Dienstag, 5. August 2014

Unglaubwürdig


Ich pflege mich abends nicht in der Kneipenszene herumzutreiben, denn ich bin ein Couchpotatoe, der es vorzieht sich am Puschenkino zu erfreuen, sofern es dort Erfreuliches gibt. Doch eines Tages klingelte bei mir das Telefon. Ein Freund war am Apparat, der aufgelöst um meine Hilfe bat. Freunde darf man nicht im Stich lassen, also versuchte ich herauszufinden, wo denn der Schuh bei ihm drückte. „Kann ich dir am Telefon nicht sagen flüsterte er sehr aufgeregt. Komm in die „DREI KRONEN“ aber beeile dich, ich weiß einfach nicht weiter!“
Raus aus den Puschen, rein ins Jackett und im Eilschritt in die nahe Kneipe. Freunden hilft man, wenn man es kann. Die Gaststätte war nahezu leer aber in einer dunklen Ecke saß mit dem Rücken zur Theke mein Freund wie zusammen gekauert. Ich nahm Kurs auf ihn. „was ist los,“ fragte ich schon bevor ich seinen Tisch erreichte.
„Meine Frau hat mich rausgeschmissen,“ meinte er verzweifelt. „ich weiß nicht, wo ich heute übernachten soll...so wie ich aussehe und fast ohne Geld!“
Da bemerkte ich, daß er kein Oberhemd anhatte und sein Jackett lediglich das Unterhemd kaschiert. Auch war er barfuß. Eine Gestalt des Jammerns.
„Was ist denn der Anlaß für ein derartiges Ausrasten deiner Frau. Ich kenne sie nur als liebenswürdiges und attraktives Wesen“, warf ich ein. Nichts als hysterisch ist sie!“ schnauzte er. „Erzähl,“ munterte ich ihn auf. Und so begann die Ehetragödie:
„ Du weißt, daß ich abends gerne noch spazieren gehe, wenn meine Frau zum Kegeln ist. Da hörte ich ein Stimmchen ganz in meiner Nähe: ich bin hungrig, gib mir etwas zum Essen. Ich blickte um mich, da bemerkte ich einen Frosch. stell dir vor: ein Frosch, der zu mir spricht!! „Ich habe nichts dabei,“ antwortete ich, “aber ich nehme dich mit nach Hause, da kannst du deinen Hunger stillen.“ Gesagt getan. Nachdem der Frosch einige Bröckchen genossen hatte, bat er: „ich bin müde, nimm mich mit in dein Bett!“
Kann man einem hilflosen Wesen eine so geringe Bitte abschlagen? Es geschah also.
Plötzlich gab es eine Erschütterung und der Frosch verwandelte sich in eine wunderbar attraktive nackte Blondine...eine Figur sag ich dir...wirklich toll einmalig.“ Er begann zu schwärmen.
„Plötzlich und unerwartet ging die Tür auf und meine Frau erschien, das Kegeln war ausgefallen. Ich versuchte zu erklären, von wegen es ist nicht so, wie es aussieht,
habe nur helfen wollen. Hat aber nichts genutzt...ihr kognatives Erlebnis ließ sie in Hysterie ausbrechen. Das Ergebnis kennst du nun.
Natürlich durfte mein Freund die Nacht bei mir verbringen! Man hilft sich doch!

Es vergingen mehrere Wochen bevor ich wieder von ihm hörte bzw. ich ihn traf.
Habe ich erwähnt, daß ich ein durchaus gut aussehender Mittdreißger bin?
Wenn nicht, so wundert euch auch nicht, daß ich eng umschlungen eine wirklich
sehr hübsche Dame spazieren führte.
Mein Freund steuerte wutentbrannt auf mich zu. „Du falscher Fuffziger, so was nennt sich nun Freund, du bist ein echtes Miststück, dich an meine Frau heranzumachen!“
„Es ist nicht so wie es aussieht,“ versuchte ich den Wütendem zu erklären, „weißt du ich ging gerade spazieren an der Stelle wo auch du den Frosch aufgelesen hast, da hörte ich ein Stimmchen...
Ja, verdammt noch mal...ich bin doch nicht unglaubwürdiger als mein ehemaliger Freund! Was sagt ihr denn dazu... ihr kennt mich doch!

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