Samstag, 4. Oktober 2008

Unsterblichkeit


Friedrich Schiller, Dichter Ikone, erhielt kürzlich einen Gebührenbescheid der GEZ, zugestellt an die Universität Jena. Schiller zahlte nicht und erhielt folgerichtig eine Mahnung.
Mich hat das aus zwei Gründen nicht gewundert – ich meine, dass er nicht zahlte,
denn erstens ist er meines verkümmerten Halbwissens nach schon etwas länger tot
und zweitens wurde er ohne Kopf beerdigt. Ein Umstand, der es einem Toten zusätzlich erschwert, Radio zu hören. Wenn er dennoch einen Gebührenbescheid erhielt, muss das wohl mit einem Kollateralschaden der PISA-Umgebung zu tun haben. Verwundern darf einen dies wirklich nicht.
Dennoch bei dem Wort „Wundern“ kommt mir in den Sinn, dass ja auch Elvis noch unter den Lebenden weilen soll. Ist es jene Unsterblichkeit, die sich über die großen Künstler, Musiker und Dichter legt, von der Unvergänglichkeit angehaucht dem Irdischen auf Ewigkeit verbunden, kurzum Auserwählte, die den Menschheitstraum der Unsterblichkeit erleben dürfen?
Kann es passieren, dass ich eines Tages beim Schaufensterbummel ganz jovial mit :“Hi, Amadeus,“ grüße oder auf dem Parkplatz in Soest Grimmelshausen mit ein paar Euro aushelfen muss? Was ist, wenn ich bei einer Lesung von „Kollege“ Goethe harte Kritik einstecken muss?
Ich höre schon, wie Ihr, meine Freunde, tuschelt: „nur weil er nicht in die Grube fahren will, hat er das Schreiben angefangen. Der glaubt in seiner Überheblichkeit unsterblich zu werden!“
Denkt doch so etwas nicht von mir! Es gibt dazu keinen Anlass. Hat sich doch herausgestellt, dass der Gebührenbescheid an Schiller einem Irrtum entsprungen ist. Dem Mitarbeiter der GEZ war zufällig das Reclamheft mit dem Theaterstück „Die Räuber“ eines gewissen F. Schiller in die Hände gefallen. Den Titel „Die Räuber“ hielt er für ein hochaktuelles Bubenstück, glaubte er doch, es drehe sich um Ölmultis oder Investmentbanker!
Der „Mohr“ tat also nur seine Schuldigkeit.
(Um Protesten vorzubeugen: „Mohr“ hat hier nicht die politisch inkorrekte Bedeutung von Schwarz-Afrikaner, es handelt sich um einen Namen)
Und ich bin nicht die Schillernde Persönlichkeit, für die Ihr mich haltet, ganz und gar nicht.

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