Montag, 29. Juni 2009

Paulus im Focus

Bein oder nicht Bein?
Was für eine Frage!
Man lässt dem Paulus keine Ruh´
und fördert Bilder nun zu Tage,
die halbe Christenheit schaut fasziniert noch zu.
Man sucht Bestätigung für eine Kunde,
die man Jahrhunderte im Vatikan verkündet.
Gerade dieses machte in der Kirchenwelt die Runde
nun fragt man, ob die Kirche sich mit
Wissenschaft verbündet?
Was aber, wenn der erste Anschein trügt?
Der Kopf noch mit dem Körper fest verbunden,
es demnach wohl nicht sein kann,
dass der Apostel in dem Sarkophade liegt?
Es ist bezeugt, der Paulus hat gelebt
und wurde irgendwie begraben.
Egal, wo seine Grabstatt sich befindet.
Der Vatikan setzt schweigend noch auf Gläubiger-Gaben,
wenn man statt Paulus einen anderen Saulus findet.

Sonntag, 28. Juni 2009

Poesie und ich

Was treibt jemanden um, sich zum Hauspoeten aufzuschwingen? Ist es der Spaß an der Satire, dem Spott, an dem Spiel mit Worten, dem Drang sich mitzuteilen? Vielleicht von allem etwas – ganz sicherlich aber ist es das Steckenpferd, genannt Pegasus, das nicht zu zügeln war und offenbar mit ihm durchgegangen ist: so gallopiert es mit seinem Reiter durch den Alltag, vorbei an Natur und Jagd, immer mit einem leichten Augenzwinkern, nimmt die Hürden selbstkritischer Betrachtung, verweigert weder Historie noch Zeitgeschehen, schlägt mit seinen Hufen nach kritischen Erscheinungen und Schwächen anderer Leute, überspringt die gefährlichen Gräben der Philosophie und vergallopiert sich in den Sphären der Lyrik! Ein Ausflug in drei Regionen, die unterschiedlicher nicht seien könnten, zudem von grossen Geistern bereits geflissentlich bereist werden.
Hat ihn etwa – um im Bilde zu bleiben – der Hafer gestochen, sich mit Wilhelm Busch, Eugen Roth, Ringelnatz oder den erhabenen Gestalten der Deutschen Lyrik zu vergleichen?
Es wäre schade – auch im Sinne von schädlich- wenn man dem Hauspoeten eine derartige Arroganz nachsagte!
Allerdings, als Vorbild dienen sie gewiss. Doch daraus sollte niemand ein Negativum ableiten. Was ist schlimm daran, sich eine Orientierung zu suchen, um Irrungen und Wirrungen im Leben das notwendige Korrektiv zu geben?
Das Lachen befreit den Menschen aus seiner Verspannung. Das Schmunzeln hingegen erzeugt eine innere Fröhlichkeit, deren Wurzeln im Nachdenklichen liegen. Nicht laut aber nachhaltig, spöttisch aber nicht sarkastisch verletzend, so sollten sie daherkommen: Verse und Geschichtchen, die er sich als Hampit für Jagd und Tiere ausgedacht hat – oder mit einem Schuss Selbstironie fabulierend Alltägliches als Hauspoet und Dichter für Arme zu Papier bringt oder gebracht hat.
Nüchtern betrachtet alles Dinge, die kopfgesteuert entstehen. Aber der Hauspoet kann auch mit dem Herzen denken…eben poetisch.
Poesie ist ein Nachen, der dich auf dem Fluss der Romantik trägt, zu fernen, gütigen Gestaden. Lass dich dahintreiben, so erblickst du eine Welt voller Schönheit und Harmonie.
Und plötzlich merkst du, dass du auch mit dem Herzen denken kannst.
Komm, ich nehme dich mit….

Samstag, 27. Juni 2009

Selbsterkenntnis

Oh, Träumer, dessen Traum verweht,
Fantast, der als ein Hauspoet
erkennen sucht, was diese Welt
mit welcher Kraft zusammenhält.
Steig ab von deinem Pegasos
und wandere mit dem andern Tross
auf längstens ausgetretenen Pfade.
so rückst dein Weltbild du gerade.
Der weiße Ritter bist du nicht,
in Demut senke dein Gesicht.
Überlass das Denken auf der Erden
den anderen - oder auch den Pferden,
die haben sehr viel größ´re Köpfe
und sind gescheitere Geschöpfe.
Reih´ dich ganz hinten einfach ein,
bis eines Tags Gevatter Hein
beendet hier dein Erdenleben.
kannst ihm dein Schreibzeug übergeben.
Vielleicht, dass in der Zeitung steht,
er war mal da – und hat gelebt.
So oder ähnlich wird ´s passieren,
doch wird es niemand interessieren.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Frag nicht soviel

Die Frage häufig heißt „Warum“?
Die Antwort kannst du dir ersparen,
denn jedes „Warum“ – und das ist dumm,
führt immer nur zu neuen Fragen.
Warum steht denn ein Dreibein-Tisch
viel fester auf den Füßen
als einer, der vierfüßig ist,
das muss uns doch verdrießen.
Soll heißen: lässt man etwas weg,
so auch bei seinem Wissen,
dann bleibt zurück kein leerer Fleck,
das kann man nur begrüßen!
Und deshalb ist das Fragewort „warum“
total daneben.
Am besten man sagt drauf „darum“,
willst du die Antwort geben.
Eine Rose ist eine Rose ist…

Warum verblasst manch Schönheit neben ihr?
Warum heißt` s Rosen- und nicht Nelkenkavalier?
Hat nicht die Tulpe einstens Wien und Amsterdam
Reichtum und Glanz beschert als sie nach Europa kam?
Warum krönt man das Veilchen nicht als Königsblume,
dient es doch im Verborgenen Bescheidenheit zum Ruhme!
Nein, es musst´ die Rose sein, die Hochmütige und Stolze,
die Liebesfantasie anregt, trotz spitzer Dornen* an dem Holze.
Vielleicht, dass grade dies die Antwort gibt,
dass die Verletzlichkeit am größten, wenn man liebt.
Mich aber dünkt jedwede Blüte Schönheit zeigt –
und bin deshalb den Präferenzen abgeneigt.
Eine Rose ist eine Rose, ist eine Rose – sicherlich
poetisch klingt ´s, doch bleibt sie einfach Blume nur für mich!

*für alle Korinthenk... eine Rose hat Stacheln o.k.?
Teufelszeug

Sieh die grotesken Wasserspeier
an den Gotik-Kathedralen.

Sie sind vor Hässlichkeit fast schön,
verführen so zum Malen.

Sie strecken dir die Zunge raus,
das musst du wohl verzeihen

Sie sind verdammt auf Ewigkeit
das Wasser draus zu speien.

Bizarr sind Ohren – Glupschenaugen,
das Böse man erkennt

und man vor Schreck ob der Gestalt
gleich in die Kirche rennt.

Wer solche Fratzen aufgestellt,
um Leute zu erschrecken,

der kann nicht gottgefällig sein,
der will den Teufel wecken!

Mittwoch, 24. Juni 2009

Putten

Engelgesichtige Wesen einer Traum- und Märchenwelt,
Symbol geschmückte, kindliche Gestalten
in Parks und Gärten als Blickfang, mal versteckt
zur Schau gestellt
und so, trotz all der Schönheit, ausgesetzt Naturgewalten.
Dem Wind, dem Frost und Regen preisgegeben,
bemoost, zuweilen auch beschädigt die Gestalt,
führ´n sie als Gartenschmuck ein einsam, stummes Leben
und manch Betrachter macht verwundert lächelnd Halt.
*
Doch nachts, wenn kaltes Mondlicht sie erhellt,
erwachen die verborgenen Seelen
sofort erschließt sich ihnen eine Märchenwelt,
lebendig steigen sie von ihren Stelen.
Sie sammeln sich zu einem munteren Reigen,
das ist ein Wispern, Lachen, unermütlich Scherzen
und zu dem fernen Klang schluchzender Geigen
erwärmen sich die kalten Marmorherzen.
*
Du hast das Schauspiel wohl noch nie betrachten
können,
denn es erschließt sich nur Fantasten, Träumern und Poeten,
die Putten ihre Eskapaden gönnen.
Nur diese Menschen werden zu dem Tanz gebeten.
Wind(sei)stille

Was willst du mir erzählen, Wind,
der du mich brausend jetzt begleitest,
so dass ich keine Ruhe find
und den Spaziergang mir verleidest?

Ich puste die Gedanken frei,
dass klarer wird dein Kopf
und sage dir- ganz nebenbei,
dass du ein armer Tropf.

Dienstag, 23. Juni 2009

Gleichmut

Bläue am Himmel der Gerechtigkeit
erscheint blauäugig, endlos.
Trübe indes ziehet auf -
grau-ballend nimmt sie Gestalt
als Wolke unsäglichen Unrechts.
Man blickt hinauf,
doch Sorgnis hindert nicht das Tun:
zieht die Wolke nicht vorüber?
Unwetter, das sich verflüchtigt
irgendwo hin
nicht hier;
und beharrend sieht man den Rest der Bläue.
Voll Gleichmut mähe ich den Rasen.
Unwetter sind für andere da!

Montag, 22. Juni 2009

Vorbilder?

Freude, wenn die Götter funken,
weil der Humpen ausgetrunken,
sprüht es in den Köpfen derer,
wenn denn dieser immer leerer
wird von restlichen gesunden
Hirnzellen, die man vorgefunden.
Jugend, wohlstands-überhäuft,
heute sich zu Tode säuft.
Hält man ´s für ein Phänomen?
Leider haben sie gesehen,
wie die Vorbilder jedoch
soffen wie ein Riesenloch.
Angestachelt durch dies Tun
säuft auch unsere Jugend nun.
Wenn ihr fragt: „warum denn das?“,
stellt es ab, das Whisky-Glas!

Freitag, 19. Juni 2009

Kirschenklau – einmal anders

Der Kirschbaum, der in unserem Garten
den Deckchairs reichlich Schatten spendet,
ließ mit der Reife auf sich warten,
doch nun ist diese Zeit beendet.
Die Zweige hängen früchteschwer
wie im Schlaraffenland,
wenngleich der Wind schon Hunderte
vom Baum riss, wo man sie dann fand
im Gras in dem sie schnell verdarben.
Was hätt man früher drum gegeben
im zarten Alter noch als Knaben
auch diese Reste aufzuheben?
Heute wollte ich die Kirschen pflücken
ich stieg auf eine Leiter rauf,
da brauchte ich mich nicht zu bücken,*
ich passte nur ein bisschen auf.
Doch siehe da – was mir erschien
als einziges Früchte-Paradies,
das war – ich hab ´s noch nicht verziehen
beim nahen Hinschauen ziemlich mies.
Die Vögel, die ich sonst so liebe,
deren Gesang mich oft ergötzt,
erwiesen sich als Kirschendiebe,
die Früchte bis zum Kern zerfetzt!
Doch gibt ´s auch eine andere Sicht:
ein Vogel kann zwar Nester bauen,
doch Kirschen kaufen kann er nicht,
so muss er sie wohl einfach klauen!

* man erinnert sich, ich habe Rücken

Mittwoch, 17. Juni 2009

Subventionen

Gaius Clinius Maecenas
förderte Vergil, Horaz.
Doch die heutigen Autoren-
unbekannt sind sie verloren.
Deshalb gebe ich Kollegen,
die schreiben um des Geldes wegen,
einen wohlgemeinten Rat
aber von besonderer Art.
Pachtet ein paar Hektar Weide
z.B. in der Senner Heide,
kauft euch Schafe oder Ziegen.
Will man Subventionen kriegen,
packt ´nen Diesel noch dazu,
schon fließt Geld von der EU.
Vollerwerb muss auch nicht sein,
Hauptsache man wahrt den Schein.
Errichtet Zäune, bessert Wege,
Geld gibt ´s auch bei Landschaftspflege.
Bäuerliche Landgeschichten
könnt ihr nebenbei noch dichten.
Reicht sie ein – es könnt sich lohnen,
sicher gibt’s hier Subventionen,
förderwürdig von Natur
ist Landwirtschaftliche Literatur.
Die EU muss man nicht schonen:
neuer Quell für Subventionen,
Brüssel als Kultur Mäzen.
Das wird klappen – werdet sehn!

Dienstag, 16. Juni 2009

Er zieht dahin…

Mit Apfelblüten reich bekränzt
kam er zu uns als Spring-ins-Feld,
mit Optimismus unbegrenzt,
stürmt er in unsere kalte Welt.
*
Von Philosophen und Poeten
herbeizitiert, bejubelt und besungen,
fröhlich begrüßt mit Pauken und Trompeten
ist er in unsere kalte Welt gesprungen.
*
Da müht er sich, die Pflanzen wach zu küssen
er leckt am Eis und schmilzt den Schnee im Feld;
und Mensch und Tier mit Frohsinn ihn genießen,
ihn, der sich traute in die kalte Welt.
*
Doch nun ist auch der Frühling müd geworden,
er räumt der Sommer-Sonne jetzt das Feld.
Von dannen zieht er weiter hoch zum Norden,
er, der sie erweckte, jene kalte Welt.
Stiller Schmerz

So, wie es nicht der Regen ist,
der in dem erwachenden Tag
das Gras glitzern lässt
in taufeuchter Stille,
so glitzern tränenfeucht die Augen,
die stummen
Schmerz zu unterdrücken suchen.
Abschied in einem erwachenden Tag,
Schmerz nicht hinausgeschrien
der schwindenden Morgenröte
entgegen
stumm duldend
nach innen geweint.

Montag, 15. Juni 2009

Garantiert

Heut berichte ich von Dingen,
die dir garantiert gelingen.
Wenn auf dem Bürgersteig gerad
ein Hund sich just gelöset hat,
du denkst: igitt ist das gemein,
schon trittst du in den Haufen rein.
*
Auf der Straße triffst du dann
´nen Bekannten irgendwann,
Arm in Arm mit einer netten
tollen, recht jungen Brünetten.
Schulterklopfen. Wie famos,
ist Ihre Tochter schon so groß?
Kompliment ging voll daneben,
garantiert, so ist das Leben.
*
Und nach einer Liebesnacht
am nächsten Morgen aufgewacht,
fragst du sie erwartungsvoll
„Schatzimausi – war ich toll?“
Sie sagt dir darauf müd und blass:
„koch Kaffee, vielleicht kannst du das?“
*
Du hast keine Müh´ gescheut,
weil die Oper dich erfreut.
Geld spielte da keine Rolle,
die Sopranistin ist ´ne tolle
weltberühmte Sängerin.
also Karten – nichts wie hin.
bist schon völlig drauf versessen,
hast die Karten nur vergessen.
Darauf zu allem Überfluss
macht die Freundin mit dir Schluss!
*
Hinterhältig ist das Leben
und es soll ja Dinge geben,
darin man besonders gut
und die besser man nicht tut,
weil das Umfeld man vergrätzt,
wenn man sich so überschätzt,
sich dabei auch noch blamiert
...... garantiert!

Sonntag, 14. Juni 2009

Gedankenaustausch

gedanken -
austauschen
tauschen und
verbinden
binden zu
einem miteinander
einander
vertrauen
trauen zu sagen
was bewegt
wege gehen gemeinsam
nicht einsam
eins sein
sein
durch dabei sein
gedanken für einander
im gedankenaustausch
Spuren des Seins

Wie das Wasser des Flusses stetig vorbeizieht,
die Strömung verwirbelt
und dennoch unaufhaltsam der Neigung ihres Weges folgt,
so ziehen Vergangenheit und Erinnerung
an dir vorbei.
Nicht rückholbar folgen sie der Neigung
deines Lebensweges.
Und siehe, sie münden letztlich im Großen Ganzen;
werden aufgefangen, dunsten aufsteigend zu Wolken.
Im ewigen Kreislauf Spuren hinterlassend.

Freitag, 12. Juni 2009

Altersbedingt

Ich sah den alten Mann
sich aus dem Auto schälen,

die Hände stützend auf die die Tür
beim Aufrichten sich endlos quälen.

Dann wagte er in Schrittchen
vorwärts sich bewegen,

sein Blick zu mir war ängstlich,
ob seiner Schwäche sehr verlegen.

Ich senkte meinen Kopf,
so wollte ich vermeiden,

dass unbedachte Neugier noch
verschlimmerte sein Leiden.

Noch eine Weile stand ich so
Gedanken drängten mich

wenn ich’s erleb in einigen Jahr´n
wär es genau als würde ich

wie jener Greis –steifheits-geschlagen-
mühsam entsteigen aus dem Wagen.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Armes Würstchen

Ein Würstchen, dazu nicht gewillt,
das wurde ungefragt gegrillt.
Als es da lag auf heißer Kohle,
da war ihm merklich nicht ganz wohle.
Es wurde braun, es platzt die Pelle;
man wendete es auf die Schnelle,
damit es noch genießbar blieb,
auch das war diesem gar nicht lieb!
Denn bald zermalmt durch Zahn und Kiefer,
geschluckt und rutschend immer tiefer
hinunter im Verdauungstrakt:
dem Würstchen schnell das Grauen packt.
Umspült vom Bier, das gegen Durst
den Brei geschmeidig macht als Wurst,
zwar wieder so in Form gebracht
doch niemand wirklich Freude macht.
Ein Würstchen bleibt, was es gewesen,
erst heiß begehrt – und dann gegessen.
Wer so in diese Welt eintritt,
der bleibt auch späterhin nur shit!

Mittwoch, 10. Juni 2009

Abschiedsgedanken

Gerne hätt´ ich noch bei euch verweilt,
lachend eure Gegenwart genossen.
Ach, wie schnell die Zeit enteilt,
mein Schicksal hat wohl anderes beschlossen.
*
Wenn ich jetzt also von euch gehe,
so wird mein Abschied ewig sein,
und wenn ich einen Wunsch von euch erflehe:
schließt künftig mich in eure Gedanken ein.
*
Und wenn ihr nachlest, was ich euch geschrieben,
zuweilen schmunzelt oder lacht,
dann ist ein Teil von mir bei euch geblieben.
Soll sein, sag ich, dafür hab ich’s gemacht.
Standpunkt

Die Brücke über jenen Fluss
von Ost nach Westen quert.
Ich frag mich, ob das sein muss,
ich halt das für verkehrt.
*
Steh ich jedoch am andern End
und seh´ mich richtig um,
so führt sie doch von West nach Ost,
dann ist es anders rum.
*
So ist vom Standpunkt des Betrachters
wohl manches völlig nichtig.
Mein Fazit bleibt: nur wie ich ´s seh´,
ist es auch wirklich richtig!

Dienstag, 9. Juni 2009

Komplimente, ganz daneben

Und ewig lockt dein Erdbeermund,
dein Blick aus deinen Mandelaugen
scheint den meinen anzusaugen
und tut mir Sympathien kund
*
Ich streichle deine Pfirsichhaut,
die Brüste fest wie die Orangen.
Ich dachte, ich hab keine Chancen
bei dir und hab mich nicht getraut.
*
Dein Apfelbäckchen rosig ist,
dein Po so stramm wie Kokosnuss
und also komm ich zu dem Schluss,
dass du ein schönes Früchtchen bist.

Montag, 8. Juni 2009

Europawahl(lokal)

Gottvater Zeus hatte es da leicht: als er EUROPA erwählte, brauchte er sich nur in einen weißen Stier zu verwandeln und schon war das Schicksal Europas besiegelt. Heute müssen
27 Länder und deren Bevölkerung befragt werden und da kann vieles schief gehen, wenn nicht viele gehen, ich meine zur Wahl. Das fängt schon mit der Auswahl der Gebäude zur Stimmabgabe an. Nehmen wir da z. B. mein Wahllokal. Es ist in der Grundschule unseres Ortes untergebracht. Früher war es in einem Lokal, sprich in einer Kneipe, direkt gegenüber der kath. Kirche. Da konnten die Bewohner gleich das umsetzten, was ihnen der Pfarrer empfahl, ohne durch zeitliche Verzögerung, die zu Gedächtnislücken geführt hätte, ihre Stimme abzugeben. Die Ergebnisse waren demnach sehr eindeutig und wurden von Wahljahr zu Wahljahr immer besser, bis eine Partei plötzlich bei 176% angekommen war, was natürlich dem Bierkonsum und nicht der Wirklichkeit entsprach. Das Wahllokal wurde dichtgemacht.
Deshalb für einen anfälligen Teil der Bevölkerung die Grundschule, gewissermaßen um die Grundlagen der Demokratie neu zu erlernen. Natürlich gehören zu einem Wahllokal auch Wahlhelfer, das sind jene bedauerlichen Menschen, die zusehen müssen, wie die Mitbürger wählen, ohne dass sie erkennen können, was die einzelnen da in den Wahlkabinen so ankreuzen – nichts für mich, der ich vor Neugier sicherlich platzen würde und dann wäre da ein Wahlhelfer ausgefallen. Nicht so mein freundschaftlicher Nachbar Heribert. Heribert hat sich dem gemeinen Wohl verpflichtet, was nicht bedeutet, dass er sich bei Gemeinen wohlfühlt. So viel zu den Vorbemerkungen, die wie immer recht ausführlich ausfallen, weil ich mich nicht so geschickt ausdrücken kann.
Also Europawahl. Natürlich gehe ich hin, als Rentner hat man ja sonst nichts zu tun. An der Grundschule herrscht gähnende Leere. Vorsorglich schaue ich nach, ob ich vielleicht den Termin verwechselt habe. Wahllokal und Termin stimmen, also kann ich meiner Bürgerpflicht genügen. Zwei Wahlhelfer und mein freundschaftlicher Nachbar Heribert werden in ihren heftigen Diskussionen durch den unerwarteten Besucher unterbrochen. Sie streiten nicht etwa, wie man das von politisch engagierten Menschen erwarten kann, über Politik, nein, sie streiten über Schalke, BVB und Bayern München gerade so, als ob die in einer neuen Europa-Liga kicken würden, diese Plattfischfußballer! Heribert schmettert mir ein: “na, schon aufgestanden?“ entgegen, was bei der Uhrzeit von 12 h 30 seinen unübertroffenen Humor dokumentiert. Ich gebe ihm beleidigt meine Wahlkarte, die ein zweiter Helfer gewissenhaft prüft und der Dritte in der Wahlliste mit einem ach, sehr, sehr, sehr einsamen Häkchen kennzeichnet. „Deinen Ausweis hätte ich dann noch gern“, tönt Heribert gewissenhaft. “Wozu das,“ frage ich verwundert. “Damit ich weiss, , wer du bist,“
kommt die Antwort. Meine Verwirrung ist so grenzenlos, dass ich meinen Ausweis zücke und ihm wortlos aushändige. „Wissen Sie, dass der abgelaufen ist“, kommt es streng aus seinem Mund. „SIE“ sagt jemand zu mir, mit dem er schon… das gehört hier allerdings nicht her!
„Sie können nicht wählen, ich weiss ja gar nicht, ob Sie das überhaupt sind.“ Die anderen Wahlhelfer nicken bestätigend. “ Ja, sagt einer, bevor wir uns Wahlbetrug vorwerfen lassen müssen und die Wahl für ungültig erklärt wird, müssen wir uns vergewissern. wir rufen am besten den Wahlleiter an.“ Der ist nicht da, mit seiner Familie picknicken, er konnte auch nicht ahnen, dass jemand zur Europawahl geht, ihm sei verziehen. Ich bestehe auf meinem Grundrecht der aktiven Wahl. Da kann man nichts machen, höre ich die Drei tuscheln. Sie bieten mir einen Stuhl an (zweite Klasse Grundschule, für meine Größe etwas unbequem)
War das vielleicht Absicht? Ich harre aus. Nach zwei Stunden wird der Wahlleiter auf seinem Mobiltelefon (ich hasse das Wort Handy, wie man nachlesen kann)* erreicht. Kurze Diskussion. Dann händigt man mir großzügig eine Klorolle aus. „Was soll ich denn damit?“ frage ich empört. „Das ist der Wahlzettel mit den Parteien,“ werde ich rüde aufgeklärt. Aha, mehr Parteien als Wähler, denke ich so vor mich hin, sage es aber nicht, um die politische Motivation der selbstlosen Wahlhelfer nicht zu desillusionieren. Endlich kann ich mein ersehntes Kreuzchen machen, ich verrate allerdings nicht wohin. Es ist schließlich eine freie und geheime Wahl, deshalb tue ich auch so, als wenn ich im Hinausgehen nicht bemerke, wie sich die Wahlhelfer auf die Urne stürzen, um nachzuschauen, was denn ihr einziger „Kunde“ heute so gewählt hat.
Der aufmerksame Leser unter Euch wird gemerkt haben, dass diese Geschichte meiner Fantasie entsprungen ist. Heribert ist zwar Wahlhelfer gewesen, doch hat er vorsorglich vor dem Erscheinen von meiner Frau und mir die Schicht verlassen. Wir wurden freundlich von unserer Vizebürgermeisterin begrüßt und der Wahlablauf entsprach voll und ganz den
gesetzlichen Vorschriften. Neuwahlen werden also nicht ausgeschrieben.

*nachzulesen in dem Buch „Schön, dass man noch Träume hat“, meine Erzählung „Überraschung“ erschienen im Engelsdorfer Verlag

Samstag, 6. Juni 2009

Kette

Auf meinem Weg zum Waldesrand
ich ein Glitzerkettchen fand.
Wer hat das Schmuckstück wohl getragen,
es nun vermisst, vielleicht nach Tagen?
Ist der Verschluss so aufgesprungen,
hat jemand es vom Arm gerungen,
wurd ´s gar mit Absicht fortgeworfen
aus Enttäuschung, die tief getroffen?
Wo ich es fand, legt ich es nieder,
wird es vermisst, dann kehrt sie wieder
vielleicht zurück auf ihrem Weg.
Ich bleib noch stehen und überleg:
die Kette – gleich von welcher Art-
noch nie den Mensch gehalten hat!

Freitag, 5. Juni 2009

Nur nicht menscheln

Ein Schneck, obgleich noch in dem Haus,
der ging in unserm Garten aus.
Ich fing ihn ein – er lachte dann
mich einfach aus, nicht etwa an.
Wie er mich da so ausgelacht,
hätt ich ihn gerne platt gemacht.
Gäb ich ihn einen auf die Mütze,
wär er samt Haus nur noch ´ne Pfütze.
Doch Gutmensch, der ich nun mal bin,
gehorcht´ ich nicht dem rüden Sinn.
Ich setzte ihn – welche gute Tat –
behutsam auf ein Ulmenblatt.
Dort lacht´ er mir nur ins Gesicht.
Ganz amüsant fand ich das nicht.
Ich überlass das „ Gutestun“
von da an jemand anderm nun,
der dies versteht – und außerdem
ist es für mich auch noch bequem!

Donnerstag, 4. Juni 2009

Das Nest ist leer

Im Blattwerk versteckt,
da hab ich’s entdeckt
ein Amselnest.
Gleichmäßig geformt
und im Astwerk ganz fest
eine Vogelkindstube wie genormt
und vom Flaum der Kleinen
noch ein Rest.
Nun sind sie fort
und leer ihr Hort.
Man hält auf Dauer sie nicht fest:
die Kinder
und Leere verbleibt im Nest.
Lästig wie Krähen auf der Mülldeponie

Sie stoßen dir ´s Mikrofon ins Gesicht,
sie achten den Schmerz, die Intimsphäre nicht.
Sie frönen der Neugier, dem Voyeur,
sie interessiert Seriöses nicht mehr
und schieben Öffentliches Interesse vor
doch leihen sie der Vermutung ihr Ohr.
Je schlimmer die Nachricht mit grausigen Bildern,
je geiler sind sie die Stimmung zu schildern.
Hauptsache bleibt, dass sie Quoten erreichen
und dafür bedarf es der Bilder von Leichen.
Zurückhaltung ist ein Fremdwort für sie:
sie sind wie die Krähen auf der Mülldeponie,
die Reporter, die ebenso lästig wie mies
und Sender, die man dies ausstrahlen ließ!

Mittwoch, 3. Juni 2009

Achtung: Stolperstein

Hastig im Leben dahin,
nicht Rast, nicht Ruh
und der Gedanke an den Sinn,
der lässt dir keine Ruh.
*
Berg auf Berg ab, kein Stillestehn
im unermütlich Vorwärtsdrang;
ausschliesslich in die Ferne sehn
nicht achtend Weg noch Gang.
*
Doch Lebenstrassen führen
nicht nur auf glatter Bahn,
wenn Steine dich berühren,
fängst du das Stolpern an.
*
Halt ein – in deinem Leben
gibt ´s nicht nur fernes Ziel.
Beim ewig Weiterstreben
verpasst du sonst zu viel.

Dienstag, 2. Juni 2009

Was soll ´s?

Von den Wogen des Gemüts bewegt
lässt er die Gedanken treiben
ihn dürstet hinfort aufzuschreiben,
was sein Innerstes erregt.
*
Soll er heil´gen Zorn verbreiten
wie ihn einst Homer beschrieb
als die Gottheit mit den Helden Schabernack betrieb,
wobei Götter selbst sich streiten?
*
Sollen Verse Trauer tragen,
die den Leser tief berühren
und die letztlich dazu führen,
dass die Worte ihm versagen?
*
soll er über Liebe schreiben,
von zwei Menschen, die sich nah,
von Gefühlen rein und klar;
zwei die ewig treu sich bleiben?
*
Ach, wie viel könnt er berichten
auf der Skala rauf und runter
von Gefühlen trüb bis munter:
Wahres und auch Klatschgeschichten.
*
Doch zum Glück, was ja bekannt,
fällt ihm rechtzeitig noch ein
und er lässt das Schreiben sein:
der Prophet im eignen Land…