Dienstag, 3. November 2009

Jeder nach seinem Vermögen

(eine kleine Fabel)

Es war paradiesisch als Fuchs und Hase noch nicht verfeindet waren, der Fuchs nur Trauben und Fische fraß und die Hasen vor seinem Bau noch ungestört spielen konnten.
Eines Tages sah der Hase, wie der Fuchs an einem Gewässer genüsslich einen Fisch verzehrte. Da dieser dem Fuchs offensichtlich gut schmeckte, wurde der Hase neidisch. „Wie bist du an einen so leckeren Bissen gelangt?“ fragte der Hase futterneidisch. „Ganz einfach,“ erwiderte der Fuchs, „ich habe meine Rute ins Wasser gehalten und sie schnell heraus gezogen als ein Fisch angebissen hatte.“ „Muss ich auch probieren,“ sagte der Hase und versuchte sein Stummelschwänzchen in den Fluss zu hängen. Er konnte sich anstrengen wie er wollte, das Schwänzlein erreichte die Wasseroberfläche nicht einmal. „Lügner, du,“ schrie der Hase voll Zorn den Fuchs an. „Das funktioniert überhaupt nicht!“ Der Fuchs lachte: „jeder nach seinem Vermögen,“ philosophierte er, „du eignest dich nicht für meine Lebensweise, weil dies auch nicht deinem Bedürfnis entspricht. Tue, was dir entspricht und was du kannst, das aber tue richtig!“
Der Hase dachte nach – und nachdem er an dem fauligen Fisch des Fuchses eine Schnuppernase voll gerochen hatte, hoppelte er in großer Zufriedenheit davon.

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