Samstag, 9. April 2011

Kaninchen und Fuchs

Ein Kaninchen tollte mit vielen anderen seiner Art vor den unterirdischen Gängen, die sie in gemeinsamer Arbeit zum Schutz gegen allerlei Raubzeug gegraben hatten. So fühlten sie sich sicher und waren in ihrem Übermut recht unachtsam. Ein Fuchs, der die Kanickelbande von weitem beobachtet hatte, glaubte leichte Beute zu machen und schlich sich vorsichtig heran.
Ein Kaninchen, das sich beim Spielen den Hinterlauf verletzt hatte und deshalb etwas abseits von den anderen vor sich hin trauerte, sah den Fuchs im letzten Augenblick und schrie mit aufgeregt hoher Stimme: „Der Rote, da kommt der Rote“. Da Kaninchen für Füchse eine besondere Delikatesse darstellen und den grauen Flitzern dies durchaus bewußt war, schlüpften sie nach kurzer Schockstarre – hast –du-nicht-gesehen in ihre schmalen Erdröhren
und waren für den Fuchs nicht mehr erreichbar.
Allein das verletzte Kaninchen konnte wegen seiner Behinderung und des weiteren Fluchtweges nicht schnell genug entkommen. Der Fuchs schnitt ihm den Weg zum nächst gelegenen Baueingang ab. So standen sie sich gegenüber. Der Fuchs lächelte...allerdings entblößte er dabei seine Zähne. sodass sein Lächeln einen zynisch bedrohlichen Ausdruck annahm. Das arme Kaninchen zitterte am ganzen Körper bis in sein Stummelschwänzchen hinein, was der ganzen Szene etwas Lachhaftes verlieh, wäre nicht die tödliche Bedrohung greifbar gewesen.
„Das kommt davon,“ sagte der Fuchs, der sich eine Belehrung nicht verkneifen konnte, „wenn man anderen helfen will und sich selbst dabei vergißt!“ „Verschone mein junges Leben,“ flehte das Kaninchen, „ich will dir für immer zu Diensten sein und dir auch dabei helfen, wenn du deinen eigenen Bau erweiterst, du weißt ich bin ein guter Gräber!“
Der Fuchs schien nachzudenken, dann willigte er ein, nicht ohne vorher dem Kaninchen ein paar Schmeicheleien zu sagen, damit es ihm vertraute und unterwegs zu dem Fuchsbau nicht doch noch das „Hasenpanier“ ergriff, denn er litt in letzter Zeit unter Atemnot und hatte nicht die geringste Lust auf eine Hetzjagd mit ungewissem Ausgang. So redete er auf das Kaninchen ein, was für ein schönes weiches Fell es hätte und wie schmusig und mollig es im Winter zu zweit beim Kuscheln wäre, während draußen außerhalb des Baues der Frost alles Leben erstarren ließ. Das konnte sich unser Klopfer gut vorstellen und so hoppelte er völlig ahnungslos und vertrauensselig in sein Verderben.
Denn im Fuchsbau angekommen, ging ihm Reineke an die Kehle. Gierig verschlang er Fleisch und Innereien, das Fell jedoch leckte er schön sauber und bereitete sich darauf sein Lager.
„Sagte ich es doch,“ knurrte er vor sich hin, „mollig und schmusig!“

Wir lernen daraus: wenn dich schon deine Freunde im Stich lassen, dann traue erst nicht deinem Feind auch dann nicht, wenn er dich schmeichelnd umwirbt!

Keine Kommentare: