Freitag, 18. September 2009

Schattendasein

Unter einem mächtigen Baum
wuchs heraus ganz klein
ein Maiglöckchen mit einem Traum
wie ihr Nachbar groß zu sein.
Ach, wie liebte es das Rauschen,
wenn Wind durch dessen Blätter fuhr,
konnte stundenlang dem lauschen,
schämt sich seiner klein` Statur.
Niemand ihm Beachtung schenkte,
gleichwohl seine Blätter grün,
was das Maiglöckchen so kränke,
sah es doch vorüberziehen
Wanderer, die den Baum bestaunten,
seinen großen Umfang maßen,
Geschichten von dem Alter raunten
und Maiglöckchen dabei vergaßen.
Einmal jedoch zur Frühlingszeit,
als unser Baum erschreckend kahl,
da macht´ das Maiglöckchen sich breit
mit Glockenblüten ohne Zahl.
So mancher Wanderer staunte nun
verharrte im Entzücken
und hatte Besseres nicht zu tun
als Maiglöckchen zu pflücken.
Am Ende war es sehr gerupft,
die Blätter war´n zertreten,
und Tränentau, nicht abgetupft,
erzählt von seinen Nöten.
Der Baum jedoch, der altersweise,
der schüttelt seine Krone
und sagte zu dem Glöcklein leise,
dass Schattendasein manchmal lohne.

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