllt,
nie weiß man wie sie sich verhält,
ihr einz´ger Freund bleibt die Vergangenheit.
*
Sterbe ich – so stirbt für mich die Zeit.
Vorbei das Stunden-, Tage-, Jahremessen.
Es herrscht das unabwendbare Vergessen
im Satz von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Montag, 29. Dezember 2008

Windspiel

Es treibt der Wind scheins ohne Ziel
Figuren in dem Wechselspiel,
Schwerpunkt gestützt hält es Balance,
so dass zum Absturz keine Chance.,
Es drehen und wippen gegenüber
Katz und Maus so auf und nieder.
Der Wind dreht sie von Süd nach West.
Doch ist die Position stets fest.
Drehten sie auch auf Nordost,
käm nie die Katz an ihre Kost.
Das heißt woher der Wind auch weht,
es um die eigne Achse dreht.
So lehrt uns denn das simple Spiel
es nutzt im Grunde gar nicht viel,
vielleicht ist es sogar beschränkt
wenn` s Mäntelchen im Winde hängt.

Sonntag, 28. Dezember 2008

Zum Jahreswechsel ins
Gewissen der Deutschen



Was seid ihr bloß für Kreaturen,
so unzufrieden euch nichts passt,
dass euer Denken nur umfasst
die Unzufriedenheit und ständig Murren.
*
Ihr wolltet an der D-Mark fest euch halten.
Weh uns, wir hätten dies befolgt,
die Spekulanten hätten uns jetzt überrollt:
es blieb kein Raum mehr für politisches Gestalten!
*
Kaum, dass der Sozialismus überwunden,
schon tönt erneut von links Schalmeienton:
ihr Opfer von Hartz IV wir kommen schon,
vergesst, dass wir euch in der DDR geschunden!
*
Senkt Steuern, hört man Landesfürsten fordern
wir wollen euch ein Paradies des Konsums wohl bereiten,
lasst uns doch bloß nicht über Schulden streiten,
wir woll´n verstärkt zudem noch Aktien ordern.
*
Um Himmels willen stützt die Lobbyisten
der Energie- und Pharmaindustrie
sonst kriegen wir die Mittel für den Wahlkampf nie
und müssten auf die Demokratie verzichten.
*
Vor allem- früher hätt´s die Zuständ` nicht gegeben.
Es war doch wirklich gar nicht alles schlecht,
der Hitler, Ulbricht und Genossen hatten doch in vielem Recht,
z.B. könnten wir denn ohne Autobahnen leben?
*
Ein Volk der Dichter und der Denker?
Wie Menzel es einmal beschrieb?
So gerne glaubt` ich es , ach, wie wär´s mir lieb!
Allein – ich seh` zu viele Dummköpfe und Stänker!

Samstag, 27. Dezember 2008

Lästige Kritik

„Den Ruhm der Lyrikwelt zu haschen
warum nur bleibt mir dies verwehrt?
Autoren füllen sich die Taschen,
bei mir läuft es eher umgekehrt!“
So klagte ich in stiller Stunde
in einem mir vertrauten Kreis.
jedoch in dieser Freundesrunde
auch niemand eine Antwort weiß.
Ich hab mich daraufhin gewandt
an einen Fremden, der neutral,
der von der Dichtung was verstand
und auftrat öffentlich schon mal.
Der hat die Reime streng betrachtet-
sein Urteil war mir sehr viel wert –
„dass man Ihr Schreiben so missachtet“
sprach er, „ist gar nicht so verkehrt.“
„Zum Hausgebrauch mag ´s grad noch reichen,
doch Dichter – nein, das sind Sie nicht,
die Verse sind zum Steinerweichen,
doch Herz und Hirn erreicht man nicht.“
So also sprach der Kritikaster.
Es hat mich derart aufgewühlt,
dass ich ab da Kritik als Laster
mit Alkohol hab weggespült!

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Zwischen den Jahren

Das Internet liegt ruhig da.
Die Weihnachtsengel sind verflogen,
sie hinterließen gute Wünsche für das Jahr,
ob wohlgemeinte oder nur verlogen.
Der Weihnachtsbaum erfüllte seine Zwecke,
nun wird er kaum noch angesehen,
steht ziemlich traurig in der Zimmerecke,
als wüßt er, bald ist es um ihn geschehen.
Das Jahr erscheint wie ausgelaugt,
man legt es zur Erinnerung bald nieder.
Es ist, als hätten wir es ausgesaugt,
geleert sein Inhalt und nichts kehrt mehr wieder.
Das alte Jahr – so wird es nun genannt –
erwartet jetzt die letzten Stunden.
so sehr die Zeit in der Vergangenheit gerannt,
so langsam rückt der Zeiger von Sekunde zu Sekunden.
Es siecht dahin, was noch die alten Lasten trägt,
erwartungsvoll will man das junge Jahr empfangen.
Wen kümmert, dass des Alten Stunde schlägt!
Nur Neues, Junges wird mit Lorbeerkranz behangen.
Wie lange? Bis auch dieses untergeht!

Montag, 22. Dezember 2008

Falsch verbunden

Ich geb ´es zu, ganz unumwunden,
mich ärgert jenes „falsch verbunden“,
wenn ich zum Telefon gerannt
und wer den Irrtum hat erkannt.
Verbindung wird nicht hergestellt,
wenn ´s Fräulein noch den Stöpsel hält.
Auch das Relais, das damals klickte,
man längst zum alten Eisen schickte.
Was bleibt ist nur das falsche Wählen,
man muß auch dabei sich nicht quälen
und eine Scheibe langsam dreh´n.
Nein, heute geht es ganz bequem
mit Tasten, die man einfach drückt.
Da spielt dann kein Relais verrückt:
man hat sich einfach nur verwählt!
Weiß nicht warum man sich so quält
dies unumwunden zuzugeben?
Jedoch so ist es heut im Leben,
so mancher trifft die falsche Wahl,
nur zuzugeben wär fatal.
einsam

einsam heisst:
verlassen von
innerem antrieb
abgeschnitten von
freude
gedankenkreislauf wiederkehrende
schleife
unendlicher selbstermüdung
schallisolierter absperrung
einer außenwelt
kein anteilhaben
einsam
jedoch nicht bedeutend mit allein

Samstag, 20. Dezember 2008

Verbraucht

Ich will hier raus,
halt ´s nicht mehr aus
dachte sich die Tannenlaus.
*
Im Kerzenschein
da schrumpf ich ein,
das ist gemein!
*
Für´n Weihnachtsbaum
im kleinen Raum
war ´s wie ein Traum.
*
Doch bald ruck-zuck
war ´s aus mit schmuck
er fand´ s ein starkes Stuck.
*
Man warf ihn raus
schnell aus dem Haus,
das war für beide der Garaus.
*
Ich hab gehört,
dass es sehr stört,
wenn wer wie wo nicht hergehört!

Freitag, 19. Dezember 2008

Perspektive

In weiter Ferne
zur Zeit nur Hoffnung
nicht zu unterscheiden:
Realität oder Illusion.
Willst du nicht Sterndeuter sein
heißt Perspektive
tätig werden.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Zärtlichkeit

Spürst du die zarte Hand,
die deine Wange streichelt,
hast du den Hauch erkannt,
der deinen Nacken sanft umschmeichelt,
den leichten, festen Händedruck
als deine Hand sich in die meine schmiegte,
wie meine Lippen an dem Krug,
wo deine weilten,
jene Stelle noch berührten,
und ein Gefühl wohl jedes andere besiegte
als plötzlich meine Sinne spürten,
was er vollbringt in rastlos, schwerer Zeit,
vergessen oftmals – jener Hauch von Zärtlichkeit?

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Nicht immer schmerzlich

Schmerzlich ist das Abschiednehmen,
Tränen in den Augen stehen:
manchmal gibt´s kein Wiedersehen,
deshalb muß man sich nicht schämen.
*
Doch es gibt gewisse Schmerzen,
die sind oftmals vorgespielt
und auf lästige Besucher demzufolge abgezielt.
wünscht man deren Abschied doch von Herzen.
*
Auch von Schulden nimmt man gern
Abschied ohne groß Bedauern,
weil die Gläubiger nicht mehr lauern
und die Sorgen nunmehr fern.
*
Abschied, Trennung- wie man´s nimmt,
auf die Tränendrüsen drücken
hinterlässt ausschließlich Lücken,
wenn auch das Gefühl dann stimmt!
Bepackt

Es war eines jener Feste,
an denen man Geschenke macht
und so ist es auch das Beste
besorgt man sie vor Heil´ger Nacht.
Das Grautier ist herausgeputzt
es ist zum Aufbruch nun bereit,
zum Tragen wird es heut benutzt,
los geht es, denn nun wird es Zeit.
Auf den Märkten viel Gedränge,
doch das Grautier wird bepackt
wegen jener drängend Enge
es nicht in die Knie sackt.
Endlich ist das Geld am Ende,
so endet auch die Packerei
und der Eseltreiber fände,
dass es Zeit zum Aufbruch sei.
Schwer beladen geht ´s nach Hause:
Grautier hat sie sich erworben
eine kleine Ruhepause,
sonst wär es vielleicht verstorben.
Hätte Grautier lange Ohren
und vier Beine und ´nen Schweif,
wär es nicht als Mensch geboren
und sein Rücken nicht so steif!

Montag, 15. Dezember 2008

Anthologie
oder
Hauspoet kann sich auch selbst veräppeln

Er sammelt auf der Blumenwiese
des Geistes reichlich Blüten ein
und er verflicht und windet diese
in ein Gedicht voll Seelenpein.
Es soll den Leser eng berühren
und damit so ganz nebenbei
den Dichter zur Bekanntheit führen,
denn dies ist ihm nicht einerlei.
Haben die Musen ihn geküsst,
ergreift ihn schnell die Leidenschaft
wobei er auch ganz gerne wüßt`,
ob schluchzend wer dahingerafft
von den Gefühlen und der Trauer,
von seiner Worte starken Klang;
ob über Leserrücken Schauer
erzeugt er - oder Abgesang.
Doch alles dies erfüllt´ sich nie,
gäb´s nicht die Sammlung der Gedichte
bekannt als jene Anthologie
zum Guten Ende der Geschichte.
Gepresst liegt nun der Blütenkranz
zwischen zwei Deckeln und dem Rücken
der Dichter aber schwelgt nun ganz
vor Freude und Entzücken.
Unruhige Nacht

Der Schlaf stellt sich nicht ein.
Er flieht trotz seines Elements, der Dunkelheit,
vor jener Welle von Gedanken, stürmisch, breit,
die hinter stöhnend Stirn rollierend bricht herein.
*
Das „Ruhe Sanft“, das jeden Schlaf wohl ziert
und der Erquickung dient für einen neuen Tag,
es spricht nur Hohn, weil ´s sich nicht einzustellen mag,
die Ruhe sich im wirrenden Gedankenspiel verliert.
*
Doch irgendwann, zur frühen Morgendämmerung,
gibt der gequälte Geist ermüdet nach.
Die Augen fallen zu und ganz gemach
zieht Morpheus dich in seinen Schlund.

Samstag, 13. Dezember 2008

Zu dumm…

Es hatte sich ein Stern gelöst,
der bisher vor sich hingedöst
im Nebel des Andromeda,
wo es ihm langweilig wohl war.
So ging er denn auf eine Reise
als Feuerball, jedoch ganz leise,
weil durch die Leere in dem All
verhindert wird jedweder Schall.
Er drang in unser Sonn´-System.
Dem Herrgott war das nicht genehm,
weil diese Masse so rasant
für die Planeten hoch riskant.
Der Stern, den gar nichts mehr aufhält,
nimmt Kurs direkt auf unsere Welt.
Der HERR beginnt zu überlegen,
den Stern aus seiner Bahn zu fegen.
Da sieht er plötzlich mit Entsetzen
die Erde sich nun selbst zerfetzen.
Das hat der Mensch in seinem Wahn
auch ohne jenen Stern getan.
Es stand nicht in des Herrgotts Macht:
was hatte der bloß falsch gemacht,
dass dieses Unglück nun geschah,
stand doch der Mensch dem Schöpfer nah?
Nur nah sein, reichte dem nicht mehr,
er wollte göttlich sein wie ER!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Nicht erkannte Gefahr

Der Schrei der Eule, nächtens in dem Wald,
so fürchterlich die Maus erschreckt,
dass sie sich schnell in ihrem Mauseloch versteckt,
was, weil die Eule weit entfernt, so sicherlich nicht nötig wär.
Doch käme die lautlos im Flug daher,
erwischte es die Maus ganz unvermittelt kalt.
*
Ein Hund, der lauthals bellt, versteht ´s als Warnung.
Erst wenn das Nackenhaar sich aufrecht stellt,
die Zähne blecken, seine Augen stier,
das heißt, wenn er erst nicht mehr bellt,
dann hüte dich vor diesem Tier.
Sein Stillehalten ist nur Tarnung.
*
So auch ein Mensch, der polternd sich gebärdet.
Gefahr droht erst von ihm, wenn er sich seine Wut verkneift
doch innerlich sein Rachgelüste reift,
er eine scheinbar friedlich Maske aufgesetzt,
plötzlich dann zuschlägt und du bist entsetzt.
Du merktest nicht, dass du die ganze Zeit gefährdet!
Am Lebensfluss

Es kommt mir vor, als stünde ich auf einem Felsplateau
und unter mir schwellt strömend schnell der Lebensfluss nach irgendwo.
Auf diesem fährt ein Ausflugsschiff mit Tanz und fröhlicher Musik.
Die Leute winken, doch ich rühr mich nicht und winke nicht zurück.
Wohin wohl trägt der Fluss die muntere Ausgelassenheit,
wo geht das Schiff vor Anker, hält welche Abenteuer noch bereit?
Und während sich ein weiteres Boot vom Strome treiben lässt,
steh ich nur da, nicht mal ein Wellenschlag mir meine Zehen nässt.
Gern würde ich wohl dieses Boot besteigen, mich treiben lassen
hin zu unbekanntem Ziel, um für Versäumtes neuen Mut zu fassen.
Doch steh ich hier auf meinem eigenen Felsplateau:
ich steh und steh und rühr mich nicht, frag nicht einmal „wieso?“

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Immaterielles

Ich möchte gern ein Lächeln heut verschenken,
ein Lächeln, mit ganz vieler Freundlichkeit,
damit die ernsten Mienen unserer Zeit
sich noch erhellen - könnte ich mir denken.
*
Der Liebe zärtlich Hauch möchte ich verbreiten,
damit ein jeder sich einmal geborgen fühlt
und auch die Leidenschaft sich nicht abkühlt,
es sinnlos wird, worüber manche streiten.
*
Mit Toleranz möcht jeden ich erfreuen.
Das anders glauben auch das anders sein
soll überdecken nicht, was uns gemein
und Ängste gegen Fremdes schnell zerstreuen.
*
Ich möchte Zuversicht in alle Herzen legen,
dass man gestärkt und froh sein Werk verrichtet
und Zukunftsängste derartig vernichtet,
damit man sorglos schreiten kann auf allen Lebenswegen.
*
Ich möchte - gerne gäbe ich es her!
Doch Unvermögen setzt mich außer Stande.
Versickern meine Wünsche auch im Sande,
dass ich ´s nicht kann, das schmerzt mich sehr.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Fernsehunterhaltung

Sie zieht und schleppt
unausgefüllte Tagesstunden
an schlaffen tatenlosen
Zuschauern vorbei.
Zeigt bunte Bilder
aus dem Leben anderer
fiktiv, manchmal auch aus
einer bizarren Wirklichkeit geschnitten.
Leben zurechtgestutzt
auf ein leuchtendes Rechteck
zieht an Voyeuren vorbei
deren eigenes Leben
unbeachtet
im Sessel dahin döst.
Was, wenn der Strom ausfällt?

Montag, 8. Dezember 2008

Mir reicht ´s jetzt

Schrecklich, fürchterlich die Krise,
wie seit 60 Jahren nicht,
jeder redet alles miese –
heißt ´s am Ende noch Verzicht?
Können wir nicht mehr genießen
Thailand, China, die Kanaren?
Können wir ´s nicht mehr genießen
kreuzfahrtschiffig rumzufahren?
Wenn Gerüchte sich verdichten
und die Kurse weiter sinken,
muß auf Zweitwagen man verzichten,
kann man keinen Sekt mehr trinken?
Fürchterlich wär das Malheur
könnt das Kind nicht smessen.
Fast-Food Ketten bleiben leer,
man müsst was Gesundes essen.
Obstdrinks könnt man sich nicht leisten,
müsste vielleicht Äpfel kaufen
und es stänk´ den Kids am meisten
könnten weniger Softdrinks saufen!
Vor teuren Jeans und Markenwaren,
hergestellt mit Hungerlöhnen,
wird die Krise uns bewahren:
allein dies könnt´ mich versöhnen!
Suhlt euch in Kassandrareden,
Leichtsinn hat euch wohl erfasst,
wenn euch euer gutes Leben
offenbar so nicht mehr passt.

Samstag, 6. Dezember 2008

Unachtsam

Gestern habe ich mein Glücklichsein vergessen.
Obgleich ich schwor auf immer darauf aufzupassen,
hab ich es so ganz nebenbei im Restaurant beim Essen
unbedacht und achtlos liegen lassen.
*
Somit geschah es, wie es kommen musste.
Ich hatte wohl die Schwelle meines Glückes überschritten,
und wie beim Lebensbrot die Krume von der Kruste
so wurd mein Glücklichsein mir abgeschnitten.
*
Ich fühle mich seitdem wie ein Zitronensaft,
der ohne Zucker kaum noch zu genießen.
Die Lebensfreude so abrupt dahingerafft
und aus dem Aug` die Zähren fließen.
*
Mein kleines Glücklichsein, wie werd´ ich dich vermissen,
vielleicht hat dich ein anderer schon entdeckt
und so ganz nebenbei ohn´ schlecht Gewissen
in seine eigene Tasche eingesteckt.

Freitag, 5. Dezember 2008

Zu spät?

Es ist spät geworden –
unter weißem Haar
die Gedanken überborden
künden wollend was geschah.
*
Schwer geworden meine Glieder,
die mich durch das Leben tragen,
längst Vergangenes kehrt wieder:
Lasten die mir aufgeladen.
*
Eingetrübt hat sich der Blick,
den man einst als keck empfand
und mein Schalk in dem Genick
schon seit Jahren mir entschwand.
*
Das Gedächtnis ziemlich lahmt,
schnell Versproch´nes ist vergessen.
Von Verklärung eingerahmt
seh` ich viel wie ´s nicht gewesen.
*
Weisheit – Alter zugeschrieben –
auch an mir vorübergeht.
bin der Alte nicht geblieben:
ist ´s für Neues schon zu spät?

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Verrat an Weihnachten

Ihr glaubt das Licht in diese Welt zu bringen,
wie damals jener Stern von Bethlehem.
Doch eure Lampen können nicht durchdringen
die Düsternis, die in der Menschheit herrscht seitdem.
*
Ihr mögt den Tag des Heils auch noch so feierlich begehen,
die Kirchen füllen, Weihnachtsbäume schmücken,
der, den ihr feiert kann in eure Herzen sehen,
und was er sieht, das kann ihn nur bedrücken.
*
Wir, die wir seinen Namen oft im Munde führen,
verraten ihn durch Krieg, durch Hass und Gier,
uns können Aids und Hunger in der Welt nicht rühren
und Wohlstand-Schultern zucken: “was kann ich dafür?“
*
Ja, spult sie ab, die frommen Weihrauch-Rituale
abseits von dem, was in der Welt so vor sich geht.
Doch wundert euch auch nicht, wenn jemand vor euch steht
und spricht: „ich muß nach Golgatha – zum zweiten Male!“

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Steinherz

sehende augen,
schreie des schmerzes im ohr

es fühlt nicht mein herz

leere blicke,
hungerschlaffe körper

und doch teilnahmslos mein herz

siechende glieder,
im gesicht erbarmungslose einsamkeit

nicht rührt es mein herz

elend dieser welt,
warum schreist du mir nicht entgegen:

STEINHERZ

ehrlich würde ich gestehen:
weil ich schwach und feige bin!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Glückwunschkarte

Man wünscht Gesundheit auch und Glück,
geprägt auf jenen bunten Karten.
Ganz unten bleibt dann frei ein Stück
auf das die Unterschriften warten.
Ganz selten wird der Text ergänzt:
es fehlen offenbar die Worte,
stattdessen auf der Karte glänzt
zum Beispiel die Geburtstagstorte.
Recht groß jedoch der Sendername,
schwungvoll mit jener Eleganz,
hervorgerufen aus dem Schame,
dass and´re Worte fehlen – ganz.
Solch Grüße kann man sich doch schenken.
sie deuten an, dass sie nur Pflicht
an den Empfänger zwar zu denken
als ein Beweis – und mehr ist nicht.
Will man dies Armutszeugnis „schreiben“
und einem lieben Menschen senden,
so ist mein Rat: laß es doch bleiben,
das Geld kannst du den Armen spenden!

Montag, 1. Dezember 2008

Verwirrend

Heute ist die Vergangenheit von morgen.
Heißt dies, nicht mehr vorzusorgen,
weil die Zukunft so betrachtet
mit dem Morgen schon befrachtet?
Zukunft also ist die Zeit
näherer Vergangenheit,
wenn der Zeitstrahl eng gefasst.
Und so ist der Zukunft Last
wohl dem Heute zuzuschreiben.
Das Heute wird sich vor dem Morgen scheiden,
ist somit eigentlich vergangen.
Warum dann vor der Zukunft bangen,
wenn auf dem Zeitstrahl mit der List
die Zukunft schon vergangen ist?