Freitag, 31. Dezember 2010

Kakadu

Er war ein weißer Kakadu,
der kam aus fernen Landen.
Er plapperte zwar immerzu,
wurd aber nicht verstanden.

Da suchten kluge Menschen ihn
ein gutes Deutsch zu lehren.
Das hatte jedoch keinen Sinn,
der war nicht zu bekehren.

Mir dünkt der war Polit-Profi
und zwar aus teuschen Landen,
die hat auch hier so niemals nie
ein Jeder noch verstanden.

Die Weste weiß, weiß das Gefieder,
sie bleiben halt nur KAKADU;
drum sage ich auch immer wieder:
„red deutsch, du alter Kacker-du!“

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Der Seher

Der Staub der Geschichte hat sie zugedeckt, jene Straße auf der Kamele schon vor viertausend Jahren die wertvolle Fracht, seltene Tuche, Salz und Metalle zu den großen Handelsplätzen brachten. Die Gegend war trocken und nur wenige niedrige Buschpflanzen hielten krampfhaft das staubige Erdreich, unterstützt von unzähligen Steinen, die wie hin gestreut oder als nackte Brocken den Augen wenige Haltepunkte der Abwechslung boten.
Es war um die Mittagszeit als das glühende Erdgestirn den Höhepunkt seiner täglichen Bahn erreicht hatte. Auch zu dieser Jahreszeit glühte der dürre Boden unter der unerträglichen Hitze; die Flimmerzeit in der das Hirn auszudörren schien und die Augen nur noch verschwommen Konturen unterschieden.
Ein Hirtenjunge – er mochte ungefähr zwölf bis dreizehn Sommer zählen –wurde hinter einer Bodenwelle sichtbar, mühsam und erschöpft stocherte er sich mit seinem Hirtenstab, einem mannshohen, dünnen knorrigem ehemaligen Akazienast vorwärts, während seine knochendürren Ziegen, wenige an der Zahl, lustlos sich von seinen Pfiffen antreiben ließen. Der hüftlange, zerrissene Rock aus Schafwolle und ein zu einem Turban gegen die Hitze gebundenes Tuch, dessen Farbe längst verblichen war, vervollständigten das ärmliche Bild, zu dessen jammervoller Erscheinung die barfüßige Nacktheit beitrugen. Die kleine Karawane trotte lustlos auf eine Wegzweigung zu, die von einem markanten, flachen Felsbrocken gekennzeichnet war. Auf diesem sah der Hirtenjunge erst jetzt eine gebeugte Gestalt sitzen, die er, der flimmernden Luft offenbar geschuldet, vorher gar nicht bemerkt hatte.
Der Junge pfiff seine kleine Herde zusammen und schritt neugierig auf die Gestalt zu. Noch bevor der diese erreichte, fragte eine brüchige Stimme wer sich da näherte.
„Das siehst du doch,“ entgegnete der Hirte keck.
„Wie sollte ich,“ fragte der Fremdling zurück. Erst jetzt bemerkte der Junge,
daß der alte Mann zwar seine Augen geöffnet hatte aber der gelblich weiße Aufapfel hatte keine Pupillen, was ihm ein geisterhaftes Aussehen verleih, was durch die Art seiner Bekleidung, ein bodenlanges Hemd, das mit einer Kapuze den Kopf umschloß unterstricehn wurde. Sein Gesicht war wie das Aussehen eines Wadis von tiefen Furchen durchzogen, Kinn und Wangen bedeckte ein ungepflegter Bart, trotz seines Alters und der nach vorn gebeugten Gestalt war das Erscheinungsbild des alten Mannes eher Furcht einflößend. Der Hirtenjunge war jedoch alles andere als furchtsam – hatte er doch schon mutig einen Adler in die Flucht geschlagen, der ein neugeborenes Zicklein entführen wollte..
„Wo kommst du her, Alter „, fragte er voll Neugier. Niemand und schon gar nicht ein Blinder würde sich in dieser wasserlosen Gegend ohne Not aufhalten wollen. „ Das ist eine dumme, falsche Frage,“ erwiderte der Alte und der Tonfall verriet, daß er sich ärgerte. „Ich komme von dort ,“ er zeigte gegen Osten, „von ganz weit her. Jetzt weißt du warum deine Frage dumm war, denn ich konnte sie nach meinem Belieben beantworten.“ „Nun gut“ entgegnete der Junge lässig, „dann stelle ich die Frage, wohin du willst oder welches Ziel du hast“. „ Schon besser,“ erkannte der Fremdling. „Mein Ziel ist die Erkenntnis, ich sehe jedoch noch einen weiten Weg vor mir.“ Der Junge lachte: „du siehst, hahahah, mit diesen Augen, lächerlich!“ „Ich sehe mit meinen Gedanken,“ sagte der Fremde ohne einen drohenden Unterton, denn die menschlichen Schwächen waren ihm so vertraut, daß er sich darüber schon nicht mehr erregen konnte. „Und was siehst du,“ fragte der Jüngling amüsiert.
„Ich sehe in weiter Ferne Menschen, die durch die Luft fliegen, wie die Vögel in einem Zugverband.“ „ Wo, wo?“ Fragte der Hirtenjunge aufgeregt und betrachtet den Himmel als erwarte er ein besonderes Wunder. „Du lügst, ich sehe auch in weiter Ferne nichts und meine Augen sind scharf wie die eines Falken!“ „ Dummkopf,“ tadelte der alte Mann, „mit in weiter Ferne meine ich eine ganz andere Zeit... die Zukunft.“ „Hahah, Menschen, denen Flügel gewachsen sind,“ kicherte der Junge, „ haben sich wohl mit den Geiern gepaart.“
„Nun, wenn du das so lächerlich findest, dann wirst du mir auch nicht glauben, daß sich die Menschen an jedem Platz der Welt mit jedem unterhalten können, so wie ich mich jetzt mit dir.“
„Dann müssen sie Stimmen haben, die gewaltiger sind als das Brüllen des Ozeans, bei diesem Lärm kann sich doch niemand unterhalten. Du denkst dir schlimmere Geschichten aus als die Schreiber und Märchenerzähler der Stadt Ur. Vielleicht können sich die Menschen auch über die Entfernung sehen... nein, nein.. so dumm bin ich nicht dir zu glauben.“ „ Natürlich können sie auch das,“ sagte der Seher erstaunt, das hast du gut erraten.“ „ Du mußt aus der Sonne gehen,“ sagte der Hirte, „dein Hirn dörrt aus, alter Lügner.“ Der alte Mann stand mit erstaunlicher Behendigkeit auf, stampfe vor Zorn mit dem Fuß , drehte sich abrupt um, indem er zugleich eine Staubwolke aufwirbelte, daß dem Hirtenjunge Sand in die Augen flog und er im ersten Augenblick nichts mehr sah. Als er wieder einen klaren Blick erlangte, war der Alte wie vom Erdboden verschluckt. „ He, wo bist du alte Eule,“ schrie der Jüngling, der jeden Respekt vermissen ließ. Nichts rührte sich. Der Staub deckte die Erde zu und senkte sich über das Land und die Zeit und längst auch über den kleinen Hirtenjungen, deckte auch dessen Erlebnis zu, denn der Mensch und seine Werke fallen dem Vergessen an Heim, die Zukunft aber bleibt ihm verschlossen. Er sieht, was er sieht, er hört was er hört und glaubt nur was er glauben will...die Zeit jedoch schreitet voran...
Es war Winter in New York. Der Schnee hatte eine weiße Decke über den Central-Park gelegt und um die Uhrzeit 9.25 p.m. war das berühmte Stadt-Erholungsgebiet menschenleer. Die berittene NY-Police Patrollie hatte ihren Schutzauftrag bereits begonnen und ritt die Hauptwege des Parks entlang. Plötzlich sahen sie auf einer verschneiten Parkbank ein Stück neben dem Hauptweg eine Gestalt sitzen, offenbar ein Jogger, der trotz der Kälte dort wohl eingenickt war.Da sie die Hauptwege nicht verlassen durften,gaben sie per Funk den Standort durch und baten die zuständigen Streifenpolizisten sich des Vorfalls anzunehmen.
In weniger als zwei Minuten waren die Streifenbeamten, Police-Officer Mc Ire und Sergeant Wellington, vor Ort. „Können wir Ihnen behilflich sein, Mister?“ fragte der Officer sachlich. Der Jogger sah unter seiner Kapuze hervor, das heißt, von sehen kann hier nicht die Rede sein, denn seine im Taschenlampenlicht erleuchteten Augäpfel starrten ohne Pupille in Richtung des Sprechers. Der Jogger schwieg beharrlich. „Was tun Sie hier“? insistierte der Polizist , „wer sind Sie, Name, Adresse?“ das war im schärferen Ton gesprochen. „Zu viele Fragen auf einmal und zudem dumm“, murmelte der Unbekannte. Und, da er offenbar ahnte, wie die NY-Polizei auf derartige Respektlosigkeit reagieren würde, setzte er hinzu: „ ich bin ein alter Mann, der niemand belästigt und gleich verschwunden bin!“ „Verschwunden? Wohin?“ fragte Sergeant Wellington ärgerlich.
„Ich werde mich einfach auflösen“ antwortete der alte Mann spöttisch. „So wie sich in Zukunft die Menschen von einem Ort zu einem anderen hinweg bewegen wird indem er sich in Atome auflöst und durch seine Gedanken an dem Bestimmungsort wieder zusammensetzt....oder einfach am Ort verbleibt und seinen eigenen zweiten Körper auf die Reise schickt...Bilocation!“ Der Police-Officer machte die Bewegung eines Scheibenwischers vor seiner Stirn und Welligton ergriff den Arm des offenbar Verwirrten. Das heißt, er wollte ihn ergreifen, doch seine Hand fuhr ins Leere.. der Fremde war verschwunden, einfach weg. Die beiden Polizisten waren starr vor Verblüffung. Nach einigen Schrecksekunden stotterte der Police-Officer: „Nichts war... kein Vorfall...kein Nichts... verstanden? Jede Meldung unterbleibt... ich will nicht im Irrenhaus endenund wenn dir deine Karriere etwas bedeutet, hast du nichts gesehen, nichts gehört... wir waren überhaupt nicht da...klar!?“

So ist der Mensch: immer neugierig auf die Zukunft, doch wenn sich der Vorhang nur einen Millimeter hebt, kann er die Zukunft nicht ertragen,
weil sein Verstand nicht begreift, denn nur was seine Erfahrung ihn gelehrt hat ist für ihn verständlich, so klein nimmt er sich aus im großen Ganzen.
Menschlein, dein Weg ist noch ein unendlich weiter...

Dienstag, 28. Dezember 2010

Der feine Unterschied

Ein Igel, der versteckte sich
im Winter unter Laub und Reisig.
Er glaubte sich dort gut geschützt,
weil Selbiges bei Kälte und vor
Entdeckung nützt.

So sorgsam eingebettet,
hat übern Winter sich gerettet
das Tier. Da niemand nach ihm frug,
kam selten es hervor, was klug!

Ich bin wohl mit dem Tier verwandt,
denn allenthalben ist bekannt,
daß ich genau so stachelig.
Man sagt sogar ich igel mich

zuweilen ein, wie ´s Stacheltier.
Doch eins will ich verkünden hier:
Ich werde fürchterlich gemein,
schimpft man mich altes Stachelschwein.

Montag, 27. Dezember 2010

Marschmusik

Musik spielt auf im Straßenzug,
das klingt noch richtig handgemacht.
Die Märsche sind auch laut genug,
hört man noch in der Nachbarschaft.

Mit Trommelschlag, dem Lyraklang,
Trompeten und Posaunen,
so zieht der Trupp die Straße lang,
verbreitet gute Launen.

Denn eine flotte Marschmusik
Hat immer noch den Schmiß,
daß man bei jedem neuen Stück
sich fühlt wie beim Kommiß.

Wenn „Alte Kameraden“ tönt,
die auf dem Siegesmarsch,
hat er sich wieder eingewöhnt
als neuer Schütze Arsch!

Plattfisch

Ein Plattfisch, der genannt auch Butt,
der lebt ganz dich am Meeresgrund.
Da geht es ihm besonders gut,
er liegt so da nur Stund´ um Stund`.

Man sieht, wenn überhaupt, nur Rücken,
denn er ist platt – halt eine Flunder.
Der Anblick reizt nicht zum Entzücken,
bei seiner Häßlichkeit kein Wunder.

Er liegt so regungslos im Sand,
bis er sie endlich sieht die tolle,
verwirbelt Grund bis sie erkennt
ihn ebenfalls als Scholle.

Wenn zwei so zu einander finden,
obgleich sie beide doch so platt,
dann liegt das wohl an andren Gründen
und nicht weil man viel Schönheit hat!

Ich find sie toll, trotz Häßlichkeit.
Sind sie nicht schön geraten,
so lieb ich ihre Zweisamkeit
mit Speck recht knusprig angebraten!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Das Mühlrad der Zeit

Will ich das große Rad der Zeit
beliebig rückwärts drehen,
das vorwärts sich bewegt mit
rasender Gewalt?
Ein Griff hinein nur brächte
ich ´s zum Halt,
doch Illusion ist ´s es bleibt niemals
stehen.

Es dreht und malmt und überrollt
was grad noch war,
Vergangenheit heißt man die Spur sodann
Es zieht die Zukunft gnadenlos
zu sich heran,
und schluckt so unablässig Jahr
für Jahr.

Warum geb ich der Illusion mich hin
es würde mich nicht überrollen?
Ach, armer Tor, so täusch dich nicht.
Das Rad der Zeit es dreht und dreht –
es niemals bricht.
Ihn kümmert nicht des Menschen Sein,
dem Wunsche nicht und nicht dem Wollen!

Dienstag, 21. Dezember 2010

Hirsch oder Lohn der Liebesmühen

Ein Hirsch befand sich in der Feist,
in der es gilt Kraft zu erlangen,
um mit den geweihten Stangen
Rivalen zu vertreiben meist.

Es wuchsen auf dem Haupte schon
die sechzehnender Sprossen,
wenngleich mit Bast noch fest umschlossen,
war majestätisch diese Kron.

Als Herrscher in dem Waldgebiet
erwählt er einen Adjutanten,
damit die Tiere anerkannten,
wenn er sie einst zusammen trieb.

Die Brunftzeit kam und die Rivalen.
Wie hatte er sich angestrengt,
gekämpft, verhakelt und versprengt
mit dem Geweih und harten Schalen.

Was hatte es ihm eingebracht?
Für die paar geilen Liebesstunden
hat er sich für die Tier´ geschunden,
dann hat ein Schuß gekracht...

Montag, 20. Dezember 2010

Kindheitserinnerungen

Kindheitserinnerungen

Wenn man dem beruflichem Leben den Rücken gekehrt hat, blickt man häufiger auf das zurück was hinter einem liegt als nach vorne um die Strecke Lebensweges, die man noch gehen möchte ohne daß man dies im geringsten beeinflussen kann. Man hat die vermeintlichen Dummheiten des Lebens hinter sich, bzw. denkt man vermeintlich, daß dies der Fall ist. Somit kann man gelassen auf die Vergangenheit sehen in der nichts mehr passieren kann, außer, daß man sie sich in aller Unehrlichkeit schön redet. Man lehnt sich zurück und erinnert sich.
Es war in den letzten Kriegstagen. Meine Familie war ausgebombt und lebte verstreut bei einigen Verwandten, die das Glück hatten, in weniger bewohnten Gebieten zu leben, die den englischen und amerikanischen Bombenfliegern irgendwie schnuppe waren. Wir waren vier Geschwister. Mein Bruder war als Fallschirmjäger wohl noch in dem Glauben den Krieg zu gewinnen, meine älteste Schwester war bei einer Tante als willige Hilfskraft in Vlotho untergebracht, meine jüngste Schwester und ich, sowie meine beiden Cousins, die wie ich ebenfalls den Alliierten nichts getan hatten, wurden trotzdem von denen mit Bombenhagel eingedeckt. Meine Eltern und die Eltern meiner Cousins entzogen uns den Bomberpiloten, indem sie uns zu meinen Großeltern
ins malerische Bad Salzuflen „evakuierten“. Hier lebten wir auf engstem Raum, was uns Kindern nicht viel ausmachte. Im Nachhinein könnte ich mir die bedrückende Enge für die Großeltern allerdings vorstellen. Meine Großmutter war eine sehr resolute Frau, deren Nerven wir jedoch arg strapazierten, denn das Gezänk unter uns Kindern war gelinde gesagt unerträglich. Mein Großvater war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden, hatte also sein 65. Lebensjahr überschritten, demnach schon etwas altersmilde, mit beginnender Schüttellähmung gezeichnet aber als ehemaliger Buchhalter sehr penibel, was sich in einer gewissen Langsamkeit ausdrückte, die zunehmend meine Großmutter reizte. Mit anderen Worten, er war für uns Kinder ein sehr, sehr alter Mann, der unserer Quirligkeit nicht gewachsen war. Sein erzieherisches Donnerwetter kam durch seine Langsamkeit immer so verspätet, daß es nutzlos verpuffte, was wiederum meine Großmutter all ihre Güte vergessen ließ. Rudolph – so sein Name zog sich daraufhin immer in seinen Sessel zurück und frönte seiner wohl einzigen Leidenschaft, dem Pfeiferauchen. In diese friedliche Stille hinein platze meine Großmutter, schob uns Kinder vor sich her und herrschte ihn an: „ Rudolph, kannst du nur immer rumsitzen und rauchen, willst du dich nicht mal um die Blagen kümmern?“ So liebevoll wie sie uns einzeln behandelte, so rigoros nannte sie uns in der Gemeinschaft immer „die Blagen.“
Rudolph war friedlich und so bat er uns zu seinen Füßen auf der Erde Platz zu nehmen und einer seiner wundervollen Geschichten zu lauschen, die von den Tieren des Waldes handelten. Hier muß ich kurz die Szene unterbrechen, um zum näheren Verständnis einige Bemerkungen hinzufügen.
Es gab in der Wohnung meiner Großeltern soweit mir erinnerlich zwei Bücher: eine wundervoll illustrierte Bibel und ein Buch mit dem Titel „Hampit der Jäger“. Dieses Buch hatte mein Großvater wohl schon so häufig gelesen, daß es fast auseinander fiel, ja, heute bin ich mir sicher, jede Zeile davon kannte er auswendig. Als Naturfreund, der er war, hatten es ihm die heimischen Wildtiere besonders angetan. Seine Geschichten, die uns so faszinierten, handelten ausschließlich von diesen Kreaturen und er verlieh ihnen die entsprechenden Charakteren und Eigenschaften, die seine Märchenstunden so interessant und spannend machten. Opa erzählte und wir waren ganz Ohr. Doch zunächst galt es einer besonderen Zeremonie beizuwohnen. Rudoph legte, nachdem wir zu seinen Füßen Platz genommen hatten, seine kurze Shag –Pfeife selbstverständlich mit allem Umstand zur Seite griff sich eine unter dem Tischchen immer an der selben Stelle liegende lange Pfeife mit dem Porzellankopf auf dem ein Hirsch abgebildet war, stopfte sie mit einem „Tabak“-Gemisch, das er einem kleinen Lederbeutel entnahm, zündete mit zittirger Hand ein Streicholz an und setzte die Pfeife nach einigen Versuchen tatsächlich in Brand. Dann atmete er tief durch, nahm einige tiefe Züge mit geschlossenen Augen, blies behaglich den Rauch aus und begann unter einem schmatzenden Geräusch mit den Worten: „ Ja, Kinder wißt ihr“... das war für uns wie die Formel aller Märchen, „es war einmal“.
Wir lauschten den Abenteuern von Fuchs und Hase, wie sie sich am Obernberg in Bad Salzuflen gegenseitig herein legten oder wie der Rabe den Fuchs überlistete. Immer neue und tollerer Geschichten ließ er sich einfallen und wir konnten mehrere Pfeifenfüllungen überstehen, ohne Langeweile aufkommen zu lassen, während Oma Klara im Haushalt werkelte und vor uns ihre Ruhe hatte. Bis eines Tages...

Ich hatte bereits erwähnt, daß sich die Erinnerungen auf die letzten Kriegstage bezogen. Eine Zeit in der alles knapp war oder gar nicht zu bekommen. Mein Großvater hatte in einem ganz kleinen Eck des Gartens versucht Tabak anzupflanzen. Die Blätter der wohl kümmerlichen Ernte hatte er auf dem Boden getrocknet und zu Pfeifentabak zerrieben. Irgendwann war der Vorrat erschöpft und mein Großvater begann damit Wildpflanzen unter den Tabak zu mischen, um ihn zu strecken. Das roch für meine Großmutter nicht mehr wohlig und sie versuchte deshalb Rudolph von seinem Laster abzubringen. Nichts half. Da muß ihr wohl der Teufel eine blöde Idee eingeflüstert haben. Wie später zu erfahren, hatte sie durch die Pfeife eine Pferdehaar gezogen.
Mein ahnungsloser Opa fing gerade an die Geschichte vom Hirsch und dem Förster Hagelwetter zu erzählen,
als er plötzlich ganz blaß wurde. Ein unerträglicher Gestank machte sich im Raum bemerkbar und mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit sprang mein Großvater auf , husch durch die Tür ... und ward nicht mehr gesehen.
Er hatte sich auch am nächsten Tag nicht blicken lassen und das Bett nicht verlassen.
Die mütterliche Fürsorglichkeit, die meine Großmutter ihm darauf zuteil werden ließ, entsprang im Nachhinein betrachtet entweder einem fürchterlich schrecklichem Gewissen oder einer ungeheuren Heuchelei.
Meine Großmutter hat nie wieder versucht in die Leidenschaft meines Opas einzugreifen, der hat auch nicht das Pfeiferauchen eingestellt und die Zeit hat all dies längst verschluckt. Bis auf die Geschichten, die Opa erzählte, denn sie wirken in mir heute noch nach. In mir, der ich im Ruhestand begonnen habe, selber Geschichten zu erfinden und auch von Natur und Jagd dichte. An Euch liegt es die zu lesen...

Fantasiewelt

Die Welt der Fantasie spielt mit den
Wirklichkeiten kegeln.
Sie kennt nicht Zeit und Wahrheit nicht,
verwirft und hat nur eigene Regeln.

Du kannst sie nicht am Kragen packen;
Sie schlüpft durch alle Logikzäune,
hilft Rätselraten nicht noch dicke
Nüsse knacken
und schwindet nebelhaft wie alle Träume.

Wozu ist sie dann nützlich, gut?
So fragt der Realist erstaunt.
Weil sie nur in Gedanken tut,
was dir ein böser Geist geraunt!

Sonntag, 19. Dezember 2010

Selbstironie

Ach, ich bin ein Mensch – ein guter
auch zu Tieren bin ich lieb.
Geb den Vögeln Winterfutter
und betrachte den Betrieb,

den die kleinen Flattermänner
in dem kahlen Terrorgrün,
das verschneit und nun als Renner
die Gefiederten anziehen.

Sitz am Fenster und ich staune
ob der Eintracht, die da draußen.
Es verbessert meine Laune-
kein Futterneid , sind nicht Banausen!

Wärme mich an meiner Güte,
fühl´ mit den Vögeln mich vertraut.
Neid kommt auch mir nicht in die Tüte,
weil Charakter der versaut!

Freitag, 17. Dezember 2010

Mein perfekter Hund

Mein Hund ist ungeheuer schlau,
steht mit mir auf und weiß genau,
daß der Tag nur dann gelingt,
wenn er mir die Zeitung bringt.
Obgleich er ein verständ´ges Wesen,
kann er sie mir noch nicht vorlesen.
Doch mit der Zeit wird das gelingen,
kann er doch auch schon Schlager singen.
Und sag ich leis zu ihm rapport,
bringt die Pantoffeln er sofort.
Kauft gerne auch mal für mich ein
leg ich ihm Geld ins Körbchen rein.
Die Klingel hab ich abgeschafft,
weil er als Wachhund schon mal blafft,
die Türe öffnet, wenn ´s genehm.
Mein Hund macht es mir sehr bequem.
Und kinderlieb – jawoll so ist er,
bewacht das Baby und Geschwister.
Natürlich ist er stubenrein,
benimmt sich auch bei Tisch sehr fein.
Kurz – er ist der perfekte Hund
zu jeder Tageszeit und Stund.
Das Fernsehen hat auch schon berichtet.
In Wahrheit hab ich alles dies,
dem Köter einfach angedichtet.
So wie ´s bei Hundehaltern Brauch,
tu ich das selbstverständlich auch!

Weihnachtsjubel - Weihnachtstrubel

Fröhlich ist das Menschenkind,
wenn es Gleichgesinnte find.
Deshalb ist die Weihnachtszeit
auch die Zeit der Fröhlichkeit.

Niemand wirklich ist gestreßt
vor dem großen Jahresfest.
Alles läuft in ruhigen Bahnen
und man kann es schon erahnen

ohne jedes Trallala
steht er eingeständert da.
Ob er schief, krumm oder licht,
nein, das stört nun wirklich nicht.

Daß der Vater die Krawatte
letztes Jahr schon zweimal hatte
und der Föhn bestimmt für Mutter:
Freude pur – alles in Butter.

Kindern macht man neuen Mut,
wenn das Spielzeug gleich kaputt
und das Ganze nicht aufbauscht,
weil es nach dem Fest getauscht.

Ach, wen kümmert schon der Braten
ausgetrocknet, nicht geraten,
denn die Nerven Gott sei Dank
liegen nie und nimmer blank.

Weihnachten ist Friedensfest:
und so wünscht man für den Rest
dieses Jahrs und auch fürs nächste
gute Nerven und das Beste!

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Spuren im Schnee

Es wintert heute wieder mal,
der Schnee treibt seine Späße
und Flocken fallen ohne Zahl,
die Erde weiß vor Blässe.

In dieser zeigen Spuren sich
mal einsam – manchmal zwei.
Das ist nicht sehr verwunderlich,
zieht hier die Lebensspur vorbei...

So endet denn auch jene Spur,
trennt sich abrupt – verweht.
Es bleiben einsam Tritte nur,
durch den, der weiter geht.

Es wintert. Schnee knirscht unterm Tritt.
Es bleibt der Abdruck wohl zurück,
doch Zeit, doch Zeit, sie schreitet mit,
die Spur verweht, gerät allmählich aus dem Blick!

Mausebär?

Wer eigentlich ist Mausebär?
Vergeblich schlug ich ´s nach,
Erfindung oder ist da mehr,
ich bin doch nicht vom Fach.

Hat Mausebär ein dickes Fell,
vielleicht ´ne große Schnauze,
ist schwarz gefärbt er oder hell,
hat eine Nilpferd-Plauze?

Kann Mausebär in einem Loch
sich wie die Maus verdrücken,
ist er vielleicht zwei Meter hoch,
zu groß, um sich zu bücken?

Ein Bär ist Bär und Maus ist Maus,
die können sich nicht lieben,
Spekulationen steh´n vorm aus,
Frust werden beide auch nicht schieben!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Champagner-Säufer

Die Welt ist schlecht und ungerecht. Die Welt? Man meint hier sicherlich die Menschheit und deren Gesellschaftsformen. Fast könnte ich mich dem Urteil anschließen aber das ist mir zu pauschal. Ich möchte aber sagen, daß es überall auf der Welt Menschen gibt, die mit rücksichtsloser Brutalität oder völliger Verantwortungslosigkeit gegenüber ihren Mitmenschen sich ungerechtfertigte Vorteile verschaffen, die sie mit allen Mitteln zu verteidigen suchen. Somit schaffen sie ungerechte Gesellschaftsstrukturen. Unterdrückung, Armut und Zerstörung von Umwelt und Leben eingeschlossen.
Das Dumme an diesem Zustand: sie werden geschätzt, hofiert, bewundert oder aber auch nur gefürchtet. Einen breiten Raum nimmt dabei die Verbreitung ihres Lebensstils durch die Medien ein, die ihr Interesse daraus ableiten, daß die Bevölkerung (insbesondere die minderbemittelte, finanziell und auch im Geiste, ein Recht auf Information über gewisse Prominente hätte.
Der Meinung schließe ich mich an – wenn auch aus Gründen gesellschafts-kritischer Einstellung zu der ich als Hauspoet mich zwanghaft verpflichtet fühle.
Meine Waffe gegenüber gewissen Schichten ist das WORT. Wir wissen doch alle welch eine Wirkung das Wort hat, zumindest die- jenigen, die das Alte Testament und damit die Genesis gelesen haben!
Ich überlegte also etwas Kritisches zu schaffen, das wie ein Fanal die Leute wach rütteln sollte. Dazu mußte natürlich erst einmal ein entsprechend reißerischer Titel gefunden werden. Ich schwankte
zwischen
Die Kaviar-Fresser
Und
Die Champagner-Säufer
Bei dem ersten Titel kam mir der Gedanke, daß man den nur auf gewisse östliche Regionen beziehen könnte. Gut, die dortigen Milliardäre gäben gewiß reichlich Stoff dafür her – aber ich wollte die gesamten Weltregionen beleuchten und, so ungläubig man das zur Kenntnis nimmt, auch die arabische Welt.
Ich entschloß mich für den zweiten Titel. Arbeitete alles mit Bedacht durch und wählte als Untertitel das Wort, das für alles in der Kunstszene herhalten muß, nämlich EVENT.
Sorgsam vorbereitet, schickte ich die Unterlagen (ich vermeide das Wort Manuskript) an meinen Verlag, der mir immer so freundliche Absagen erteilt, indem er sich nicht einmal äußert. Diesmal war es anders. Ich erhielt innerhalb von zwei Wochen Post. Schon dieser Umstand hätte mich stutzig machen sollen. Man teilte mir mit,
daß man meiner genauen Anweisung gemäß mein Buch herausbringen wolle, wenn ich im Gegenzug erklärte, alle Rechtsfolgekosten zu übernehmen. Die eigene Rechtsabteilung hätte dies abgelehnt.
Ich erklärte.
Fünf Wochen später wurde mit viel Brimborium das Buch
Champagner-Säufer

- Ein Event -
- In den Buchläden ausgestellt. Wie üblich natürlich eingeschweißt in Schutzfolie.

Es dauerte kaum einen Tag, dann waren die Bestände ausverkauft. Ich hatte es also den Gesellschaftsschmarotzern gründlich gegeben!
Wiederum einige Tage später trafen die ersten Schreiben diverser Rechtsanwaltskanzleien ein. Man bezichtigte mich, den Buchhandel und den Verlag des gewerbsmäßigen Betruges. Säckeweise trafen Protestbriefe ein.
Mein erstes Frohlocken darüber, daß ich den Nerv einer Gesellschaftsschicht empfindlich getroffen hatte, wich der Erkenntnis und dem Entsetzen, daß ich genau die Menschen abgezockt hatte, für die ich mich doch einsetzten wollte!

Wie denn das, fragt ihr mich zu Recht.
Hättet ihr die € 24,90 für mein 230 Seiten starkes Werk ausgegeben, so wüßtet ihr Bescheid.
Ich will mal nicht so sein und den Grund der Empörung nennen, der eigentlich ungerechtfertigt war, hätte man den Untertitel beachtet - ein EVENT – ganz klare Kennzeichnung für ein Buch auf dessen 230 Seiten jeweils nur stand:

LEBEN OHNE INHALTE

p.s. der Verlag schickt seitdem wenigstens alle meine Manuskripte zurück!

Montag, 13. Dezember 2010

Reblausschicksal

Die Reblaus an dem Rebenstock,
die hatte einfach keinen Bock
am Weinblatt nur sich zu vergnügen.
Sie wollte auch vom Wein was kriegen.

So setzte sie sich auf die Trauben.
Die wanderten zunächst in Gauben,
danach wurden sie dann gepreßt,
was wohl nicht Gutes ahnen läßt

für unsere kleine Wanderin.
Die lag nun in dem Moste drin
Ganz platt – und auch ihr eigener Saft
Hat es noch in den Wein geschafft.

Das Urteil eines Sommelier:
„der Wein ist fruchtig. Ich gesteh
im Abgang nur ein bißchen seicht.“
das hat das Läuseblut erreicht!

Die andere Seite des Winters

Wenn die Flocken leise rieseln,
Hunde gelb den Schnee bepieseln
und das Ganze ist gefroren
holt man sich nur kalte Ohren.

Deshalb bleibt man auch im Haus.
Trinkt die Rumvorräte aus,
murmelt was vom glatten Eis,
schont im Sessel seinen Steiß.

Winter - diese Jahreszeit
nur die Sportlichen erfreut.
Die trifft manchmal auch der Fluch,
Ski verhakt und Schienbeinbruch.

In dem Bett im Krankenhaus
ruht man dann sich erstmal aus.
Winterruh auf andere Art,
so man Urlaubstage spart!

Nur allein für unsere Kinder
ist erfreulich so ein Winter,
wenn ein Schneeball gar nicht sacht
Oma an die Scheibe kracht.

Es hat ein jeder so Genuß,
des einen Freud bringt auch Verdruß,
der hindert, dass der Blutdruck fällt.
Die Winterzeit ist Märchenwelt.

Samstag, 11. Dezember 2010

Unzufriedenheit und die Lehre daraus

Ein Bärenkind in einem Zoo
wollt unbedingt nach Anderswo.
nörgelt bei der Bärenmutter
ständig über schlechtes Futter.

Zudem sei es ihm nicht genehm
so viele Menschen anzusehen,
die sich vor dem Gehege drängten
und ihm nicht einmal Trauben schenkten.

Die Mutter-Bär, die brummte nur:
„mein Teddy, so in der Natur
gibt ´s auch nicht nur das Honigschlecken.“
„Du kannst mich mich mal...!“
brummt erbost der kleine Bär,
der gerne doch wo anders wär.

Und still und heimlich in der Nacht
hat auf den Weg er sich gemacht
nach Anderswo - an kam er nie,
man brachte ihm zum Zirkus KNY,
wo er nun hinter Gitterstäben
gefangen ist fürs ganze Leben.

Als Fazit bleibt von dieser Mär:
man überlege es sich sehr,
das aufzugeben, was man hat.
Schnell wendet sich das Lebensblatt!

Freitag, 10. Dezember 2010

Lebenssehnsucht

Der Schnee bedeckt die kahle Erde.
Die Welt erstarrt im Winterhauch.
Hoffnung erstirbt, daß alles besser werde
und mit ihr stirbt die Fröhlichkeit mir auch.

Des Herbstes reiche Farbenpracht vergangen,
der Winter zeigt sein naß-kaltes Gesicht,
ein grauer Himmel, Schnee behangen,
behagt dem schweren Herzen nicht.

Sehnsucht nach Wärme stellt sich ein,
mein Auge giert nach hellem Licht,
die Seele fühlt verlassen sich, allein,
manch ein Gemüt daran zerbricht.

Oh, Frühlingssonne kehr zurück,
erlös mich aus dem Dämmer-Sein,
erweck in mir ein neues Lebensglück,
stell düstere Gedankenwelten ein!

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Pfui Sittig

Ein sprachbegabter Sittig
sagte: mein Freund ich bitt dich,
als Seemann kannst du ruhig fluchen,
will mir ein neues Zuhause suchen,
stellst du das Fluchen nicht mehr ein.
Der Seemann sagte: das ist fein,
dein Wunsch sollte Befehl mir sein.

Der Sittig wurd sofort verkauft.
Die Kundin sich die Haare rauft,
weil der Vogel nicht kapiert,
daß sein Fluchen sie blamiert.

So was passiert, wenn ein Prolet
in feinere Gesellschaft geht.
Die Dame flucht inzwischen auch,
obgleich ´s in ihrem Kreis nicht Brauch!

Mittwoch, 8. Dezember 2010

ABC

Das ABC, erfunden in Phönizien,
ist eine von den großen Geistestaten.
Man kann fürwahr den Hut davor nur ziehen,
statt dessen gilt Bewunderung den Potentaten.

Was schufen die, was uns geblieben?
Sie übten Macht aus durch Gewalt –
Geschichte haben Denker nur geschrieben,
wie klein dagegen jegliche Herrschergestalt!

Wie können wir das Erbe weitergeben
und schämt die Menschheit insgesamt sich nicht,
daß eine Milliarden Menschen leben
mit Lese- und mit Schreibverzicht?

Das ABC – Erfindung ohne gleichen –
gehört zum Menschenrecht so wie die Würde.
Das gilt ´s für alle zu erreichen,
wir müssen niederreißen jede hinderliche Hürde!

Ur oder Auerochse

Im tiefen Wald da lebt der Ur,
ein Rind das ohne „h“ geschrieben,
und deshalb frage ich mich nur:
was wäre, wenn das „H“ geblieben?

Zählt dann das Tier für uns die Stunden,
brüllte zwölfmal zur Mittagszeit?
Wie hätte man die Brüllerei empfunden,
wahrscheinlich wär man nicht erfreut.

Das Rind tat wohl dran zu verzichten
auf jenes „H“, das nur verwirrt.
Trotzdem verfolgte man ´s, um es zu vernichten.
Das „H“ hingegen anderswo rumschwirrt!

Montag, 6. Dezember 2010

Das Rentier Rudolph

Das Rentier Rudolph vor dem Schlitten
vom Weihnachtsmann hat sehr gelitten.
Der hat es völlig ungefragt
von Werbefilm zu Film gejagt.
Und allen Tierschützern zum Trotz
floß aus der Nase ihm der Rotz.
Die war denn auch total gerötet,
in freier Wildbahn hätte man
aus Mitleid es getötet.

Die unbarmherzigen Strategen
der Werbebranche war´n dagegen.
Der Weihnachtsmann – in Treue fest –
gibt nach Silvester ihm den Rest.
Ein neuer Rudolph wird erscheinen
im nächsten Jahr. Es ist zum Weinen!

Wes Geistes Kind

Ich frag mich oft wes Geistes Kind
wir Menschen eigentlich so sind?
Da gibt es gute und auch schlechte
Rechtstreue und auch ungerechte.
Ein Mischmasch folglich allerlei
und mittendrin bin ich dabei.
Derweil ich über andere rechte
was der oder die so sein möchte,
betrachte ich mein Spiegelbild.
Mein Urteil über mich ist mild.
Bin ich doch der, der so von allen
mir am besten noch gefallen.
Man sieht, daß Selbstzufriedenheit
bereitet doch die größte Freud!
Das Urteil anderer zählt da nicht.
Steh ich beim Schöpfer vor Gericht,
sag ich mit unschuldsvoller Miene,
der ich mich dieses Zwecks bediene:
wär ich wie Andere gern wären,
wär meiner selbst nicht – EUER EHREN.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Kleiber

Ich sah ein Bild von einem Vogel
kopfüber an der Baumesrinde.
Fragte mich, wie ich das finde,
war dies denn ein Foto-Mogel?

Sah aus wie ein kleiner Specht,
das Gefieder Meisen-bunt.
Ich die Welt nicht mehr verstund:
Spechtmeise? Sah ich denn recht?

Klärung gab ein Vogelbuch.
Spechtmeise war wohl nicht richtig.
Mehr zu wissen wäre wichtig,
wenn ich unter KLEIBER such.

So kopfüber ist an sich
eigentlich doch sehr gefährlich
und da bin ich wirklich ehrlich,
nein, das wäre nichts für mich!

was weiß denn ich...

was weiß denn ich, wie das salz
ins meer kommt

was weiß denn ich, wie hoch
der himmel ist

was weiß denn ich, ob du mich
wirklich liebst

nicht weiß ich – nichts genaues

das aber ist es, was das leben
spannend macht

nicht zu wissen aber
trotzdem sein!

Freitag, 3. Dezember 2010

Engel - gibt ´s die?

Engel – gibt ´s die eigentlich?
Fragt der Mensch, der aufgeklärt.
Ja, sagt mancher realistisch,
die sind gelblich eingefärbt.

Aber klar, der Boxer nickt,
hörte erst das Klingen
und bevor ich eingeknickt
sie im Chore singen.

Engel, spricht er sehr verliebt,
hatte einen ich im Arm.
Schön, daß es so ´n Engel gibt
schmusig, zärtlich, warm.

Mir flüsterte ein Engel ein,
frommte die Marlene,
trete in ein Kloster ein,
dich mit Gott vermähle!

Bei dem Autounfall neulich
Hat es fürchterlich gekracht.
Es ging glimpflich ab, erfreulich,
weil ein Schutzengel gab acht.

Kindlich noch ist das Gemüte,
wenn man an Weihnachtsengel glaubt
und es zeugt von Herzensgüte,
daß man Kindern dies nicht raubt.

So hat jeder seine Sicht,
daran sollt man auch nicht rütteln.
Sag nicht: Engel gibt es nicht
und dabei den Kopf noch schütteln!

Schildkröte

Die Schildkröte war sehr empört:
was fiel den Menschen ein,
da sie den Echsen zugehört,
wollte sie keine Kröte sein.

Sie macht sich auf, sich zu beschweren,
ihr Tempo ist nicht grade groß.
Doch wen sollte sie belehren,
wer war da zuständig denn bloß?

Nachdenklich verhielt sie ihren Schritt.
Das hatte alles keinen Sinn.
Sie teilte sich so nicht mehr mit,
blieb unter ihrem Schilde drin.

Was daraus fest zu halten ist:
in jedem Land auf unserer Erde
ist einzuhalten eine Frist
hat man eine Beschwerde!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Was für´n leak (LECK)!

Welt, die im Geschwätz verstrickt,
wer mit wem, wer wie so tickt,
Geheimnisse, die wie ich find,
mehr gemein, denn ´heimnisse sind,
Klatsch und elendiger Tratsch
führt zu Weltenkladaradatsch.

Jemand, der scheint ´s aufgeweckt,
hat Regierungen verschreckt,
die, um sich nicht zu blamieren,
eifrig alles dementieren.

Muß man wirklich alles wissen
und die Fehltritte genießen
oder denkt man auch daran,
was Verständigung stören kann?

Wem Gott zu spielen, ein Bedürfnis,
trägt auch die Folgen vom Zerwürfnis.
Es sei dem der Applaus versagt,
der nur nach Volkes Neugier fragt!

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Vorsicht...

Ein Piepmatz trägt den Namen Hans,
Gefieder gelb von Kopf bis Schwanz,
und stimmlich auf der Höhe.
Man hörte ihn im ganzen Haus
und nicht nur aus der Nähe.

Die Katze spitzt ihr feines Ohr,
man kann ´ s durchaus erraten,
was innen geht in ihr so vor,
sie kann es kaum erwarten.

Der Jagdinstinkt bricht in ihr auf,
die Käfigtür stand offen.
So fraß die Katz den Piepmatz auf,
sie hatte Blut gesoffen!

Mein Rat gilt allen die betroffen:
man schließe seinen PIEPMATZ ein
und laß die Stalltüre geschlossen,
sonst fällt man auf das Kätzchen rein!

Kälte

Sie schlägt und greift dir ins Gesicht
und rötet deine Backen,
kneift und will Nas´ und Ohren packen,
dein Herz jedoch erreicht sie nicht,
die Kälte

Erstarren ließ sie Teich und See
Verhindert, daß die Wasser fließen,
doch Menschen können nicht genießen
das kalte Glitzern, Eis und Schnee.
Trotz allem gleißend Licht:
das Herz erreicht sie nicht,
die Kälte.

In einer Straße nahe bei,
verlassen, einsam und verloren
ist gestern noch ein Mensch erfroren.
Vielleicht ist es uns einerlei?
Die Kälte ins Gedärm uns kriecht,
das Herz, das Herz erreicht sie nicht,
die Kälte