Freitag, 30. Oktober 2009

Was ich schade finde

Fragt mich, was ich schade finde,
Vieles könnt ich euch erzählen.
Doch würd´ ich meine Seele quälen,
so als schält vom Baum man Rinde.

Was ich schade finde?
Bin nicht bereit ´s zu offenbaren,
denn in all den Lebensjahren
wuchs mir eine dicke Rinde.

Eins jedoch will ich gestehen,
wenn der Tod mich hat ereilt,
auch ihr nicht mehr auf Erden weilt,
möchte ich euch wiedersehen.

Nicht verrottet - wie ich finde,
eher fidel in Ewigkeit
nicht begrenzt durch Raum und Zeit,
wie der Baum, der ohne Rinde!

Was ist gerecht?

Ist es gerecht, was in den Gesetzen steht?
Wie weit gefühlt entfernt ist die Gerechtigkeit?
Das Recht gewahrt – doch durch die Reihen geht
ein Aufschrei, wenn des Volkes Meinung andres zeigt.

Ist es gerecht, wenn jemand der erst spät erschienen,
den gleichen Lohn erhält, wie Menschen, die den ganzen
Tag sich abgerackert und gequält?
Verdüstern da sich nicht der Fleiß´gen Mienen
auch wenn es Jesus war, der diese Gleichnis einst erzählt?

Gerechtigkeit - wer will im Umfang sie erfassen.
Gerechter Lohn ward schon bei Marx nicht definiert.
Soll man Gerechtigkeit dem Spiel der Kräfte überlassen,
das Recht wär dann durch Volkes Meinung schnell düpiert.

Freut euch am Staat, der Rechtsgut unabhängig schützt.
Gerechtigkeit –gefühlt – sind doch nur Emotionen.
Nie hat „gesundes Volkempfinden“ irgendwem genützt.
In einem Staat, der dieses anstrebt, möchte ich nicht wohnen!

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Waldimpression

Halblicht im Fichtenwald
Äste sperren den Weg
freigemacht durch Armwinkeln
Spannung schlägt zurück
Schritte abgefedert
durch verrottende Nadelschicht
dürrer Zweig knackt
verhallt wie ein Schuss
verkündet: du gehörst nicht hierher
störst heilige Stille
Wildtaube schreckt mit heftigem Flügelschlag
wieder Stille –
lichte Stämme teilen Sonnenlicht
in Leuchtfäden tanzen Staubteile
Spinnweben kitzeln die Haut
zerstört durch Vorwärtsdrang
zerstört, stört
Eindringling, der du bist
schreitest weiter
hinein in tiefe Nachdenklichkeit.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Aufstieg ist gefährlich

Von Bergesrücken
in Täler blicken,
so ganz da oben
ist man abgehoben.
Es zeichnen die Hänge
in ihrer Strenge
wie tief das Tal
Mit einem Mal
wird einem bang.
man steht am Hang
und diese Höhe
tut richtig wehe,
denn wehe, wenn der Absturz droht,
dann ist man tot,
sofern man fällt.
Der Ausblick wird vergällt.
Links und rechts
wird einem schlechts.
Drum auf der Höh
man besser steh
und nicht erregt
sich fortbewegt.
Im Höhenrausch
hält man es aus.
Bei kaltem Wind
jedoch verschwind,
sonst wird dir halt
dort oben kalt.
Und Kältetod
tut auch nicht not.
So lass den Berg
und bleib ein Zwerg.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Der Himmel zürnt

Jauchzt und freut euch im Triumph
über die daniederliegen.
Auch eure Schwerter werden stumpf
von den Kämpfen und den Siegen.

Lorbeerkränze trocknen schnell
und zerbröseln dann zu Staub.
Kein Triumph glänzt ewig hell
er verblasst im Zeitenraub.

Der Besiegte, der entthront,
kann vom Boden sich erheben.
Der, den man mit Spott belohnt,
wird nach blut´ger Rache streben.

Und so schließt der Teufelskreis
sich in neuem Kampfgetümmel.
Hohngelächter werden leis,
Zornesröte prägt den Himmel!

Sprachlicher Mißbrauch

Es ist ein Wort, das häufig wird benutzt,
für vieles herhält, weil ´s an Sprachvermögen
fehlt.
die Sprache – unbedenklich- wird verschmutzt;
es werden ausrucksstarke Worte nicht gewählt.
GEIL – dieses Wort, das Gier nach Sex ausdrückt
ist heut´ zu einer anderen Bedeutung „aufgerückt“.
Geil so seines Sinns entkleidet, „nackt“tobend durch den
Sprachgebrauch,
den Missbrauch ungestraft erleidet
und nichts sagend ist es zudem auch!

Montag, 26. Oktober 2009

Führungseliten

Es narrt der Narr mit Narretei,
ganz so als wärs ihm einerlei,
was Führungskräfte zelebrieren.
Er führt sie an dem Nasenring
wie Zirkusbären nur spazieren.
Bedrohlich klingt deren Gebrumm,
der Narr jedoch schert sich nicht drum.
Sein Hirn ist größer als von Bären,
gleichwohl es deren viele wären.
Der Narr als echter Philosoph
zeigt allen deutlich, wer hier doof.
Die Cliquen fühlen sich als Eliten,
Ihr „Bärendienst“ entlarvt die Nieten!

Weltsicht

Die ganz persönlichen Wünsche gehen
in das Gebet ein. Dafür sind die Religionen
zuständig.
Die Wünsche einzelner Gruppen sind in
Parteien zusammengefaßt. Dafür ist
die Politik zuständig.
Für persönliche und gleichermassen gemeinsame
Wünsche sind Gottheiten und Politiker zuständig.
Jeder verlässt sich auf den anderen -
also herrscht Chaos. So sieht die Weltlage auch aus.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Bei Tageslicht

Nachtdunkel weicht dem Dämmerlicht,
Konturen wachsen auf,
das Land erwacht und sein Gesicht
schält sich im Wechsellauf
von dunkel, griesgrau hin zu hell.
Durch diesen Drang verschwinden
in dem Licht
diffus gespenstige Gestalten schnell,
verwandeln wie im Zauber ihr Gesicht.
So Dinge auch, bei Tageslicht betrachtet,
nicht immer sind, wie sie uns oft erscheinen.
Wer dies bedenkt und auch beachtet
ist vielfach mit sich selbst und anderen im Reinen.

Samstag, 24. Oktober 2009

verlierer

enggasse katzenkopfgepflastert
verschluckt im dunkelnichts
blau-schwarz spiegelt regennass
basalt schwächelnden charakter
holpert verzagtes herz über
den lebensweg
gedanken gerüttel durchgeschüttelt
her und hin
wie würfel im knobelbecher
längst gefalllen
pasch
pasch verliert
verlierer erzeugen sich selbst

Freitag, 23. Oktober 2009

Die Rechnung bitte...

(ungern politisch)

Ein fetter Mann im Gasthof saß
mit gierig dumpfen Blicken
und aß und aß und aß,
doch ohne aufzublicken.

Scharwenzelte der Wirt um ihn:
„Sie möchten noch mehr speisen?“
Er hielt die Karte vor ihn hin
auf weiteres hinzuweisen.

„Wie wär´ es noch mit dem Dessert,
ein wenig Süssigkeiten,
ich seh´ ihr Teller ist schon leer,
wir würden ´s zubereiten.“

Der Gast sah in des Wirts Gesicht,
sah sein verführisch Lächeln,
er wollte zwar…doch warum nicht,
wer sollte da schon schwächeln?

Der Wirt, der seinen Vorteil sah,
der konnte viel versprechen;
der Gast, als der die Rechnung sah,
der musste sich erbrechen.

Der Mensch ist dumm:
..die Rechnung bitte“. Dieselbe wird ihm präsentiert,
das dicke Ende kommt darum
nachdem man Honig um den Bart geschmiert.

Die Dummheit ist des Volkes erste WAHL.
Die Demagogen merktens auf die Schnelle.
Das Volk ertrinkt in großer Qual
So also kommt vomWeste(r)n her die Welle.

Fremder, wenn du gehst

Er saß am Fenster des ICE. Das leichte, kaum merkliche Wiegen des Waggons schien die ermüdeten Reisenden des Großraumwagens einzulullen. Ein leichter Nieselregen wurde vom Fahrtwind über die Scheiben geschleift an denen sich die Tropfen horizontal wie Spinnenschleier verteilten. Das sanfte Dahingleiten des Zuges veranlasste ihn zurückzudenken. Alles hat sich verändert, sinnierte er . Vor mehr als fünfzehn Jahren war er dieselbe Bahnstrecke in umgekehrter Richtung schon einmal gefahren. Sein damaliger Zorn, seine Verzweiflung hatten in ihm immer wieder jenen Satz in seinen Ohren klingen lassen, der sich mit dem Rhythmus des Zuges wieder und wieder in sein Gedächtnis eingeprägt hatte: du bist .. .ratter, ratter, nicht mehr…ratter ratter, mein Sohn! Dann schlug die Tür zu seinem Elterhaus zu und das hasserfüllte, wutschnaubende Gesicht seines Vaters verschwand – nicht jedoch aus einem Gedächtnis in das es sich unauslöschlich tief eingeprägt hatte. Um ihn herum lebte alles von Veränderungen. Die Weltlage veränderte sich, auch er hatte durch die Erfahrungen des Lebens entscheidende Veränderungen durchgemacht, nur, eigenartig, diese letzte Bild seines Vaters war resistent in seinem Kopf und wollte sich durchaus nicht zu einem versöhnlichen Ausdruck wandeln. Irgendwo hatte er mal gelesen,
wo war ihm nicht mehr erinnerlich, dass es nicht die Meinungsverschiedenheiten bei Auseinandersetzungen sind, die zu unversöhnlichem Streit führen sondern vielmehr die Unfähigkeit bei Zwistigkeiten einander zu zuhören. Ob dies wohl nach so langer Zeit seinem Vater und ihm gelingen würde? Die Bereitschaft seinerseits war da – sonst hätte er sich die weite Reise nach Hause wohl erspart. Fragte sich nur, ob die überraschende Rückkehr auch alle Barrieren bei seinem Vater einreißen könnte. Je mehr er darüber nachdachte und der Zug sich seiner Heimatstadt auf wenige Kilometer genähert hatte, desto unruhiger wurde sein Gemüt. War es der richtige Schritt? Wenn es nach seiner Sehnsucht eines heimeligen Zuhauses oder besser des nach Hausekommens ging, gab es da keine Fragen. Nur sein ausgeprägter Realitätssinn sträubte sich, einem Wiedersehen ohne Wenn und Aber entgegen zu blicken.
Seine Überlegungen hatten ihn so beschäftigt, dass er kaum bemerkte, wie der ICE in den Hauptbahnhof einfuhr. Ebenso hatte sein Bewusstsein die sanfte Stimme der Ankunftsdurchsage ausgeblendet. Jetzt jedoch, wo der erste Schritt auf den Boden seiner Heimatstadt bevor stand, war er wieder hellwach. Er angelte seine Reistasche aus der Gepäckablage. Mehr als das Notwendigste für eine Übernachtung, wenn es sein sollte in einem Hotel, hatte er nicht eingepackt. Er ließ sich im Strom der aussteigenden Mitreisenden treiben und betrat den Bahnsteig. Der gerade vor einem Jahr renovierte Provinzbahnhof – früher hatte er sich gegen das Wort „Provinz“ heftig gewahrt, immerhin war seine Heimatstadt eine Großstadt mit über 300.000 Einwohnern – jener Provinzbahnhof also hatte seine verrußte und marode Schäbigkeit abgelegt und präsentierte sich als durchaus ansehnliches Schmuckstück aus den frühen Jahren der Jahrhundertwende. Er nahm dies als Zeichen von Wandlungsfähigkeit alt Hergebrachten, den Aufbruch von Verkrustungen ohne den eigentlichen Charakter zu verlieren. Die Rolltreppe brachte ihn in die gewölbte Haupthalle. Er sah sich nach einem Blumenladen um. Seine Mutter hatte eine Vorliebe für bunte Herbststräuße, von denen er den teuersten erstand. Danach ging er in die Bahnhofsbuchhandlung und suchte nach einer bestimmten Biografie. Sein Vater war ein äußerst strenggläubiger Katholik und als ehemaliger Messdiener im Paderborner Dom mitunter auch fanatisch, wenn es um Glaubensfragen ging.
Ein Buch über den Pabst Benedikt erschien ihm deshalb als Morgengabe zur erhofften Versöhnung angemessen.
Er trat auf den Bahnhofsvorplatz. Auch hier hatte sich viel verändert. Dort wo früher ein altes Hotel gestanden hatte, öffnete sich der Blick auf einen erweiterten Vorplatz hin zu einer neuen Stadthalle. Auch die U-Bahn war zwischenzeitlich fertig gestellt. Alles machte einen gelungenen Eindruck, wie er zu seiner Freude feststellte. Er hatte auch während seiner Abwesenheit ein festes Band der Erinnerung an seine geliebte Heimatstadt geknüpft, um so mehr erfüllte es ihn mit stolzer Genugtuung, dass sich das Stadtbild aus einem nichts sagenden Etwas zu einem passablen Anblick verändert hatte.
Er nahm ein Taxi und nannte dem Fahrer das Fahrziel. Es lag etwas außerhalb im vornehmen Westen der Stadt, wo die alten Villen des Bildungsbürgertums um die eher bescheiden wirkenden Einfamilien – und Reihenhäuser der späten 60er Jahre ergänzt wurden.
Gepflegte, parkähnliche Vorgärten mit hohen, abweisenden schmiedeisernen Eingangstoren wechselten unvermittelt in die zwar ebenso gepflegten doch steril wirkenden Vorgärten der Nachkriegsbauten. Reinlich, westfälisch ordentlich, schoss es ihm durch den Kopf. Nicht so malerisch dahin geworfen, fast unordentlich wie in seiner neuen Wahlheimat, der Toskana, nach der sich unvermittelt ein leichtes Sehnen einstellte. Beim Aussteigen aus dem Taxi hatten sich seine Beine offenbar in Pudding verwandelt, so merkwürdig nachgiebig fühlten sich seine Knie an. Er nahm sich zusammen und drückte tapfer den ihm so vertrauten Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis an der Türsprechanlage die schnarrende Stimme seines Vaters ertönte.
„Wer ist da“, fragte es misstrauisch aus dem Lautsprecher. „Ich bin ´s – Karl-Heinz, dein Sohn“, versuchte er seiner Stimme einen möglichst fröhlichen Klang zu verleihen. „Ich habe keine Sohn“, klang es wütend zurück. Dann wurde aufgelegt. Sollte das Klacks des Türtelefons das Letzte sein, was er wieder mit zurück in sein neues Leben nahm? Er klingelte beharrlich, bis eine Stimme schrie: „Hau ab, dahin wo du hergekommen bist.“ Da kein „Klack“ angekündigt hatte, dass auf der anderen Seite der Hörer aufgelegt wurde, schrie der Ankömmling zurück: „Ich will Mutter sprechen!“ „Deine Mutter ist tot“, klack. Er konnte Sturm schellen soviel er wollte. Es regte sich nichts mehr hinter der Tür. Sein wütendes Hämmern mit den Fäusten wurde mit verachtenswerter Ruhe quittiert. Nach einer Weile gab er auf. Wie um seinem Vater eine schallende, symbolische Ohrfeige zu verpassen, legte er das Buch vor die Tür.
Gleichsam als wollte er ihm vor Augen führen, dass dieser Christliche Nächstenliebe und Vergebung in seiner intoleranten, fanatischen Art soeben ausgesperrt hatte. Gerade die von Christus so hoch gepriesene Liebe trennte ihn nun vom seinem Vater. Sicherlich hatte Jesus nicht unbedingt die homosexuelle Liebe dabei im Auge gehabt, aber immerhin die Vergebung und Erlösung. Sein Vater aber konnte seine Neigung weder annehmen noch ihm verzeihen.
Es hatte zu regnen angefangen und die Regentropfen klatschten in sein Gesicht. Sie liefen ihm die Wangen hinunter – oder waren es Tränen, die sich mit dem Regenwasser mischten?
Der Weg zu dem Stadtteil-Friedhof war nicht weit. Er betrat den Friedhof durch das kleine Tor an der Kapelle und erkundigte sich dort bei den arbeitenden Friedhofsgärtnern nach dem Grab seiner Mutter. Er erntete zunächst nur unverständiges Achselzucken, bis ein älterer Gärtner hinzutrat in dessen Pflege-Bereich zufällig die Grabstätte seiner Mutter fiel. Der Mann war bereit ihn zu dem Grab zu führen.
Hier stand er nun, der verlorene Sohn. Er legte den Herbstblumenstrauß vor dem Grabstein nieder und verharrte eine Weile wie erstarrt. Kein Gebt kam ihm über die Lippen, er hatte vergessen, wie man betet. Wie er auch vergessen hatte, dass sein und seines Vaters Streit und Unnachgiebigkeit das Opfer einer unheilbar verletzten Seele gekostet hatten. Er wandte sich um und ging schweren Schrittes den Weg zurück, den er gekommen war. Er nahm die vertraute Gegend wie ein Fremder wahr. In seinem Hirn formten sich bei jedem seiner Schritte die Worte: „ fremd“, tock tock tock, „bist u du,“ tock tock, „wenn du gehst,“ tock tock…

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Fähnlein im Wind

Eine Fahne flattert in dem Wind,
sich entfaltend sich verdreht,
unstet wechselnd Bild entsteht,
weht und wendet sich geschwind.

Wickelt sich am Fahnenmast,
klammert und wird los getrieben,
Fetzen Stoffs brutal gerieben
und der Wind zerreist sie fast.

Windstill wird ´s – gefranst in Fetzen
schlaff hängt stolzes Fahnentuch.
Irgendwer wird es ersetzen –
sich dreh´n dem Wind nach wurd´ zum Fluch.

Zum Müll gerät das Stück Textil,
verrotten auf der Halde
und wie das Pfeifen in dem Walde
nützt Wetter-Wendigkeit nicht viel!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Ungeduld

Sie ist nicht grad als Tugend zu benennen,
an Fahrigkeit und Hektik ist sie zu erkennen;
und der, der ihr verfallen ist
nur alle anderen an Maßstäben bemißt,
die für ihn selbst nicht Geltung haben.
wenn sie sich auch noch so viele Mühe gaben,
so nörgelt er an dem Ergebnis und der Zeit
und man erreicht nur selten Einigkeit
an dem, was mal das angestrebte Ziel.
Argumente nützen da nicht viel.
Fragt man den Menschen nach seiner
größten Schwäche,
so gibt er zu im launigen Gespräche -
doch ernstlich nicht – er lächelt nur unschuldig
indem er sagt:“ ich bin ein bisschen ungeduldig“!

Montag, 19. Oktober 2009

Reiselust

Der Vogelflug in ferne Lande,
dem hellen Süden bin ich zugeneigt,
wenngleich daheim mich hielten zarte Bande,
der Vogelzug mir meine Sehnsucht zeigt.

So schließe heimlich ich die Tür
und reise ab –wohin mich das Verlangen zieht.
Ich bin ein schwacher Mensch, kann nichts dafür,
dass meine Lust die Langeweile flieht.

Und kehr ich satt unstetigen Verlangens wieder
und grüßt die Heimatstadt entfremdet ihren Sohn,
dann kehr ich ihr sofort den Rücken wieder,
ich glaub, die Reiselust erneuert sich dann schon.

herbstlich

Nun wieder deckt das Wolkengrau
des blauen Himmels klares Kuppelglas.
Ein launisch kalter Wind
streift über Feld und Au,
ein früher Nebel legt sich feucht aufs Gras.

Ein Frösteln ergreift das Gemüte,
verwöhnt, umkost vom Sonnenlicht,
von Farben, die in ihrer Sommerblüte
erfreuten unser Herz –
nunmehr erstickt in fahler Nebelschicht.

Der Blick zurück in Sommertage – wehmutsvoll,
denn vor uns liegt ein sterbend Jahr.
Was immer auch verbleibend Zeit
uns bringen soll:
die heitre, jugendliche Launigkeit,
verloren ist sie immerdar!

Samstag, 17. Oktober 2009

...ihm zum Bilde schuf ER ihn...

Wir Menschen fühlten uns erhaben
als „Kinder Gottes“ haben wir uns verstanden.
Doch welche Göttlichkeit wir in uns haben,
die bei anderen Geschöpfen nicht vorhanden:
wer will das wissen, will das sagen?
Wir stammen alle aus den gleichen
Urschlammsuppen
und die Entwicklung richtet sich aufs Überleben
wenn wir uns auch als Geist begabte Wesen
schnell entpuppten,
ist doch dem anderen Leben ebenfalls ein
Schöpfungsakt gegeben.
So lange wir den uns gegebenen Verstand
nur gegen uns und die Naturgeschöpfe wenden,
hat „unser“ Gott auf Sand gebaut.
Für diese Welt wird es dann böse enden!

Freitag, 16. Oktober 2009

Verfall

Das Fenster der Aufrichtigkeit:
zersplittert
der Wind der Lüge
fegt
durch das Beziehungsgebälk
sauer
der einst fruchtbare Regen der Zärtlichkeit
der das Gemäuer unserer Beziehung
höhlt
keine Sonne
trocknet
die Feuchtigkeit der Trauer
mein Haus wird
unbewohnbar

Hätte ich es nur getan

Denk ich zurück an Vieles, das ich
einst versäumte,
an Heldentaten, die ich mir
erträumte,
dann steht für mich die Frage an:
warum hast du es nicht getan?

Ich hätt´ im Leben Gutes wohl bewirken
sollen.
Gelegenheiten gab ´s –allein mir fehlt das
Wollen.
Zu spät für Manches, doch die Reue
kam:
ach hätte ich ´s zur rechten Zeit getan!

Das Schicksal, das mich so verwöhnte
und mir ein schönes Leben gönnte,
das klagt durch mein Gewissen an:
warum hast du es nicht getan?

Ja, ich bereu ´s – in all den Stunden
da hätte ich die Zeit gefunden.
Ausreden hin – Ausreden her,
ich sag ´s wie ´s ist: es fiel mir schwer.

Das Hätte, Wollen, Wenn und Aber
letztendlich blieb es nur „Gelaber“.
Wäre ich ein andrer Mensch, ja dann
hätte ich es bestimmt getan!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Nicht löschbar

Geh durch die Gassen meiner Stadt,
die nächtens sind verlassen
im Nieselregen leuchtet matt
Laternenlicht am Rand der Strassen.
*
Wohl häufig ging ich hier entlang,
fröhlich an deiner Seite,
nun fühl ich mich beklemmt und bang,
wenn ich allein hier schreite.
*
Dein Lachen, deine Fröhlichkeit
begleiten mich als Schatten,
es engt die Brust mir tiefes Leid,
denk ich der Stunden, die wir hatten.
*
Verweht, vergangen und zerstoben,
beendet durch des Schicksals grause Macht!
Du schaust nicht von geliebten Sternen oben
herab, du liegst im finstren Erdenschacht.
*
Doch wie Laternenlicht so löschbar, matt,
wird die Erinnerung an dich nicht sein.
Sie strahlt und leuchtet bis der Tod
auch mich ereilet hat,
mich führt zu dir im ewigen Beisammensein.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Schneekristall

Ein Schneekristall verlässt ganz sanft
die Brüder, die vom Himmel fallen.
Hat sich alleine aufgemacht.
sinkt zur Erd´ getrennt von allen.
„Die Schönheit, die nur mir zu eigen,
die die Natur mir schenkte,
die möchte ich den Menschen zeigen,
was in der Masse ich nicht könnte.“
So legt er sich fein säuberlich
auf einen hohen Baum,
auf diesem präsentiert er sich,
doch man bemerkt ihn kaum.
Getrennt von seiner Brüderschar,
die sich zusammen schlossen,
die Felder deckten ganz und gar,
war er nun ausgeschlossen.
Die Kinder tobten in dem Schnee
und freuten sich ganz tolle,
das tat dem Schneekristall sehr weh,
als Kind von der Frau Holle.
Vor Selbstmitleid schmolz er dahin,
nichts blieb von ihm erhalten.
Zu spät erkannte er den Sinn
Gemeinschaft nicht zu spalten!

Dienstag, 13. Oktober 2009

Sieben Schlüssel

Sieben Schlösser an dem Tor,
sie halten es verschlossen
mit Seilen dick wie Trossen,
Zugang versperrt - du außen vor.
*
Es sind die Schlösser der Erkenntnis,
die den Zugang sperren,
die deiner Seele wehren
den Eintritt in das Paradies.
*
Das Erste zu erschließen
fällt dir vielleicht noch leicht
Bescheidenheit der Schlüssel,
der´ s erreicht,
das kann dich nicht verdrießen!
*
Gelingt dir auch die Nummer zwei
durch Demut aufzubrechen,
so wird das Tor sich rächen
mit seiner schweren Schließe drei.
*
Nur Mitgefühl öffnet den Bügel,
der diesen Tross verschlossen hält
doch bevor der niederfällt
erwachsen deinem Herzen Flügel.
*
So schwierig auch die Nummer vier.
Sie öffnet Mut und Tatendrang,
nicht Zögern und nicht ängstlich Bang
entriegeln diese Sperre hier.
*
Es braucht zum Öffnen seine Zeit,
das Fünfte aber – jenes Schloss
erbricht nicht ohne Mühen - bloß
verlangt ´s von dir Beharrlichkeit.
*
Das Sechste ziemlich wehrhaft ist.
Sein Schlüssel heißt Wahrhaftigkeit,
macht sich die Lüge nirgends breit
auch dieses Schloss zu knacken ist.
*
Auf ewig aber wirst du stehen
vorm Tor zum Paradies,
wenn dich die Liebe, die du gibst
verließ –
ohn´ diesen Schlüssel musst du gehen!

Montag, 12. Oktober 2009

Ausnahmen

In mein stilles Kämmerlein
schließe ich mich gerne ein,
dazu bin ich oft geneigt,
weil die Welt da draußen bleibt.
und in ihrem ganzen Jammer
nicht hinein kann in die Kammer,
wehr alles ab, wie ein Autist,
was mir nicht geheuer ist.
Dies jedoch nicht ausnahmslos:
klopft die Marianne bloß
nur ganz zaghaft an – dann bald
öffnet sich die Tür ein Spalt.
Sie schlüpft ein als wie ein Dieb
und dann haben wir uns lieb,
sogar heftig, manchmal schlimmer.
Autistisch? Nein, Ausnahmen gibt’s immer!

Die Suche

Ich suche seit ich denken kann
was ich verloren glaubte
den Schlaf, mir meine Ruhe raubte,
zu finden hoffte, irgendwann.
*
Gehört´ es mir, was ich vermisst,
was ist es, das mich suchen ließ
mich ständig weiter antrieb, stieß
- doch offenbar nicht fassbar ist?
*
Verlor ich mich vielleicht im ICH,
suchte ich das Selbsterkennen,
konnte nichts sehen, nichts benennen,
sah ich weg als fürcht ich mich?
*
Furcht als Begleiter mir gegeben,
nicht Freund, der guten Rat erteilte,
während mir so die Zeit enteilte.
Am Ende find ich ´s, was ich suchte: LEBEN.

Freitag, 9. Oktober 2009

Postillon d´amour

Flog dereinst ein Vögelein,
im Schnabel einen Brief,
lieferte ihn ab - allein
irgend etwas ging dann schief.
Die, die diesen Brief erhielt
- er war parfümiert –
und wie so das Schicksal spielt,
nicht für sie, wie das passiert!
Vöglein konnte nichts dafür,
zahlte mit dem Leben.
Es war zwar wohl die rechte Tür,
nicht der Empfänger eben.
Spielst du den Postillon d ´amour,
so lass dich nicht erwischen,
denn in solchen Fällen nur
gerätst du schnell dazwischen!

wolf im menschen

wolf in uns schleicht
beutegier
tröpfelt geifer
gier
starrer augen gelb
blank-spitzige fangzähne
fang die gier
reisszahn reisst in
schlinggierigen rachen
fleisch vom fleisch

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Spießbürger

Wenn der Herbstwind braust und tobt
an den Fensterläden rüttelt
selbst die starken Bäume schüttelt
auf den Straßen Laub zerstobt,

sitz ich drinnen, rauche Pfeife,
lehn im Sessel ganz gemütlich
tue auch am Wein mich gütlich
zu dem ich zuweilen greife.

Weltgeschehen? Ach was schert ´s mich,
sollen andre sich drum kümmern,
würde nur die Welt verschlimmern
durch mein übersteigert ICH.

Abgeschieden so von allen
nur dem eigenen Wohl bedacht,
halte ich die Tür geschlossen, hab die Fenster
dicht gemacht:
Welt egal! – Mir soll ´s gefallen.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Posthum

Festakte mit schönen Reden
hat es immer schon gegeben,
Helden wurden erst verehrt,
wenn man sie „vom Platz“ gekehrt.
Starben für ein schönres Leben,
welches sie uns dann gegeben.
Sie stritten, kämpften nicht für Ruhm.
Dieser wird zumeist posthum
erst verliehen mit Plakette
als Anerkennung – welch eine nette
alles überstrahlend Geste,
dann zu dem Verleihungsfeste.
Heuchelei und Angebieder:
oh, wie ist mir dies zuwider.
Und so schließ ich mit Zitat,
das Mühsam* einst geschrieben hat.
„Wollt ihr denen Gutes tun,
die der Tod getroffen,
Menschen, lasst die Toten ruhen
und erfüllt ihr Hoffen!“

*Erich Mühsam (1874 bis 1934 – von der SS ermordet)

Scheitern

ICH ging hinaus in die Nacht
mir war zum Sternepflücken,
die wollte ICH in den Mondsichelkorb
legen
sie bergen, verstecken für MICH
allein.
Kein Hindernis könne MICH aufhalten
MEINEM Unterfangen im Wege stehen
Wolkenbänke würde ICH beiseite
schieben
oder teilen wie weiland das Rote Meer
geteilt wurde
Törichter WINZLING, der ich bin,
ging ich hinaus in die Nacht
die Ziele vor Augen.
Das Scheitern beginnt oft schon
vor dem Versuch
WINZLINGE haben kein Recht auf Sterne

Dienstag, 6. Oktober 2009

Fehlendes Talent

Wenn du durch den Louvre gehst,
vor den alten Meistern stehst,
die die Natur so gut getroffen,
bleibt der Mund vor Staunen offen.,
stehst vor diesen schönen Bildern,
kannst die Eindrücke nicht schildern.
Willst dir mehr und mehr von gönnen
und dein Wusch ist ´s auch zu können.
Doch wenn ´s Verlangen noch so brennt,
so hindert dich doch dein Talent,
da ebenso wie auch dein Geist
nicht vorhanden – abwesend meist.
So musst du auch nicht ausprobieren,
was du schreibst zu illustrieren.
Du scheiterst bei Versuchen kläglich
und das Ergebnis ist unsäglich!
Drum male, wem Talent gegeben,
und ein solches such ich eben.
Den Seinen gibt ´s der Herr im Schlaf.
Ich bin so munter wie ein Aff`!

Sonntag, 4. Oktober 2009

An meine Leser

Jeden Tag was Neues schreiben
hilft dem Geist gesund zu bleiben.
Viel noch möchte ich von mir geben
vom Erdachten und Erbleben.
Weiß nicht, was die Leser wollen,
wenn sie mir zuweilen grollen,
weil ich einmal einen Tag
absolut nicht schreiben mag!
Denn das Terrorgrün im Garten,
meinen sie, könnt auf mich warten.
Jetzt wo die bunte Herbsteszeit
der Wind vom Baum die Blätter treibt,
da heißt es fegen, fegen, bücken
und so entstehen zeitlich Lücken.
Nun gut, manchmal ist mir das schnurz,
ich denke keiner kommt zu kurz.
Und die, die kein Gedicht mehr wollen,
die sagen ´s mir – ich würd nicht grollen.
Für alle anderen geht es weiter
mal melancholisch, mal auch heiter,
wie ´s abgedruckt in Büchern steht
als Beitrag von dem Hauspoet!

Samstag, 3. Oktober 2009

Stein der Weisen

Es ging einmal ein Mann auf Reisen,
er hatte kein genaues Ziel,
er suchte nach dem Stein der Weisen,
ein alter Traum, dem er verfiel.

So kam er nach Amerika,
wo unbegrenzt die Möglichkeiten.
Doch leider – als er ankam da
waren gerade Krisenzeiten.

Er sucht in Asien so sein Glück,
wo Wolkenkratzer wie die Pilze schossen,
zur Weisheit von Konfuzius gab`s kein zurück,
er hatte sich zur Abreise entschlossen

Wohin er auf der Erde kam,
den Stein der Weisen fand er nicht.
so starb der denn gebeugt vor Gram
und kam vors Jüngste Gericht.

Du hast gesucht und nicht gefunden,
so sprach der Richter zu ihm leise,
versäumt hast du die schönsten Stunden
auf deiner unnötigen Reise.

Betracht´ den Stein auf deinem Grab,
das ist der Stein, den du vermisst,
er schmückt jetzt deine Ruhestatt,
denn nur im Tode Weisheit ist!

Freitag, 2. Oktober 2009

Ach, ich freu mich so

Gibt es Anlass sich zu freuen?
Alltagssorgen zu zerstreuen?
Ja, Parteien koalieren,
sich hernach dann zelebrieren.
Ach, ich freu mich so!
*
Und erst in der Champions League
wieder so ein Fußballsieg!
Welche Mannschaft? Weiß ich nicht.
Aber dieser Sieg war Pflicht!
Ach, ich freu mich so
*
Lotto-Schein? Nicht abgeben,
alle Zahlen war´n daneben.
Nur nicht von dem Zusatzspiel.
Es gab ohnehin nicht viel.
Ach, ich freu mich so
*
Und die Frau von meinem Freund
abgehauen, wie mir scheint.
Was wäre das für ihn ein Glück,
käme sie nicht mehr zurück!
Ach, ich freu mich so
*
Über alles froh zu sein,
verhilft mir zu ´nem Heiligenschein.
Dieser funkelt blitze-blank
eingeschlossen in ´nem Schrank.
Ach, ich freu mich so
*
denn der wird da wohl auch bleiben.
Ich kann selber mich nicht leiden,
brummele so vor mich hin
freu mich nicht, dass ich so bin!

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Vom Namen her...

Oktober ist ´s
im Jahr der Monat zehn.
Nimmt man den Namen
her beim Zählen,
so wird man sehen,
dass da zwei Monate wohl
fehlen!
+
Verwundert fragt man sich
woher die Differenzen?
War es ein Fehler,
der sich einschlich?
Kommt ´s vom Latein-Unterricht
schwänzen?
+
Lag ´s an dem früheren Julius
oder dem alten Gregor gar?
Ich mach mit Überlegung Schluss.
Es ändert nicht das heut´ge Jahr!