Mittwoch, 1. Juni 2011

Ungnügend

Wäre ich, wie du gescheit,
druckte man mich in der „Zeit“.
Doch das kleinste Käseblatt
Keinen Platz für Verse hat.

Als Autor, der so gerne dichtet
Bin ich somit auch nicht verpflichtet.
Man findet meine Verse nett
Und riet mir zu dem Internet.

Dort meine Werke eingestellt
Liest sie die interessierte Welt.
Nur nett ist Bruder auch von Schiet.
Zum Teufel der, der dazu riet.

Es stimmt die Metrik nicht, das Maß
Und Kenner haben ihren Spaß:
Der Reim ist doch total mißglückt,
das Werk wird eingehend zerpflückt!

Ach Kritikus, ich las dein Werk.
Sollt ich mich fühlen wie ein Zwerg?
Es war so unbeschreiblich schlecht,
daß ich dir daher raten möcht`:

schreib du fürs renommierte Blatt,
das einen weiteren Leser hat.
Mit Metrik, Versmaß und dergleichen
Kannst dich ins Herz der Leser schleichen.

Dein Vortrag macht des Hörers Glück,
ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück*
so bleib` zum Schluß ich sehr versöhnlich
und sage dir: nimm ´s nicht persönlich!

*ein bißchen aus dem Faust geklaut!

Ich halte es mit Theodor Storm:

Lyrische Form
Poeta laureatus:

Es sei die Form ein Goldgefäß,
In das man goldnen Inhalt gießt!

Ein anderer:

Die Form ist nichts als der Kontur,
Der den lebend'gen Leib beschließt

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