Sonntag, 24. August 2014

Paris ist eine Reise wert


(ein satirisches Reiseerlebnis)

Paris – ohlala ist die Stadt der Liebe und der Lichter. so sagt man. Das macht neugierig besonders, wenn ein alternder 40jähriger wie ich sich mit einer 20jährigen liiert hat, die Paris nur aus Erzählungen zwinkender Möchtegern-
Don-Juans kennt. Zudem muß erwähnt werden, daß es für den weiblichen Teil der Weltbevölkerung stets als Hauptstadt der Mode wahrgenommen wird.
„Ach, Paris,“ seufzte meine Freundin, „sehen und sterben!“
Den Satz hatte sie mit der Stadt Neapel verwechselt. Ich sah wohlwollend darüber hinweg und sagte vorsorglich gar nichts. Es wäre unfair gewesen, meine Lebenserfahrung gegen ihre zwanzig Lenze zu setzen. Sie blickte mich herausfordernd an: "Ich will auch nach Paris. Kannst mir gerne den Gefallen tun. Paris, Stadt der Liebe,“ flüsterte sie zärtlich und lehnte ihr Köpfchen an meine Schultern. Wer kann einem Schmusepüppchen widerstehen – zarte zwanzig Jahre und ich kurz vor dem Verfalldatum was die Attraktivität betraf. Was blieb mir übrig?
Also auf ging ´s nach Paris. Nicht im Flugzeug – Madame hat Flugangst – nicht mit dem Zug (da sind wir nicht alleine). Destination also nicht der Flugplatz Charles de Gaulle, nicht der Gare du Nord, nein, mit meinem dicken neuen BMW
(gerade einmal 5000 km) über die Autobahn hinein nach Paris.
„Sieh links das Stade National!“ „Schatz, du weißt ich interessiere mich nicht für Sport.“ Unterhaltung beendet, da dichter Verkehr. Es wäre toll gewesen mit dem Taxi zum Hotel anzureisen. Höchste Aufmerksamkeit war gefordert. Nach der Autobahn hatte man den Eindruck, daß es wichtige und unwichtige Ampeln gab.
Unwichtige offenbar nur für Organspender! Alles sehr verwirrend, Schweißausbruch bei mir – Seelenruhe bei meiner Freundin, die weder die schönen Fassaden noch den Place de la Concorde beachtete sondern ihre Fingernägel feilte. Einfahrt in den Kreisverkehr – mon Dieu – was machen die Franzosen? Alles durcheinander, fahren einfach in den Verkehr hinein. Da mach ich nicht mit. Hupkonzert. man schwemmt uns direkt in den Kreis hinein. Augen zu und durch!
Durch klappt! Wo war doch das Hotel MERCURE ROYALE? Verunsicherung – Nageltrimmung neben mir. „Du ruckeltst – wann sind wir denn da in Paris?“
Meine Güte, auch mit zwanzig Jährchen sollte man die Situation doch erfassen können!
Da ist die MADELEINE. Konzentration...halb herum fahren, ab in die Rue Tronchet, links, erste Straße ab, dann rechts Rue de l`Arcade. Linke Seite, wie blöd – zurücksetzen, links halten – keine Parkmöglichkeit ...zurücksetzen in die 2. Reihe zum Gepäck entladen. Alles sehr schwierig. Paris kosteste einfach nur Nerven. Da fährt jemand los. Ich setzte mich sofort in die Parklücke...Lücke ist gut! Nach gefühlten 10 Minuten kurbeln und an einem jener Poller hinten rechts den Kotflügel meines neuen Autos verbeult, stehe ich eingeparkt. Ich schwöre ab jetzt wird alles nur noch zu Fuß erkundet oder mit der Metro erledigt!
Angekommen? Ja... aber was nun, zurück im Hotel?

„Laß uns mit der Linie 12 der Metro zum Mont Matre fahren und die Sacre Coeur
besuchen,“ schlug ich vor.
„Sacre Coeur? das ist doch eine Kirche, darauf stehe ich gar nicht!“
„Was willst du denn?“
„Na, Schaufenster anschauen, shoppen, vielleicht was Modisches kaufen. Paris ist doch die Stadt der Mode?
Na, war ja klar!
In der Nähe am Boulevard Haussmann – das Haus dort mit den Türmchen und der wundervollen Fassade, das Kaufhaus AU PRINTEMPS. Daneben Lafayette.
Beides wohl mit die teuersten „Einkaufsschuppen in Europa. Wir steigen in den Luxus ein, argwöhnisch beobachtet von den in Schwarz gekleideten Sicherheitskräften.
„Oh, toll, können wir mal nach einem Handtäschen Ausschau halten“, bat Madame.
Ab durch die Kosmetiketage in das erste Stockwerk. Gucci sollte es schon sein!
Ein Schlange von mehr als dreißig Asiaten, sehr Ausgabe freudig, staute sich vor dem Verkaufsareal. Es wurden vom Sicherheitspersonal immer nur zwei Kaufinteressen eingelassen, Zeit für die Wartenden alles zu fotografieren.
Madame war es zu langweilig, also stellte ich mich bei den schwatzenden Kaufwilligen an und wurde nach zirka einer guten Stunde in das Allerheiligste eingelassen. Die Preise für „Handtäschen“ waren atemberaubend – das Design, nun ja Geschmacksache. Ich suchte eine Tasche in der Modefarbe rot aus, was mich schlappe € 7.600 kostete.
Beglückt präsentierte ich das teure Stück meiner Freundin.
„Wenn man Männer schon zum Einkaufen schickt,“ nölte sie, „ist nicht meine Farbe... kannst es aber wieder gutmachen. Ich habe bei CARTIER ein Paar tolle Ohrringe gesehen!“ Sie zog mich zur Vitrine und zeigte mir die Schmuckstücke. Den Preis mußte man erraten. „Bitte“, schmeichelte sie. Ich fiel auf den Augenaufschlag herein. Wenige Minuten später glühte meine Kreditkarte und ein frostiges Lächeln von meinem Personalausweis starrte dem Verkäufer entgegen.
Kein Wunder bei der Kleinigkeit von € 17.800 . Absolute Triebfeder den Laden in höchster Eile zu verlassen.
Wir traten auf die Straße. Uns gegenüber schaute mich höhnisch das Logo von Charme &; Anmut entgegen (bei uns bekannt als Clamotten August bzw. C&A) Das gab mir den Rest. Für mich hieß das auf schnellstem Wege in das Hotel.

Madame wollte unbedingt duschen.
„Was machen wir morgen,“ fragte es aus dem Bad. „Ich möchte gerne auf die AVENIDA de Frosch gehen!“ (Das Herzchen meinte natürlich die Avenue de Foch) „ Da wo die ganz, ganz reichen Leute wohnen. Mein Papa möchte später dort ein Appartement kaufen, wenn dort eines frei wird!“
(Da kann er lange warten, der alte Steuerhinterzieher, bis daß das Schwarzgeld wieder weiß wird)
Ich sagte: „Na toll, dann wohnt ihr ja in direkter Nachbarschaft des Fürsten von Monaco!“
Obwohl in der Avenue de Foch sich seit Jahrzehnten eine Menge Prominenz dort eingekauft hatten oder zur Miete wohnten (wenn sie denn wohnten, mon Dieu, es gibt noch Leute mit einem Haufen Kies), möchte ich dort nicht einmal tot über dem Zaun hängen, denn etwas anderes würde mir dort wohl auch nicht übrig bleiben!
Schnauze voll!
Ich legte die Schlüsselkarte und ein paar hundert Euronen auf den kleinen Schreibtisch. Ein kurzes Abschiedswort noch auf einem Zettel – AUF NIMMER WIEDERSEHEN!
Ich verließ das Hotel ohne mein Gepäck und floh zu meinem Auto. Das war, wie sollte es anders sein in Paris, zugeparkt. Nach vorne ca. 5 cm, hinten blieben etwa deren 10. von den Franzosen lernen, heißt kreativ zu sein:
Rums bums vorn, rums bums hinten, vor, zurück, rums bums – rums bums.
Kolonne nach vorn geschoben – gekurbelt – hinten Platz geschaffen rums bums raus und ab Richtung Heimat. Die Flucht gelang.

Mein Eindruck: Paris ist eine Reise wert .... sehr wert, sogar sehr wertvoll, um nicht zu sagen: werthaltig für die Pariser!



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