Donnerstag, 28. Mai 2009

Mögen Sie Hund?

Die Frage ist gar nicht einfach zu beantworten. Fragt man einen Gewerkschafter der IG-Sowieso kommt die Gegenfrage: meinen Sie den mit „dt“ am Ende? Lipper hingegen antworten uneingeschränkt: wenn ich den vor der Hundesteuer vorbei kriege, Ja! Tierfreunde hingegen stellen mir diese Frage erst gar nicht, sie ignorieren mich neuerdings völlig. Das hängt mit der Globalisierung zusammen. „Wie das?“ höre ich Sie erstaunt fragen und tippen sich dabei an die Stirn. Bei einer Verkehrskontrolle hätte Sie das Kopf und Kragen gekostet, ich bin gnädig und verdonnere Sie nur zum Weiterlesen!
Globalisierung kommt von Globus. Der dreidimensionalen Darstellung unserer Erde, die ein Geodät ist, also an den Polen abgeflacht. Nicht so ungeduldig, ich komme noch zum Punkt! Im Germanischen Museum zu Nürnberg können Sie den ersten Globus der Welt sehen. Da merken Sie, dass die Erde keine Scheibe ist, wie man früher glaubte und sie deshalb nur scheibchenweise erkunden konnte. (Daher kommt sprachwissensschaftlich der Ausdruck: eine Scheibe abschneiden, ich sage dies nur Ihrer Bildung wegen, die mir am Herzen liegt.) Früher stand man bei Scylla und Caryptis am Abgrund, heute sind wir da einen Schritt vorangekommen – wir stürzen keineswegs ab, wir haben ja den Globus, der weder Anfang noch Ende hat, na ja, vielleicht sind wir, was das Ende anbelangt doch ein bisschen naiv. Aber, wir gelangen überall hin auf dem Globus und alles gelangt auch zu uns. Das ist Globalisierung. Hier beginnt auch meine eigentliche Geschichte.
In unserem Dorf braucht man nicht zu verhungern. Wir haben Esstankstellen. Z.B. einen Griechen. Bei dem gibt es jede Menge Spezialitäten – aus der Türkei. Will man also nicht „dönern“ geht man zum Italiener, der ist Serbe und serviert Pizza, finden sie das komisch? Dann kennen Sie unseren Kroaten nicht, der gut bürgerliche Deutsche Küche kocht, wer will denn so was? Aber wir haben ja noch unser Nobelrestaurant, ein Gastronom, der in der Schweiz gelernt hat aber nicht nur Käse serviert – nein Kängeroo.
Das hüpft doch direkt vom Teller! Nun, ich will nicht nörgeln, es gibt auch noch einen Gourmet-Tempel für Alteingesessene, in dem es Rinderwurst gibt, eine besondere Spezialität in unserem Dorf. Ich bin nicht alteingesessen. Ich bevorzuge die Küche der Chinesen, was bedeutet, ich muss in die Kreisstadt fahren, wenn ich etwas Anständiges für meinen Gaumen zu picken will. Der Chinese hat gewechselt, es gibt einen neuen Inhaber. Hauptsache ist, die Speisenkarte ist gleich geblieben. Die Hoffnung erfüllt sich nicht, es gibt keine deutschen Übersetzungen. Der Inhaber ist auch nicht Chinese, er heißt Kim Jon, das kommt mir nicht spanisch, nein koreanisch vor. Ich kann diese Sprache nicht (was soll man denn alles lernen?) und behelfe mich mit der Sprache, die weltweit wohl von jedem verstanden wird: arabisch. Sie sind erstaunt? Nicht englisch, werden Sie fragen? Woher können Sie denn arabisch – sind Sie vielleicht ein Terror-Schläfer? Viele Fragen auf einmal. Ich kann Sie beruhigen, unter arabisch verstehe ich unsere Zahlen. Ich tippe also auf die Nummer 53. Hoffentlich schmeckt das! Nach einer Viertelstunde wird serviert. Sieht aus wie Gulasch mit Reis. Ein merkwürdiger Geruch steigt mir in die Nase. Den Geruch kenn ich: ein vom Regen nasser Hund dünstet so aus.
Hund? Koreaner? Jault da etwas auf meinem Teller? Entsetzt stoße ich mich von meinen Stuhl ab. Und dann jault dort tatsächlich kläglich ein Hund, der sich unter meinem Tisch ausgeruht hatte und sich nun getreten fühlte. Andere Gäste nahmen eine drohende Haltung ein und schimpften mich einen Tierquäler. Es leben die Vorurteile in der Globalisierung, die gegenüber fremden Ess-Kulturen und die gegenüber missverstanden Tierfreunden. Wie sang doch Reinhard Mey einst – ein Sückle Brot und Rotwein, jawohl und das zu Hause genossen, erspart einem Ärger. Aber auch damit kann man globalisieren: Rotwein aus Australien, Baguette aus Frankreich, Musik aus Amerika und Nachbarn aus Lippborg. Was will man mehr?
Bleibt, mein Verhältnis zu Hunden zu klären. Dazu hatte ich bereits ein Gedicht geschrieben, das die ausgewählten Gedichteempfänger zwar schon kennen aber mancher Leser vielleicht noch nicht.

Hund

Ein treuer Blick,
empfundenes Glück
durch weiches Schmusefell,
ein Freudensprung,
noch welpenjung,
dass er das Spielzeug fände
und Rutenwedeln ohne Ende.
Ein treuer Freund, fürwahr
und ständig für dich da.
Schüttelt krausgelockt Behang
sucht deine Nähe stundenlang.
Gehorcht aufs Wort
beim Stockapport
und bei „verloren, suchen“,
doch wenn er auf den Gehweg kackt,
dann tust du ihn verfluchen,
ach, wie ist der Mensch beknackt!
Chinesisch

Bildung lässt sich nicht aufhalten. auch im Land der Pisa-Unterentwickelten gibt es Bildungstendenzen, insbesondere auf dem flachen Land, da es dort keine hinderlichen Berge gibt, die die Bildung zu erklimmen hat. Soweit ist Lippetal für die Bildung prädestiniert – und so geschah es. Die Volkshochschule bietet neuerdings Kurse für chinesische Sprache an, gebildet ausgedrückt also für Sinologie, mit dem Versprechen, die Teilnehmer fit zu machen für den Chinesisch Wettbewerb „Hanyn Qiao“ .
Das ist eine jener verklausulierten Begründungen, derer es bedarf, um andere Ziele zu verschleiern. Offensichtlich ist jedenfalls, dass in unserer Gemeinde Chinesen eine ganz unbedeutende Minderheit bilden – sofern es überhaupt welche hier gibt. Was also kann wohl der Grund sein, derartige Lehrgänge einzuführen? Will man vielleicht eine große Mauer bauen gegen Fremde EU-Eindringlinge? So wie China sie einst errichtete gegen den Ansturm der Mongolen – nach dem Motto: von China lernen heißt siegen lernen? Nein, bestimmt nicht! Hatte der von allen Deutschen so hochgeschätzte Walter Ulbricht seinerzeit fistelnd versprochen: Niemand will eine Mauer bauen! Worte mit Folgen. kann demnach nicht sein.
Vielleicht, dass man die Waschanleitungen textiler Produkte der modischen Nobelmarken lesen kann, in denen made in China steht (wörtlich in China gemacht, frei übersetzt: in China hergestellt)? Alle von hoher Qualität, daher mit noch höheren Preisen hier verkauft, weil mit den Nachbauten der Schnellnäher von Pfaff, Adler, Dürkop oder der amerikanischen Singer nach unseren Standards gemacht? Nun gut, Spezialmaschinen wie Überwendling kommen manchmal noch von hier – da haben die Asiaten wohl etwas versäumt (kleines Wortspiel für Fachleute).Mein alter Bundeswehr Kamerad Heribert war ein solcher „Fachleut“ mit der Basis in Hong Kong – man erinnert sich, Britische Kronkolonie und dann plötzlich nach 99 Jahren: CHINA Könnte das vielleicht der Grund für Lippetaler- Ambitionen sein? Heute Kreis Soest, morgen China? Unsere Gegend ist zwar flach aber soviel Weitsicht trau ich den Verantwortlichen nun auch wieder nicht zu. Was kann es nur sein, weswegen Sinologie? Als reger Geist habe ich natürlich weiter geforscht. Unvermittelt stieß ich auf eine Statistik. Da wurde mir schlagartig bewusst, was der wahre Hintergrund ist. Ganz schön schlau meine Lippetaler. Die Statistik besagt nämlich, dass im Jahr 2015 jeder dritte Mensch als Chinese geboren wird. Bei den heirats- und gebärfreudigen Lippetaler Jungspunten bedeutet dies, das erste Kind, o.k. das Zweite, o.k. , dann jedoch kommt ein Chinesenbaby. Jetzt stelle man sich vor: Eltern, die kein Wort Chinesisch sprechen! Geht gar nicht. Das Kind sagt z.B.: zhe mong mihhany ne (übersetzt: nein, meine Suppe ess´ ich nicht)
Die besorgte Mutter: sei schön brav; ein Stäbchen für Mama, eins für Papa und noch ein kleines Stäbchen für die Omi. Wie soll das Kind da groß und stark werden?
Folglich: Sinologie schafft Abhilfe, eine weitsichtige Entscheidung.
Auch der Hauspoet muss dazu lernen. Sein Laptop, wenn gleich aus Taiwan (also Insel-China) kann trotzdem kein Chinesisch (was ich nicht formosa finde.) Will ich mich also einem Drittel später Generationen verständlich machen….ihr versteht.
Pinsel für das Malen von Schriftzeichen habe ich mir auch schon zugelegt. Wie sagt man auf Chinesisch----- ach, woher soll ich denn das wissen.
Bis spätel dann!

Mittwoch, 27. Mai 2009

Urne

Die gierig helle Flamme verzehrt
zischend und leckend.
den Menschen sie lehrt,
mit aller zerstörend heißen Glut,
nicht achtend, ob einstens er bös oder gut,
die sterbliche Hülle, die unbeseelt
als Asche in die Urne fällt.
Mit ihr Gedanken, die nie gedacht,
die niemals zu Papier gebracht.
So eingeschlossen zu Staub zerfällt
das, was den aufrechten Gang erhält.
Empfindungen, einstmals lebendiges Sein,
schließt man in schlichtes Gefäß nun ein,
vermeintlich für ewig und immer gedacht,
als letzte Heimstatt in finsterer Nacht.
Gefäß und Asche, die es enthält,
der Zeit irgendwann doch zum Opfer fällt.
Und so begleitet von sphärischem Klang
ist dieses der letzte Urnengang.

Dienstag, 26. Mai 2009

Manager

Mir fällt auf, dass ich in letzter Zeit immer auf Leute treffe, die ich gar nicht treffen will, es ist ähnlich wie beim Tontaubenschiessen. Treffe ich vielleicht zufällig meine Jugendliebe? Nein, habe ich zufällig sechs Richtige im Lotto getroffen? Nein, das Unglück verfolgt mich seit meiner Jugendzeit, wo ich beim Bolzen immer ungewollt die Scheiben getroffen habe. Somit steht fest, jedenfalls für mich, ungewollt trifft am besten. Das kann nur der wirklich nachempfinden, der als Unglücksrabe das entscheidende Selbsttor beim Fußball praktiziert! Aus dem Weg gehen? Geht nicht,
Straßenseite wechseln? Der aufmerksame Ungewollte stellt sich dir nach einigen Schritten entgegen und du prallst mit ihm zusammen.
„Ach, dass ich Sie hier treffe – ausgerechnet hier (man fragt sich wieso ausgerechnet?) na ja, Sie gehen wohl spazieren, ein Ruheständler im Unruhezustand, Sie haben es gut! Ich hingegen,“ er macht ein säuerliches Gesicht, „ich hingegen habe es heutzutage verdammt schwer, so als Manager. Kommen Sie, laden Sie mich zu einer Tasse Kaffe ein, dann erzähle ich Ihnen, was mir in der Firma so alles aufstösst,“ säuselte er freundlich. Früher musste man sehr, sehr auf der Hut sein, wenn einem ein Top-Manager mit schmeichelnden Worten auf einen Kaffee bat. Das roch dann verdammt nach Entlassung, getreu dem Motto: wir wissen nicht, was wir ohne Sie machen würden aber wir wollen es trotzdem versuchen! Diese Gefahr bestand jetzt nicht. Dafür gab es zwei gute Gründe: 1. ich bin im Ruhestand und 2. liess er sich einladen. Der letzte Umstand weckte meine Neugier, also gingen wir einen Kaffee trinken. Kaum hatten wir unseren Platz eingenommen und bestellt, schon nölte er los nach Manager-Art. Über die Service-Wüste Deutschland und wie arrogant die Bedienung die Bestellung aufgenommen hätte. In Amerika wäre die längst gefeuert. Überhaupt AMERIKA, seiner Zeit in Harvard hatte man wirtschaftliche Zusammenhänge noch erkannt und liesse nicht unfähige Politiker Krisen lösen. Alles nur losgetreten durch Neiddebatten. Der PROFIT zählt nicht im eigenen Land! – Oha, war da nicht eine Verwechselung im Spiel? Dann müsste er jetzt fortfahren mit:
und wenn der PROFIT nicht zum Berge kommt, dann kommt der Berg zum PROFIT. So wie die aus dem klassischem Bergland stammende UBS-Bank ihre Sparschwein-Filialen auch in Deutschland hat, getreu dem Bibelspruch: kommet her zu mir, die ihr mühsam euch bereichert habt.. oder so ähnlich jedenfalls.
Während meiner Gedankengänge hatte mein Gegenüber eine kleine Pause eingelegt. Dann fuhr er fort: “So ein Quatsch, das mit dem Geld verbrannt. Es wurde doch nur getauscht, Irreales gegen Irreales Buchgeld sozusagen. Etwas, was gar nicht in Scheinen existiert, die Dumpfbacken merken nicht, dass das nicht verbrennen kann.
Es war nicht da und das wurde hin und her geschoben bzw. verkauft. Luft, wozu also die Aufregung. Ich könnte mich aufregen, denn mir will man mein Manager-Gehalt kürzen. Ich darf nur noch das Hundertfache eines Facharbeiters verdienen. Wozu dann mein Studium in Oxford und die Business-School in Harvard? Das stinkt zum Himmel. Stellen Sie sich vor, ich müsste mein Geld auf den Auslandskonten noch nachträglich versteuern. Mein Vermögen würde glatt halbiert. Halbieren Sie mal einem Facharbeiter das Geld, der poliert Ihnen die Fresse. Aber ich soll bluten!“ Schüchtern wagte ich den Einwand, dass er in seinem Gelobten Land, in Amerika, bei seinem Einkommen auch ca 70% hätte versteuern müssen, da wäre er hier doch noch ganz gut bedient. „Gut bedient, wie in diesem Saftladen hier,“ brüllte er plötzlich los. „Keinen Cent, sage ich, kriegen die hier von mir und auch nicht in Deutschland. Von mir nicht!“ schrie er in das Lokal, stand abrupt auf und ging grusslos. Er hatte, wie bei Managern üblich, seinen Worten Taten folgen lassen. Das Restaurant bekam tatsächlich keinen Cent von ihm. Die Zeche zahlte ich. Wie immer sind die „Zurückgebliebenen“ nicht schnell genug vom Acker. Sie zahlen die Zeche. Das müsste euch doch irgendwie bekannt vorkommen. Wenn nicht, seid ihr bestimmt auch Manager, die immer den „kleinen Mann auf der Strasse“ treffen.
Ich wusste doch, dass ich diesmal ins Schwarze getroffen habe… nicht intuitiv, nein, aus Erfahrung, ich war schliesslich auch mal…

Montag, 25. Mai 2009

Goldfisch

Wessen Herz voll ist – dem läuft der Mund über, sagt eine alte Volksweisheit. Die Sprücheklopfer hatten für alles eine Erklärung. Ich vermisse allerdings einen entsprechenden Hinweis auf: wessen Kopf leer ist…? In diesem Zustand sitze ich nämlich vor dem Computerbildschirm, der seine Erwartungshaltung mir gegenüber seit einiger Zeit geändert hat und mich damit straft – aus Verachtung und Enttäuschung nichts Nützliches für mich tun zu können- indem er auf Bildschirmschonung umschaltete. D.h. es läuft das Aquarium-Programm* mit echt wirkenden Fischen, die mich anglotzen und dann gelangweilt von dannen schwimmen. Eine Demonstration erniedrigender Missachtung von Wesen, die nicht einmal lebendig sind und gewisser Massen nur aus primitiven 0 oder 1 Signalen bestehen. Welch eine Schande für einen beweglichen und kreativen Geist wie den meinigen, der alles begreift und sich über alles ein Bild macht – der Herr der EINBILDUNG eben. Bevor mich jedoch Selbstzweifel in ungeahnte Bedrängnis bringen, beschliesse ich dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten und mich durch grausames Handeln an den ebenso unverschämten wie unbelehrbaren Cyberwesen zu rächen. Ich schalte den Strom aus und augenblicklich herrscht tödliche Dunkelheit.
Was nun? Leere wird nicht dadurch voller, dass man sie mit noch mehr Leere auffüllt, will sagen, dass man Gedankenlosigkeit nicht mit eben der solchen bekämpfen kann. Ich beschliesse den Wurzeln allen Übels auf den Grund zu gehen, d.h. an die Basis zurückzukehren. Basis ist in diesem Fall Urmensch ADAM. Wie heißt es doch in der Genesis: es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei! Wie wahr! Meine Frau ist gerade nicht da – sie weiss auch, dass es abträglich und nicht gut ist, wenn ihr Mensch alleine ist, wegen der Ordnung zu Hause. Überkommene Erkenntnisse darf man nicht ignorieren. Ich, also allein zu Haus, sollte schleunigst Abhilfe schaffen, bevor mein Frau von ihrem Auswärtstermin zurückkommt. Ein lebendiges Wesen muss her, aber eines, das nicht widerspricht, keinen Lärm macht und auch nicht Gassi gehen will, ebenso keine großen Ausgaben verursacht oder gar Folgekosten.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich kreativ bin und einen regen Geist besitze? Ich hatte eine spontane Idee, deren Umsetzung für einen Tatmenschen wie ich eine Kleinigkeit war. Wenn ihr bisher geistig meinen Ausführungen folgen konntet, werdet ihr erraten haben, mit welchem Geschöpf ich unseren Haushalt umgehend bereicherte – mit einem Fisch. Und da ich ja von bereichern spreche, kaufte ich natürlich einen Goldfisch, den ich umgehend mit „Otto“ benamste, denn Otto find ich gut. (Wie sehr doch die Werbung auf unser Unterbewusstsein durchschlägt, ich rate zur TV-Abstinenz).
Otto war genügsam, das Futter billig, er liebte Wasser, ganz ordinäres H²O. Nicht wie viele, die ohne sündhaft teuren Mouton Rothschild nicht leben können und deshalb frühzeitig an Leberzirrhose dahin scheiden. Aber ich schweife ab – ich war gerade dabei der Genügsamkeit von Otto ein Loblied zu singen.
Otto braucht auch wenig Platz. Er begnügt sich mit einem Rundglas, dessen Stellfläche etwa der eines Käfighuhns entspricht, das allerdings unfreiwillig damit auskommen muss.
Otto macht das aus eigenen Stücken, jedenfalls hat er sich bei mir noch nicht beschwert und in seinen Stummen Blicken konnte ich auch nichts von einem Vorwurf entdecken. Pflanzen oder vorgetäuschte Naturlandschaft befinden sich auch nicht in Ottos Aquarium. Das ist erstens aus Pflegegründen praktisch, zweitens nimmt es Otto auch keinen unnötigen Platz, gibt ihm also größere Bewegungsfreiheit und drittens täuscht man lebendigen Wesen auch nichts vor, um so Enttäuschungen zu ersparen in diesem Fall, dass es lediglich eine zweidimensionale Natur gäbe. Das alles tat ich dem neuen Gefährten zu Liebe, ich der als Naturfreund ausgewiesen bin. Hier unterscheide ich mich deutlich von den TV-Produzenten, die uns in bunten Bildern Naturlandschaften ins Haus bringen und wenn man hinter den Fernseher schaut, dann ist da gar nichts! Solche Enttäuschung will ich Otto ersparen.
Ich habe konsequenter Weise meinen Computer abgebaut und das Goldfischglas an dessen Platz gestellt. Wenn also Leere meine Kopf erfüllt (ein Paradoxon, wie aufmerksame Leser erkennen) setze ich mich mit Papier und Bleistift erwartungsvoll vor Otto hin und warte auf eine Eingebung. Ich sitze also und warte, warte, warte, w… Otto stiert mich an.
(Können Fische eigentlich „stieren“?) Ich muss es anders ausdrücken: er glotzt mich an, blubbert Blasen… alos blubbernde Blasen kenn ich, das ist KRITK. Dann dreht er mir seine Schwanzflosse zu und schwimmt, soweit möglich, davon. Diese Gesten erfuhr ich auch von meinen Cyberfischen. Ich bin beschämt! Habe ich soviel Langeweile verbreitet?
Langweile quält und ich kann nun mal keine Lebewesen leiden sehen. „Otto,“ sagte ich deshalb, „ich habe ein Einsehen mit dir.“ Ich nahm das Aquariumglas, trug es behutsam zum Klo (für empfindsame Seelen: zur Toilette), schüttete den Inhalt samt Otto in die Kloschüssel und gab einen Schuss Spülung Otto mit auf den Weg in seine Freiheit. Nun kann er denken, was er will. Die Gedanken sind frei. Tierfreund, der ich nun einmal bin, gab ich dem Fischlein noch gute Wünsche mit auf die Reise. „Mögest du nie der Verführung eines Angelhakens erliegen und halt die Flossen steif!“
Ich glaube, beide Wünsche werden wohl in Erfüllung gehen. Kann man mehr tun für einen Gefährten, von dem man sich trennen musste?

p.s. sollte ich euch durch meine Geschichte gelangweilt haben: so habt ihr doch eines gelernt: das Schicksal hält in solchen Fällen einige Überraschungen bereit…

Zur Erinnerung


*Bildwirklichkeit

Zurückgelehnt schau ich in Ruh
den digitalen Fischen zu,
die niemals hektisch, niemals fliehen,
gemächlich ihre Bahnen ziehen.
Und weil sie nicht im Wasser wohnen,
im Cyberraum den Bildschirm schonen.
Real von diesen Fischlein: keins
sind sie nur Ziffern Null und Eins,
die man streng logisch und geschickt
zu so einem Programm „gestrickt“,
dass mein Display ringsherum
ausschaut wie ein Aquarium.
Man hat die Bytes so toll vereint
und alles wirklich echt erscheint.
Dies ist ein Beispiel für die Welt,
die viel verspricht und wenig hält.
Im Täuschen ist der Mensch perfekt.
Passt auf, was er noch sonst ausheckt!

veröffentlicht in: "Westwinde" Engeldorfer Verlag, Dorante Edition
So unbedeutend

meine augen saugen die
unverletzte bläue eines
frühlingshimmels

ungeahntes unbegrenztes blau
wölbt sich glockengleich
über mich umschliesst meine sinne
und sperrt sich wehrender gedanken

blaue stunde eines tages
dösendes dahintuns

himmelvorhang der irgendwann
an der wirklichkeit zerreist:

hinter dem bittere kälte
und urgewaltig strebende kräfte
der kleinheit, bedeutungslosigkeit
meines weltichs fürchten lehrt
Fernweh

Berichte mir von dem verführerischen Gesang
der Sirenen
schildere mir die Schönheit der Schätze
im Lande Punt
locke mich an die Gestade aus denen
die Schaumgeborene entstieg
fächle mir die Düfte des Orients in den
Nächten der Scheresade zu
entführe mich, wie einst der Stier Europa
über das mare nostrum
verstricke mich in die Abenteuer des
El Dorado

vor allem
binde mich los von dem Mast
des Lastkahns meines Beharrens

wenngleich auch Skylla und Caryptis
mich zu zerschmettern drohen!
Thunfisch

Augen, glastrüb und erstarrt,
vor Gaffern schön eis-aufgebahrt,
mit Kiemen, noch fang-rosig frisch,
liegt er am Fischstand auf dem Tisch.
Für Tierschutz ist zu spät es nun,
er hat gelebt und starb als Thun.
Bevor er stinkt, da muss man eilen,
um zum Verkauf ihn zu zerteilen.
Vorbei die ganze Eleganz,
was übrig bleibt sind Kopf und Schwanz.
Ein freies Leben starb ratz-fatz –
und auch die Reste für die Katz.
Wer also glaubt die besten Happen
den anderen schnell wegzuschnappen,
mit gierigem Maul die Schnäppchen fängt,
ganz plötzlich an dem Haken hängt!
Er zappelt bang – ohne zu ruh´n,
so ähnlich ging es unserm Thun!
Goethe und ich

Die Sonne tönt
und Goethe stöhnt,
ob der geschaffenen Metapher.

Mir fällt nichts ein
bei Sonnenschein,
ich bin ein Sternengaffer.

So hat halt jeder sein Plaisir:
Herr Goethe Frau von Stein.
Ich dahingegen gönn´es mir
und giess Drei-Sterne Cognac ein.

Ach Wolfgang, du warst ein Genie,
ein Dichter, den Titan man heisst,
ich weiss, ich bin ´s nicht, werd ´s auch nie:
von Wein wohl letztlich ist mein Geist!

Freitag, 22. Mai 2009

Lippenbekenntnis

Du sagst, wie sehr du mich verehrst,
du sagst, dass du mich auch begehrst;
du sagst, dass du mir zugetan,
du sagst, ich himmele dich an;
du sagst, es würd´ nur einen geben,
du sagst, schön ist ´s mit dir zu leben,
du sagst, dass du mich oft vermisst,
du sagst, wie traurig du dann bist.
All dies sagst du aus dem Gefühl der Pflicht.
Ich liebe dich – das sagst du nicht!

Mittwoch, 20. Mai 2009

Undank

Ich hatte einen Freund – die Betonung liegt auf hatte – der heißt Natahal Plumbsack. Ein Mann solchen Namens kann keine Freunde haben, er ist überall benachteiligt, also ein geborener Verlierer und bei denen sind Freundschaften rar gesät. Mit anderen Worten: gibt es nichts zu erwarten, gibt es auch keine Freundschaften. Ich, der ich ein Gutmensch ohne vergleichbares Gegenstück bin, bilde da natürlich eine Ausnahme wie ich ohnehin ja eine Ausnahmeerscheinung in Güte, Klugheit und Bescheidenheit bin. So sagt man mir jedenfalls nach bzw. ich mir selbst, denn wenn einer Recht hat, dann ich. Diese Selbstverständlichkeit ist zwar nicht erwähnenswert aber zur Einführung dessen, was ich gerne mitteilen möchte, ganz schön nützlich.
Jener Natahal Plumbsack suchte mich regelmäßig auf, um einen guten Rat bei mir abzuholen, den ich in meiner Freigebigkeit auch stets erteilte – natürlich gegen nur geringes Entgelt- wir waren zu diesem Zeitpunkt immerhin noch Freunde. „Sag mal,“ begann er in seiner unverblümten Art mich auszufragen“,wie machst du das eigentlich so erfolgreich zu sein. Du besitzt eine Jacht, eine Villa in bester Lage, fährst einen Ferrari, bist Vorsitzender im Golfclub und unterhältst vier Polopferde aber ich sehe dich nie arbeiten?“ Ich spürte einen feinen Hauch von Neid durch mein 200qm großes Wohnzimmer wehen. Aber als guter Freund konnte ich ihm schwerlich die Antwort verweigern. „Du weißt, dass ich ein Naturfreund bin,“
sagte ich im Flüsterton, man weiß ja heutzutage nicht von wem man abgehört wird,“ also habe ich mich auf eine rein biologische Tätigkeit spezialisiert – ich bin Imker!“ Das ungläubige Staunen verschaffte meinem Gegenüber offenbar die notwendige Zeit über das Gesagte nachzudenken oder es auch zu verdauen. „ Davon kann man sooo leben ?“ fragte er etwas naiv im Unglauben merkwürdig verharrend. „Aber ja“, klärte ich ihn auf ,“ „ich besitze drei Bienen.“ Er lachte freudlos. „ich bin zu dir gekommen, um einen guten Karriere-Rat einzuholen, veralbern kann ich mich alleine. Aber bitte, wenn dir meine Freundschaft so wenig wert ist…“ seine Verbitterung war nicht gespielt. „Lass es dir erklären,“ spielte ich den Großzügigen. Drei Bienen allein genügen natürlich nicht. Es kommt immer auf den Standort an, ich habe die drei am Bahnhof plaziert, was eine ausgezeichnete Wahl war, im nachhinein betrachtet.“ „Du bist ja ein richtiges Schwein,“ die leichte Bewunderung war unüberhörbar. Dann verließ er mich ohne ein weiteres Wort des Dankes und ohne das sonst übliche Honorar zu hinterlassen. Ich schrieb die Summe folglich in ein Büchlein mit dem Namen Debitoren, denn im Alter wird man schon mal vergesslich.
Es dauerte keine vierzehn Tage, da fingen meine Einahmen an zu schrumpfen. Als erstes musste ich die Poloponies aufgeben, man kann ja rechnen. Es dauerte keinen weiteren Monat,
da sah ich mich gezwungen, meine Jacht aufzugeben und vom Vorsitz im Golfclub zurückzutreten. Die Merkwürdigkeiten nahmen zu und mein Vermögen rapide ab. Aufgabe des Ferraris, Verkauf meiner prachtvollen Villa. Es war nicht zu übersehen, ich hatte den Pleitegeier im Haus. Entgegen meiner Gewohnheit wurde es Zeit, mich um die Geschäfte vor Ort zu kümmern. Ich fuhr also mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Als erstes fiel mir ein Ferrari auf, den ich als mein ursprüngliches Eigentum erkannte. Ihm entstieg mit dicker Cohiba im Mundwinkel – richtig, seine großkotzige Majestät Nathahal Plumbsack. Freudig trat er auf mich zu, schlug mir auf die Schulter und steckte mir einen fünfzig Euroschein jovial in die Tasche meines Jacketts, wo für gewöhnlich das Kavaliertüchlein seinen unangefochtenen Platz hatte. „Das schuldete ich dir noch für den guten Rat, den du mir erteilt hast,“ murmelte er leicht verlegen. Ich bin mit zwei Bienen angefangen, die ich dir abgeworben habe. Dann gefiel mir die Art Geld zu verdienen und ich bin inzwischen mit sechs Bienen am Bahnhof vertreten. Meine Bodyguards verhindern, dass sich ein Konkurrent hier noch einmischt. Dein Rat war wirklich Spitze!“ Ich fummelte den Fünfziger aus der Tasche und knallte ihn ihm vor die Füße. „Undank ist der Welten Lohn“ schrie ich ihn wenig originell an. Das war die Kündigung einer bis dato wunderbaren Freundschaft. Zugleich aber der Rückzug aus der menschlichen Gemeinschaft. Meine Verbitterung über die unverhoffte Armut war so groß, dass ich mich nunmehr ausschließlich mit toten Gegenständen umgab. Machte mich das glücklicher? Nein, denn ich lernte sehr schnell, dass auch Gegenstände eigenwillig und undankbar seien können. Glaubt dies einem gebrochenen Mann, der die gemachten Erfahrungen niederschrieb, um andere zu warnen, denn ich bin weiterhin ein Gutmensch.
Als solcher fiel es mir auch schwer, Gegenstände, die einst von menschlichem Geist entworfen und handwerklich umgesetzt wurden, einfach der Müllkippe anzuvertrauen. Das hat so ein Gegenstand nicht verdient. Auch alte Esszimmerstühle, arg mitgenommen von mangelnder Rücksichtnahme nicht, denen ich zu neuem strahlenden Ansehen verhelfen wollte, so als Gutmensch – ehrlich gesagt hatte ich auch gar kein Geld mir neue zu leisten, wie oben ausgeführt. Motive mal beiseite gelassen, mit Schmirgel und Farbe ging ich frisch ans Werk.
Nach endlosen Tagen und literweise vergossenem Schweiß, glaubte ich endlich mein Werk vollendet zu haben. Stolz betrachtete ich die erwachten Schönheiten von allen Seiten. Da,
da war noch eine Stelle ohne Farbabdeckung. Ich korrigierte. Doch dann –
grinsten mich die Stühle und deren unbearbeiteten Stellen von allen Seiten höhnisch an.
Hahah schienen sie zu lachen – was die natürlich nicht konnten – aber die Stummheit ihrer nackten Flecken echoten in mir wie Donnerhall. „Verfluchte Scheiße“, schimpfte ich, “ihr undankbaren Geschöpfe, tagelang habe ich mich abgequält euch ein manierliches Aussehen zu verpassen und jetzt dies!“ Wutschnaubend zertrümmerte ich die Machwerke. Von undankbaren Subjekten und Objekten habe ich die Nase gestrichen voll. Ich will auch kein Gutmensch mehr sein und suche deshalb einen Karriere-Berater auf, der mir sagen soll bei wem ich demnächst meine Undankbarkeit ausprobieren kann. Und sollte es Euch treffen: umso besser!

Dienstag, 19. Mai 2009

Eckfahne oder Fußballversteher

Unscheinbar lappt sie meist sehr traurig
offenbar so vor sich hin.
Obgleich sie nicht bemerkenswert so schau ich
sie an. doch ist ihr tief´rer Sinn
mir bisher noch nicht recht erschlossen.
Erst wenn ein Ball die Linie quert,
gewisser Massen ausgeschossen,
gesteh ich, sie ist nicht verkehrt,
weil so das Auge schnell erkennt,
ob Eckstoss oder Seitenaus,
ein Spieler nicht vergeblich rennt,
sonst ginge ihm die Puste aus!
Beim Eckstoss bildet jene Fahne
die Grundlage vom Viertelkreis:
und siehe da, auch ich erahne,
dass hier der Ball liegt und man weiss
von dort zum Tor ist zu plazieren.
Nicht wie auf dem Bolzplatz einst
drei Ecken zu ´nem Elfer führen.
Ich sag das nur, dass du ´s nicht meinst.
Damals fand ich das recht schlüssig,
jedwede Fahne – überflüssig!

Montag, 18. Mai 2009

Baum des Lebens

Ausladend die Krone im rauschenden Lebenswind,
schützend bedacht unter der Blättervielfalt
auf starken Wurzeln gibt ein Stamm Rückhalt
dem ruhend erschöpften Menschenkind.
*
Auch wenn Lebenstürme das Astwerk rütteln,
Unwetter tosend hernieder gehen,
sein starker Stamm wird auch dies überstehen
und Schnee und Regen von den Blättern schütteln.
*
Und spaltet ein Blitzschlag den aufrechten Stand,
legt jemand frevelnd die Axt an den Stamm,
so trägt er ´s nicht wie ein Opferlamm
sondern bietet hartnäckigen Widerstand.
*

Die Wurzeln mit Erdenreich fest verbunden,
die trifft ein solcher Gewaltakt kaum,
darum ruhe getrost unterm Lebensbaum,
denn das Leben wird wieder und wieder gesunden.

Freitag, 15. Mai 2009

Nicht wirklich ehrlich

Es sprach der Pater zu dem Sünder:
„Wir sind doch all nur Menschenkinder,
darum erleichter dein Gewissen,
ich möchte keine Sünde missen,
wie du gefehlt in letzten Tagen,
musst alles beichten und mir sagen.
sodann erhälst du, lieber Sohn,
wenn du bereust, Absolution.“
Der Sünder dachte, das wird schwierig,
mir scheint der Mann ist nur neugierig.
Werd ihm nicht alles offenbaren,
um mir das Schlimmste zu ersparen.
So beichtet er nur kleine Sünden,
die konnt` der Priester nicht schlimm finden.
Sie trennten beide sich in Frieden.
Beim Sport nennt man das: unentschieden!
Was nun?

Der Frühling kam – wie immer über Nacht
und Blumen sowie Flieder sprossen.
Die Natur war unvermittelt aufgewacht
und Mensch und Tiere haben es genossen.
*
Die Dichter packte eine Euphorie.
Sie schrieben sich die Finger wund;
die Luft war so erfüllt von Poesie,
als täte sich ein einzig Wunder kund.
*
Und doch geschieht ´s in unsern Erdenbreiten
so lang der Mensch wohl denken kann
und dieser Wechsel in den Jahreszeiten,
der rührt schon ewig die Gemüter an.
*

So mitten drin, in all dem bunten Blütenwahn,
da rieselt matschig, faulig braun zur Erde
was unseren Augen und der Stimmung wohlgetan,
auf dass es doch zu dunklem Humus werde.
*

Was nun, ihr Dichter, bleibt von euerm Schwärmen,
wenn sich der Frühling nicht mehr prächtig zeigt?
Könnt ihr für weniger Schönes euch auch noch erwärmen,
kleckst gar die Feder dann – und ist euch abgeneigt?

Mittwoch, 13. Mai 2009

Manches ist nicht dauerhaft

Nun endlich zeigt sich Buntes auch am Terrorgrün.
Vergeblich waren wohl nicht alle Mühen.
Im Liegstuhl – oh, wonniglich,
den Vögeln lauschend, sonn ich mich!
Schau Hummeln zu, die Nektar sammeln,
ich lieg im Garten und darf gammeln
um endlich einmal auszuruhen,
mich freuen und sonst nichts zu tun.
Doch fällt mir ein im Terrorgrün
muss ich bald wieder Unkraut ziehen,
denn die Natur in wenigen Tagen
wird wieder nach der Arbeit fragen,
die häufig man so gern vergisst,
wenn man, wie ich, ein Faulpelz ist!
Befürchtung

Fürwahr, ein großes Dichterwort ist es wohl nicht,
das, was meinem Stylus heut entweicht;
doch ist es für dich ein Gedicht,
das dir doch meine Liebe zeigt.
In Worten kann ich ´s nicht recht fassen
dennoch hab ich es zu tiefst gefühlt,
für meine schwachen Worte könnte ich mich hassen,
so hast du mein Gemüte aufgewühlt.
Nimm ´s also hin, wie ich es heute schreibe
als ein Geständnis ohne zu brillieren,
dass ich dich liebe und dir treu auch bleibe
und täglich fürchte dich doch zu verlieren.
Ohne Titel

Ich, der ich nicht ohne Sünde,
warf den ersten Stein
gleichwohl ich im Glasshaus saß.
Durch die geborstenen Scheiben
entflohen meine Illusionen.
Ich folgte ihnen
barfüßig über schnittige Scherben,
meine blutende Seele hinterließ
Spuren.
Folge diesen Zeichen
auf dem Irrgang meines Lebensweges
und du stößt irgendwann
auf mein
ICH

Dienstag, 12. Mai 2009

Liebe

Es gibt ein Wort – so oft gebraucht
in blauen Stunden hingehaucht,
kaschiert den Ausdruck unserer Triebe
und meint doch viel: das Wörtchen Liebe.
Z.B. in den Kindertagen,
wenn wir vom lieben Gott hersagen
und müssen später dann entdecken,
dass “Gottesdiener“ uns erschrecken.
Wir sprechen auch von Elternliebe,
doch Kinder kriegen weiter Hiebe.
Die Liebe eine Himmelsmacht?
Der, der enttäuscht darüber lacht.
Umweltzerstörung – warum nur?
Wo ist da Liebe zur Natur?
Verbleibt, was uns die Dichter schreiben,
doch Liebe heißt dort ständig leiden,
was viele zwar romantisch finden,
doch sie verbinden ` s auch mit Sünden.
Fasst man dies alles so zusammen,
müsst man die Liebe wohl verdammen,
so spricht ein wahrer Pessimist.
Allein, was wahre Liebe ist,
erfährt wohl jeder irgendwann
und die Erfahrung ist sodann
das Liebste, Beste auf der Welt,
was je ein Menschenkind erhält.

Montag, 11. Mai 2009

Asyl

Gedanken fliehen in hektischer Eile,
sie kennen die Heimat nicht mehr,
sie überstürzen sich so sehr
und haben nicht Rast noch Weile.

Es ist eine Flucht ohne wirkliches Ziel
ein Vorwärtsdrang ohne Unterlass,
als riefe jemand: “Zerberus fass“,
doch wo ist das rettende Asyl?

Wo liegt jener Ort der Glückseligkeit,
wo ordnen und ruhen Gedanken,
der Boden sicher ist ohne zu wanken
im Wirrwarr rauer Wirklichkeit?

„In der Erkenntnis deines Ziels,“
so hörte ich auf meine Fragen
einen Weisen der Weisheit sagen,
„dort ist der Platz des Asyls.“
Findlinglast

Ein Findling –granitgeballt
für die Ewigkeit
geschliffen und poliert
vom Druck des Eises
tausende Menschenleben lang
abgelagertes Sediment
tonnenlast schwer
von seiner Ruhestätte
irgendwohin transportiert
dem Ursprung entrissen
So legten sich Relikte der Eiszeit
auch über uns
tonnenlast schwer
auf unsere Herzen
von irgenwoher transportiert
als beharrliches Sediment
Findlinge, die uns gefunden haben

Samstag, 9. Mai 2009

Nur ihr, nicht ich…

Wochenend – die Sonne scheint.
Ruhe ist nun, wie man meint.
Doch die Rasenflächenfront
wird erst recht jetzt nicht geschont.
Rasenmäher machen Lärm,
dieser geht durch das Gedärm.
Hat wer das Mähen grad beendet
ist es als habe er gesendet
einem Nachbarn seinen Gruß,
dass der von nun an mähen muss.
Hält dieser ein, kannst du drauf warten,
fängt jemand an im nächsten Garten
und so endet die Phonie
bis zur Sportschau – sonst wär nie
Ruhe auf dem Terrorgrün,
auf dem Motoren Runden zieh´n.
Ob mit Benzin, ob auch elektrisch,
recht geruhsam, nur nicht hektisch,
dass des Messers scharfe Kante
auch den letzten Grashalm bannte.
Ich, dem seine Ruhe lieb
allen Nachbarn deshalb schrieb:
„Es wäre schön, wenn ihr es rafft
und euch ein Heideschaf anschafft.
Auf die Natur bedingte Weise
mäht dies den Rasen ziemlich leise
und köddelt es, dann habt ihr auch
gleich den Dünger zum Gebrauch.
Entflieht euch Schlaf – vorbei mit quälen,
ihr braucht die Schäfchen nur zu zählen.
Auch eifersüchtige Ehegatten,
die früher was dagegen hatten,
wenn man zum Schäferstündchen schlich,
die freuen sich ganz fürchterlich,
fürsorglich, wie ihr geworden seid.
Darum, ihr Nachbarn, seid gescheit,
befolgt, was Hauspoet euch rät.
er, der elektrisch weitermäht!

Donnerstag, 7. Mai 2009

Wunschdenken?

Im grünen Gras ein Fröschlein saß
Insekten fing und sie dann fraß.
Der Tisch für ihn war reich gedeckt,
hat nur die Zunge rausgesteckt.
manchmal ein Hopser nach den Mücken,
er brauchte sich nicht einmal bücken.
Das Leben von dem Quakerich,
das wär fürwahr auch was für mich.
Der sitzt herum von sich aus faul,
das Fressen fliegt ihm in das Maul.
Tut gar nichts, ist dazu ganz heiter
hüpft manchmal nur ein Stückchen weiter.
Kaum, dass ich dieses hab gedacht,
da tritt herbei ein Storch ganz sacht.
Der Kopf zuckt vor – ein Schnabelhieb
und –schluck, vom Frosch nichts übrig blieb.
Da war ich doch am Ende froh,
dass ´s mir erging nicht ebenso.
Wie ´n Breitmaulfrosch, so ´n großes Maul,
das hab ich zwar – und bin auch faul.
Doch wünschte ich nie mehr so forsch
ein Erdenleben wie ein Frosch.
Auch wenn uns Buddha einst gelehrt,
dass man zur Erde wiederkehrt,
dann wäre mir der Storch ganz lieb,
nicht Frosch – ich fürcht` den Schnabelhieb!

Dienstag, 5. Mai 2009

Gedicht oder Gericht?

Eine wärmende Frühlingssonne hatte nicht nur Lebendiges aufgeschreckt, sie lockte sogar Bistrostühle und Tische in die einengende Dränge von Bürgersteigen vor den Cafes und Straßenrestaurants. Eine bunte Gesellschaft schnatternder Mitmenschen, wegen der noch erwarteten unbeständigen Wetterlage mit Sommerkleidung und Sandalen aber auch in zugeknöpften, wärmenden Umhüllungen gekleidet, belegten mit großer Beharrlichkeit alle Stühle der Außengastronomie.
Eigenartig, kaum, dass die ersten Sonnenstrahlen die Wolken durchbrechen, schon beginnt eine Germanische Völkerwanderung, nicht zu den Brunnen und Plätzen von Bella Italia, so doch an die Quellen aller Fernsehnsüchte, sprich zu den dampfenden und zischenden Automaten, die Cappuccino
und Espresso sowie Latte Macchiato speien. Vorbei die Zeiten schnöden Kaffees mit Kondensmilch und Würfelzucker. Hier werden Ansprüche reklamiert. Und weil man nicht nur sehen sondern auch gesehen werden möchte, wird der previligierte und vielleicht auch heiß umkämpfte Platz des ach so unschuldigen Vergnügens auch mit Ausdauer behauptet.

Ein Mensch, wie ich, der mit allen durchschnittlichen Eigenschaften seiner Spezies ausgestattet ist – so auch mit dem uns eigenen Herdentrieb, versucht schon seit einiger Zeit durch nervöses Auf – und Abschlendern einen Platz gewissermaßen an der Sonne zu ergattern. Lediglich im unattraktivem, schattigem Hintergrundbereich eines kleinen Straßencafés ist ein Sitzplatz an einem Zweiertisch noch frei. Den anderen Stuhl besetzt ein grimmig ausschauender Gast mit dicker Brille und ungepflegtem Bart. Er raucht Pfeife und nimmt mit Zeitung und einem kleinen Block den gesamten Tisch in Beschlag, während ein Espresso-Tässchen gefährlich am Tischrand kurz vor dem Absturz steht. Sollte ich….

Ich überwand meine Abneigung der Not der Ungeduld gehorchend und bat den Grimmbart um das kleine Fleckchen Entspannung. Der Fremde sah kurz auf, räumte ein Stück seiner Zeitung beiseite und signalisierte auf die stumme Art seine Zustimmung. Ich plumpste ebenso unfreundlich auf den unbequemen Bistrostuhl und bestellte bei der hektisch vorbei eilenden Bedienung als Durstlöscher eine Flasche Bitter Lemmon. Mein Gegenüber stummte weiter vor sich hin – griff hin und wieder zu einem Kugelschreiber und notierte kurze Wörter, für mich nicht einsehbar. Darauf legte er den Kugelschreiber wieder beiseite. Nach wenigen Sekunden wiederholte er die Prozedur. Saugte an seiner Pfeife, stützte seinen Kopf auf seine Hand, den Unterarm senkrecht auf den Tisch gestellt. Nahm den Kugelschreiber, kurze Notiz, legte ihn wieder nieder – nahm den Kugelschreiber und in unregelmäßigen Abständen ging das so fort. Wiederholt blickte er versonnen über seine Brillengläser in ein entferntes Nichts.
Diesen Ausdruck kannte ich, ich, der Hauspoet pflegte ähnliche Verhaltensweise, wenn ich einem lyrischen Gedankengang verfolgte. ich schloss rasierklingenscharf, dass vor mir ein Dichterkollege saß. Verwandte Seelen lieben den Gedankenaustausch. Keck sprach ich den mir nicht mehr als Unsympath erscheinenden Bruder im Geiste an.
„Ich sehe, Sie reiten auf ihrem Pegasus.“ Meine Ausdrucksweise schien ihn zu verblüffen. Er starrte mich an, nuckelte etwas nervös an seiner inzwischen kalten Pfeife und schleuderte mir ein feuchtes HEEE? entgegen. Erfahrung macht klug, Dichter stört man nicht beim Denken- hätte ich eigentlich vorher wissen können. „Entschuldigen Sie,“ sagte ich deshalb etwas verlegen, „ich wollte Sie nicht in Ihren Überlegungen stören. Dennoch würde mich, gewissermaßen als Kollegen, interessieren, in welchem Stil Sie schreiben.“ Der Fremde riss hastig seine Notiz vom Block, steckte sie ohne Sorgfalt knittrig in seine Jackentasche, nahm seine Pfeife in die Hand, stand abrupt auf, stieß dabei an den Tisch, was die klirrende Espressotasse empörte. Dann entfernte er sich grußlos wobei ein Teil seiner Zeitung zu Boden trudelte. Der Block hingegen blieb auf dem Tisch liegen. Neugierig spitzelte ich den unauffällig zu mir herüber, und ich sah, dass sich die Schrift erwartungsgemäß durchgedrückt hatte. Als ständigen Begleiter habe ich stets einen kleinen Bleistift bei mir, das bin ich meiner Zunft schuldig. wie ein Privatermittler führte ich in fast waagerechter Haltung die Grafitmine sanft über das Papier.
„Mit mir doch nicht,“ murmelte ich dem Geheimnis schon auf der Spur. Meine Neugier wurde voll befriedigt: der „lyrische Erguss“ erwies sich als ein ganz ordinärer Einkaufszettel-
Penne, Tomaten, Parmesan, Olivenöl, Schalotten, Knoblauch, Basilikum, Thymian, schwarzer Pfeffer…

Ich weiß nicht, ob meine Fantasie ausreicht, daraus ein Gedicht zu machen…vielleicht jedoch, um ein italienisches Pastagericht zu komponieren.
Sagt es mir!

Montag, 4. Mai 2009

Absicht?

Klecksen mit viel Pinselschwung,
hei, was bin ich für ein Held!
Selber malen hält mich jung
und ich spar noch dazu Geld.
Eingetaucht schön in die Farbe,
wunderbar der Pinselstrich,
dass ich dazu Begabung habe,
offenbar weiß das nur ich!
Auf und nieder mit viel bücken,
Hände schmerzen, ich hab „Rücken“.
Farbe läuft in dicken Tränen
an dem wehrlosen Objekt;
sieht aus wie vom Friseur die Strähnen,
hätt´ den Fachmann abgeschreckt.
Nicht jedoch den Pinselschänder,
der schmiert dicke Farbe drüber,
das Objekt hält wie ein Ständer
Farbschicht hell und dann mal trüber.
Dieses bringt den Amateur
erst so recht in Arbeitsrage.
Das Ergebnis: ein Malheur,
sieht jetzt aus wie Camouflage.
Ist doch Absicht, sag ich stolz,
sollte doch nur Tarnung sein,
so sieht man nicht mehr das Holz
- und demnächst lass ich es sein!

Sonntag, 3. Mai 2009

Strandgut

Unerbittlich spülte des Lebens Wellenschlag es an den Strand.
Unnütz, nicht wert es weiter im Gesellschaftsmeer zu tragen,
zum Ausdörrn hingeworfen auf den Sand,
nur noch der Name des Erinnerns: keine weitren Fragen

Strandgut

Gut? Wozu? Wem nutzt Erbrochnes, ausgespieen,
wen kümmert` s, was gestrandet liegt?
Auch wenn ein wenig Wasser Ausgedörrtem Glanz verliehen
und hier und da ein Stück sich trügerisch in Wellen wiegt

Strandgut

bleibt ´s. Vielleicht, dass irgendwann wer sich erbarm`
beim Säubern innehält, des Angeschwemmten Sinn erneuert,
es sammelt, packt auf seinen Arm
und fröhlich dann zum Wärmen im Kamin verfeuert:

das Strandgut

Freitag, 1. Mai 2009

Tanz in den Mai

Nacht hat die Sterne ausgeknipst
graues Himmeldunkel erlaubt keinen Mond
Mainacht ist;
nicht wie früher als Sternefunkeln freute.
Dröhnende Bässe verdrängen Musik
Menschen zappeln in den Mai,
verrenken sich paarweis oder allein
nur keine Berührung, keine Nähe
jeder für sich schweissekstasisch,
ausgelassenes freudloses Laut
begrüsst eine grünende Zukunft.
Der Tanz in den Mai stößt an
ausgenuckelte Flaschen,
die klirrend falsch tönen.
Mai wird… und dann?
Maienhoffnung

Es ist schon wieder einmal Mai,
eben flog ein Käfer an mir vorbei,
der war nach diesem Monat benannt.
Ich nahm ihn behutsam auf meine Hand.
Dort krabbelte er und pumpte Luft.
Was wollte er damit sagen , der Schuft?
Etwa, dass ich zuviel Geld ausgegeben
und gestalte nur auf Pump mein Leben?
Der April ist Gott sei Dank vorbei,
es gibt neues Geld für den Monat Mai.
Eventuell auch einen neuen Kredit,
das teilte ich dem Insekte mit.
Dem war ´s einerlei, es flog davon.
Und ich wart auf das Geld für Juni schon!